Zucker, Mehl, Öl und Schokolade, dazu Hygieneartikel und ein Malbuch mit Stiften. Ein Paket der 29. Johanniter-Weihnachtstrucker-Aktion hat laut Packliste einen Wert von etwa 30 Euro. Cornelia Eckl aus Zeinried sammelte 27 Pakete ein und brachte diese bis Mitte Dezember bei der Spedition Schreglmann in Oberviechtach vorbei (wir berichteten). Die zwei Sattelschlepper mit jeweils 1540 Hilfspaketen an Bord starteten am Zweiten Weihnachtsfeiertag zusammen mit weiteren neun Lkws im Godelmann-Konvoi nach Zentralrumänien. Alois Schreglmann, Seniorchef der Firma "Internationale Transporte Schreglmann GmbH" ist seit zehn Jahren an Bord. Vorher, ab 1989, transportierte er bereits Hilfslieferungen aus Oberviechtach in die Ukraine (Riwne). Die Johanniter-Aktion 2022 umfasste neben Rumänien auch die Ukraine, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Albanien und die Republik Moldau.
Fahrzeit und Trucks werden nicht bezahlt, die Speditionen bekommen lediglich die Spritkosten erstattet. "Das tut uns nicht weh, wir müssen ja nur unsere Freizeit opfern", stellt Alois Schreglmann fest. Hochachtung habe er vor den Menschen, die Pakete packen oder einsammeln. "Leute, wie die Frau Eckl, die tun viel. Wir hocken ja im Lkw nur quasi vorm Bett und schauen zum Fenster raus." Dass dem nicht so ist, zeigen Fotos der nicht einfachen Straßenverhältnisse in Rumänien. Auch sind dort viele noch mit Esel oder Pferden am Holzkarren unterwegs. Am Steuer wurde Schreglmann wieder von Manne Nickl abgelöst. Den zweiten Lkw steuerten Julian Leopold und Michael Ebent, beide auch schon mehrmals mit von der Partie.
Am 26. Dezember, um 4.30 Uhr, starteten die zwei 40-Tonner mit je 23 100 Kilogramm Ladung. Erstes Etappenziel war Passau. Hier trafen sie auf weitere neun Lkws für den Godelmann-Konvoi mit insgesamt 16 800 Paketen. Das Unternehmen aus Högling unterstützt die Johanniter-Weihnachtstrucker-Aktion seit 15 Jahren. Federführend ist Betriebsleiter Ulrich Bauriedl, der über Monate hinweg organisiert, koordiniert und Kontakte hält. "Wir sind eine zusammengewürfelte Truppe unserer Partnerspeditionen. 90 Prozent sind jedes Jahr dabei", erklärt Bauriedl. Er verteilte in Passau die Papiere für Maut-Befreiung, Sonntags-Ausnahmegenehmigung sowie Fahrtroute und Abladestellen.
Jeweils vier Lkw's blieben durch Österreich und Ungarn zusammen und schafften es am ersten Tag bis kurz hinter die rumänische Grenze. Bauriedl hielt im Begleitfahrzeug Kontakt zu den Konvoiführern, darunter auch zu Alois Schreglmann. Am zweiten Tag ging es zu den Zieladressen in Siebenbürgen (Transsylvanien), erwartet von deutschsprachigen Kontaktpersonen.
Drei Abladestellen
Die Schreglmann-Lkws hatten drei Orte auf der Liste. An einer Tankstelle in Jigodin Bai luden sie einen Teil der Pakete in Abholfahrzeuge um. Nächste Station war ein Kloster der Mallersdorfer Schwestern in Odorheiu-Secuiesc (Bezirk Harghita), einer Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit Schulunterricht und Essensverpflegung. Angefahren wird seit Jahren auch das Jugenddorf Lokod, das Herbert und Elke Flöck im Rahmen des von ihnen gegründeten örtlichen Projekts "LIA e.V." betreiben. Sie bieten Waisenkindern und Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen ein Zuhause samt Werkstätten und Beratungszentrum. Die beiden Deutschen verteilen zudem Pakete an hilfsbedürftige Familien und Einzelpersonen in der Region. Aber auch Kolping und Caritas sowie orthodoxe Pfarrer und die unitarische Kirche Siebenbürgen sind in der Verteilerstruktur enthalten. "Diese stellen Listen mit Bedürftigen auf und wir nennen kurz vor Weihnachten unsere Zahlen", berichtet Bauriedl.
