Missionar in Afrika: Diesen Lebenstraum hatte Alfons Brunner schon lange bevor er mit 28 Jahren die Priesterweihe empfing. Wenige Tage vor seinem 85. Geburtstag, welchen er am 7. April bei stabiler Gesundheit und geistiger Frische in der Mariannhiller Hausgemeinschaft in Würzburg feiern kann, blickt er im Gespräch mit der Oberpfalz-Medien-Redaktion zurück: "Es war mein Leben. Das wollte ich so haben."
Von den insgesamt 52 Jahren in der Diözese Bulawayo in Simbabwe war Brunner über 30 Jahre lang auf verschiedenen Missionsstationen im Busch eingesetzt. Im Dezember 1967 machte sich der Pater nach Simbabwe (damals noch Rhodesien) auf. Ungeplant erfolgte im Oktober 2020 die plötzliche und endgültige Heimkehr nach Deutschland mit nur einem Koffer. Denn eigentlich wollte er nach einer Herzoperation wieder zurück. Doch die OP war mittels guter Medikamente nicht nötig, eine ärztliche Überwachung aber weiterhin angebracht. Und diese ist in Simbabwe nicht zu leisten.
Kritik an Regierung
"Das Land ist total kaputt", stellt der Missionar fest. Während das frühere Rhodesien (britische Kolonie) die "Kornkammer Afrikas mit florierendem Bergbau" gewesen sei, ging es nach dem Bürgerkrieg stetig bergab. "1980 wollten die Afrikaner frei sein, waren aber nicht vorbereitet." Seine Kritik: "Die rhodesische Regierung hätte die Afrikaner mit in die Verantwortung hineinnehmen sollen." Im gleichen Jahr erhielt Brunner den Auftrag, die zwei Jahre geschlossene Missionsstation Ekuseleni, rund 130 Kilometer östlich von Bulawayo, wieder zu eröffnen. Er war dort der einzige Europäer, fühlte sich aber sehr wohl. "Unsere Arbeit wurde nicht behindert, wenn wir den Mund nicht zu weit aufmachten." Selbst dem Bischof sei die Kritik an Diktator Mugabe nicht gut bekommen. Der Busch-Missionar musste miterleben, wie die Menschen immer weniger zum Leben hatten.
Im Jahr 2000 kehrte Pater Brunner in die Stadt Bulawayo zurück und war hier auch fünf Jahre als Stadtpfarrer tätig. Schon im "Ruhestandsalter" folgten zehn Jahre als Seelsorger für die Schwesterngemeinschaft und das Waisenhaus in Bushtick und ab 2012 übernahm er auch die Seelsorge im Altenheim in Bulawayo. "Ich hab meinen Teil für das Reich Gottes geleistet", stellt er fest. Zehn Jahre lang fuhr er wöchentlich zweimal mit dem von der Heimatpfarrei gesponserten Auto in das 62 Kilometer entfernt liegende Kinderheim. Unvergesslich bleiben die Gottesdienste mit Improvisation, Trommeln und Gesängen.
1936 in Oberviechtach geboren, wuchs Alfons Brunner zusammen mit fünf Geschwistern auf. Nach der Volksschule wechselte er an das Bischöfliche Knabenseminar in Straubing, wurde Schüler am Mariannhiller Studienseminar in Lohr am Main und studierte ab 1958 Philosophie und Theologie in Würzburg. Die Priesterweihe folgte im März 1964 und ab 1967 dann der Einsatz in Afrika. Hier musste er sich nicht nur als Seelsorger, sondern auch als Internatsleiter, Mechaniker, Kaufmann und Landwirt beweisen. Die Wertschätzung und auch finanzielle Unterstützung der Heimatpfarrei waren dabei oft ein Ansporn. Eine Freude für ihn war es, wenn er beispielsweise den Internatsschülern die Bücher kostenlos zur Verfügung stellen oder wenn das Futter für die Milchkühe selber angebaut werden konnte. Die Verknüpfung von Mission und praktischer Entwicklungshilfe brachte mehr Ansehen und mehr Taufen. Der Mariannhiller freut sich, dass die Arbeit nicht umsonst war: "Trotz der schweren Zeiten wächst die Kirche und die Arbeit geht weiter." Und er betont: "Die Afrikaner machen es anders, aber auch gut. Wir haben die Kirche eingepflanzt und sie wächst ständig."
Pater Alfons Brunner 2012 auf Heimaturlaub in Oberviechtach
Ersatzteile im Koffer
Alle drei Jahre war ein Heimaturlaub angesetzt. Diesen nutzte der Oberviechtacher oft dazu, sich gesundheitlich durchchecken zu lassen, oder sich von Krankheiten (wie Malaria) zu erholen. Aber auch, um Ersatzteile aus der Werkstatt des jüngeren Bruders für sein Auto mit nach Afrika zu nehmen. "Einmal war es ein Schaltgestänge, welches ich in der Mitte durchsägte, damit es in den Koffer passte", erinnert sich Kfz-Meister Hans Brunner, verbunden mit einem Lob: "Alfons hat sich immer gut helfen können und auch alle Reparaturen im Busch gemeistert." Aus gesundheitlichen Gründen bleibt der Afrikamissionar nun gerne in Deutschland. "Auch wenn ich die Leute und die Kultur vermisse. Aber ich kann mich Gott sei Dank leicht in neue Situationen einfügen." Jetzt freut er sich auf einen Besuch in der Heimatstadt.
„Die Afrikaner machen es anders, aber auch gut. Wir haben die Kirche eingepflanzt und sie wächst ständig.“
"Es war mein Leben. Das wollte ich so haben."
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