Es war schon etwas Spektakuläres, als Alois Niederalt, 1911 in Niedermurach geboren, im Dezember 1962 vom damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer als Bundesratsminister in das Kabinett berufen wurde. Niederalt war zu diesem Zeitpunkt schon neun Jahre CSU-Abgeordneter des Wahlkreises Cham, aber Adenauers Entscheidung kam auch für den Politiker aus dem Grenzland selbst völlig überraschend.
Den politischen Aufstieg des Niedermuracher „Bauernbuben“, wie sich Niederalt selbst nannte, zeichnete Georg Lang bei einem Vortrag nach, zu dem das Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum in die Marktmühle eingeladen hatte. Museumsleiter Wilfried Neuber konnte hierzu auch den Sohn des ehemaligen Bundespolitkers, Dr. Werner Niederalt, und dessen Gattin Ulrike willkommen heißen, die aus Pullach angereist waren.
Ursprünglich sollte Alois Niederalt Geistlicher werden. Das war die Zielsetzung, als er von der Volksschule in Niedermurach an das Humanistische Gymnasium in Straubing wechselte. Die Präsentation von Georg Lang zeigte mit zahlreichen Fotos aus dem Familienarchiv Niederalt nicht nur die familiäre Einbettung auf, sondern auch den Werdegang in „Schule, Studium und Militär“. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität München war Niederalt als juristischer Beamter in Wolfratshausen und Bad Reichenhall tätig. In jener Zeit gründete er mit Carola Rittner seine Familie, aus der drei Söhne hervorgingen.
600 Kilometer mit VW-Käfer
Nach dem Krieg, in dem er zwei Jahre in Russland eingesetzt war, kehrte er in den Dienst als Staatsbeamter zurück, wo er schließlich an die Bayerische Vertretung in der neuen Hauptstadt Bonn kam. In jener Zeit reifte bei ihm der Gedanke, dass er als Politiker mehr bewegen könnte als in der Beamtenstellung. 1953 wählten ihn die Bürger des Wahlkreises Cham ins Parlament. Die Landkreise Cham, Waldmünchen, Neunburg, Nabburg, Oberviechtach und Vohenstrauß machten diesen Wahlkreis mit 220 Gemeinden aus. Die über 600 Kilometer Fahrt mit dem VW-Käfer von der Hauptstadt Bonn in den Grenzlandwahlkreis gehörten zum festen Programm des Abgeordneten, der sich im Haushaltsausschuss früh einen Namen als Finanzpolitiker machte. Bei diesem Profil war auch Adenauer auf ihn aufmerksam geworden. Der Kanzler qualifizierte Niederalt 1962 bei der Berufung ins Kabinett als einen „Mann ersten Ranges, von großem Wissen und Können und von großer Uneigennützigkeit“.
Mit Kennedy und Queen
Den Minister für Angelegenheiten des Bundesrats und der Länder stellte Georg Lang als ein Bindeglied zwischen der Bundesregierung und dem Bundesrat vor. Verhandlungen mit allen Ministerpräsidenten der Bundesländer im Rahmen des föderalistischen Gewaltenteilungsprinzips gehörten ebenso zu den Aufgaben des Ministers wie repräsentative Funktionen, etwa bei den Staatsbesuchen des US-Präsidenten Kennedy oder der Queen. Mit zahlreichen Folien wurde dieses breit gefächerte Tätigkeitsgebiet des Bundespolitikers belegt, der aber andererseits seine Verpflichtung gegenüber der Heimat nicht aus dem Auge verlor. Der Ehrenname „Vater des Grenzlands“ und die Verleihung mehrerer Ehrenbürgerschaften belegen seine Verdienste bei der Entwicklung der einst strukturschwachen Region. Maßgeblich setzte er sich für die Errichtung der Kasernen in Neunburg, Nabburg und Oberviechtach ein. In zwei Wahlpublikationen belegte der CSU-Politiker die Fördermittel, die insbesondere beim Straßen- und Schulhausbau von Roggenstein bis Furth im Wald in den Wahlkreis geflossen sind.
Nach dem Ministeramt von 1962 bis 1966 war Niederalt noch bis 1969 Bundestagsabgeordneter. Für eine weitere Wahl trat er nicht mehr an, hielt aber von Pullach aus die Verbindung zu seiner Geburtsheimat aufrecht. 1991 konnte Bürgermeister Wilfried Neuber den 80-Jährigen noch als Schirmherrn für das Oberviechtacher Heimatfest gewinnen. Alois Niederalt starb 2004 in Pullach. „Es ist schon bemerkenswert, dass 15 Jahre nach seinem Tod und 50 Jahre nach dem Ende der politischen Laufbahn noch so ein Interesse besteht“, merkte Sohn Werner Niederalt in seinem Schlusswort zur Resonanz der Museumsveranstaltung anerkennend an.














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