Einbruch im Ukraine-Krieg
2022 schaute es nicht gut aus. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine explodierten die Preise, einige Grundnahrungsmittel wie Öl und Mehl wurden knapp. Um den befürchteten Einbruch bei den Spendenpaketen abzufedern, aktivierte der Betriebsleiter die Godelmann-Belegschaft. Die Lagerhalle wurde zur Packstraße umfunktioniert, und im ehrenamtlichen Einsatz waren nach einem halben Tag 4500 Hilfspakete fertig. Diese Aktion gab es auch schon in den Vorjahren, allerdings mit "nur" 1500 bis 3000 Paketen. "Wir konnten damit auch heuer in der gewohnten Menge nach Rumänien aufbrechen", freut sich Bauriedl und ergänzt nachdenklich: "Es war wieder eine Zeitreise für mich. Am 24. Dezember sitzen wir unterm Christbaum und kurze Zeit später hocken wir im Elend."
Vor der Coronapandemie wurden auch Bergdörfer in den Karpaten besucht und trotz oft schneeglatter Straßen die Geschenkpäckchen den Familien direkt übergeben. Dort sind besonders die Wintermonate hart, viele Menschen wohnen beengt in alten Hütten ohne jeglichen Komfort. Eindrücke, die den Weihnachtstruckern unvergessen bleiben. "Die Situation ist beschämend für ein EU-Land in der heutigen Zeit", sagt Alois Schreglmann. "Gegenüber den Menschen dort, leben bei uns die Viecher in einem Fünf-Sterne-Hotel." Er berichtet aber auch von der oft erlebten herzlichen Gastfreundschaft. "Eine Frau, die selber nicht viel hat, backte für uns Kuchen." Lohn für die Fahrer sind auch leuchtende Kinderaugen. "Wir in Deutschland brauchen uns trotz Inflation nicht zu beschweren", stellt Michael Ebnet fest. Er war ebenfalls schon vor 2020 mit auf Tour, also vor den Corona-Abstandsregeln. Seither ist der persönliche Kontakt zu den Familien bei der Übergabe der Päckchen auf ein Minimum beschränkt.
Dass diesmal nur große Abladestellen angefahren werden mussten, beschleunigte die Aktion. Zudem lag selbst im bergigen Grenzland von Siebenbürgen kein Schnee. In den Vorjahren war der Godelmann-Konvoi mindestens eineinhalb Tage länger unterwegs. Die Schreglmann-Trucks starteten die Rückfahrt ab Lokod schon am 28. Dezember morgens um 8 Uhr. Ohne Stau an der rumänisch-ungarischen Grenze ging es zügig voran. Nach einer strammen Tagesetappe von rund 1600 Kilometern rollten die Trucks um 3.30 Uhr auf das Betriebsgelände in Oberviechtach. Jeder der vier Fahrer saß für die Weihnachtsaktion rund 20 Stunden am Steuer, übernachtet wurde in den Schlafkabinen. Jeder Lkw hatte mit Beladung und Abladung rund 3410 Kilometer am Tacho. "Die Organisation waren wieder super", lobt Alois Schreglmann den Einsatz von Ulrich Bauriedl. Dieser war besonders gefordert, als ein Lkw des Godelmann-Konvois unter Volllast liegenblieb, abgeschleppt und die Fracht umgesattelt werden musste.
Trotz der Arbeit hinterm Steuer sind es die dankbaren Gesichter der Menschen, welche den Truckern echte Weihnachtsfreude bescheren. "Ich freue mich das ganze Jahr darauf, dass ist für mich erst der Jahresabschluss", sagt Julian Leopold. Das Schreglmann-Team will bei der 30. Johanniter-Weihnachtstrucker-Aktion wieder mit dabei sein. Ebenso wie Cornelia Eckl mit ihrer Paket-Sammelstelle in Zeinried.
Firma Godelmann unterstützt Johanniter-Weihnachtstrucker-Aktion
- Godelmann-Betriebsleiter Ulrich Bauriedl koordiniert seit 15 Jahren die Unterstützung der Johanniter-Weihnachtstrucker-Aktion für den Bereich Ostbayern.
- Mit VW-Bussen werden kurz vor Weihnachten über 300 Sammelstellen (Oberpfalz und Niederbayern) angefahren. Partnerspeditionen übernehmen den Transport nach Rumänien.
- Jedes Jahr im Dezember packen Mitarbeiter ehrenamtlich Tausende Hilfspakete im Werk ein.
- Das Engagement von Godelmann läuft ganzjährig: In Rumänien (Siebenbürgen) wurde ein Logistikzentrum mit einer Halle gebaut, um gesponserte oder über die Johanniter angekaufte Hilfsgüter lagern zu können.
- 2022 organisiert Ulrich Bauriedl vier Transporte nach Rumänien mit insgesamt 14 Lastzügen, davon elf Lkws als Weihnachtstrucker. Die nächste Tour startet Ostern 2023.
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