Oberviechtacher Drahtwerk plant Freiflächen-PV-Anlage

Oberviechtach
22.11.2022 - 16:28 Uhr
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Die DLB Oberviechtach will die Energie für die Produktion selber erzeugen. Der Stadtrat sieht das positiv und stellt den Bebauungsplan auf. Die PSV-Pferdekoppel muss dafür weichen.

Auf dieser Wiese am Sandradl, angrenzend an das DLB-Drahtwerk (im Hintergrund), soll eine Freiflächen-PV-Anlage entstehen. Der Pferdesportverein hat die Fläche derzeit als Koppel gepachtet.

„Es ist notwendig, neue Wege für die Energiebeschaffung zu gehen“, sagte Betriebsleiter Ingo Neumann von der DLB Oberviechtach GmbH & Co. KG in der Sitzung des Stadtrates. Die Energiekrise habe dazu geführt, „dass wir 2022 rund 2,5 Millionen Euro mehr an Stromkosten haben“. Neumann war für einen kurzen Sachvortrag eingeladen, nachdem ein Antrag des Drahtwerks auf Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage auf den Grundstücken 1212/13 und 1212/15 (jeweils Teilfläche) im Umfang von rund 20 000 Quadratmetern (zwei Hektar) vorliegt. Die DLB ist Eigentümer der beiden Grundstücke (insgesamt 35 584 Quadratmeter), die im Flächennutzungsplan als „Industriegebiet“ dargestellt sind. Falls weitere Betriebsgebäude errichtet werden, würden die PV-Module aufs Dach wandern.

Neumann begründe den Antrag damit, dass der Fertigungsstandort und die aktuell 111 Arbeitsplätze langfristig gesichert und die Wettbewerbsfähigkeit ausgebaut werden sollen. Die DLB stellt Drähte und Litzen für einen boomenden Markt (E-Mobilität, Wind- und Solarenergie, Öl- und Erdgasförderung, Automatisierungstechnik) her. Mittelfristiges Ziel sei es, 90 Prozent des Energiebedarfs am Standort ohne fossile Brennstoffe selbst zu erzeugen. Aber auch Energiesparen ist ein Thema. Seit Übernahme des Drahtwerks Krämer in 2018 wurden alleine sieben Millionen Euro in energieeffiziente neue Maschinen investiert. Als weiteren Schritt sollen nun PV-Module auf der angrenzenden Freifläche sowie zusätzlich auch auf den neueren Hallendächern (circa 6000 Quadratmeter) installiert werden.

„Wir wollen die Energie nicht ins Netz einspeichern, sondern für uns nutzen“, stellte Ingo Neumann klar. Damit schone die Firma die öffentliche Stromversorgung und auch die Ölheizung könnte stillgelegt werden. „Das Vorhaben fällt nicht unter die Sperrwirkung aus dem Bürgerentscheid vom 31. Juli 2022“, informierte Andreas Mandl, Leiter des städtischen Bauamts, „denn auf den zu überplanenden Flächen werden keine landwirtschaftlichen Erzeugnisse produziert.“ Auch die Pensionstierhaltung – der Pferdesportverein hat die Fläche als Koppel gepachtet – falle nicht darunter. Mit der geplanten PV-Anlage werden nach Abstimmung mit der Unteren Bauaufsichtsbehörde die Vorgaben des Flächennutzungsplans eingehalten, so Mandl.

Nachdem die betroffene Fläche als „Außenbereich im Innenbereich“ gewertet wird, ist die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans notwendig. Der Beschluss dafür fiel im Gremium einstimmig aus. „Der Stadtrat wäre verrückt, wenn er die Investition zurückweisen würde“, sagte CSU/CWG/JU-Fraktionssprecher Alexander Ried. Und auch Thomas Teich (PWG/JW) meinte an Ingo Neumann gewandt: „Wir sind sehr froh, dass die DLB in der Stadt investiert und auch über die offene Kommunikation.“ Peter Forster (SPD) stellte noch fest, dass das Drahtwerk der größte Arbeitgeber in Oberviechtach sei.

Mit Pferdesportverein gesprochen

„Ihr Energieplan macht Sinn“, führte Günter Gilch an und fragte, ob die PV-Anlage statt niedrig aufgeständert auch als Agri-PV mit einer Höhe von sechs bis acht Metern möglich sei, „dann könnte man die Pferde darunter laufenlassen“. Der Betriebsleiter winkte ab: „Wir müssen die Kosten im Blick haben.“ Man habe sich aber mit dem Pferdesportverein intensiv ausgetauscht. Wie der Bürgermeister bestätigte, habe es einige Gespräche mit dem PSV-Vorsitzenden gegeben. Eventuell könnte der Verein eine Schleife hinter dem DLB-Werk nutzen, was die Firma angeboten habe. „Es gilt, Interessen abzuwägen“, so der Bürgermeister.

Der DLB-Betriebsleiter informierte noch über eine weitere Vision: So soll der hohe Energiebedarf langfristig zu 100 Prozent aus regenerativer Energie selbst erwirtschaftet werden. Für diesen Weg sei die Nutzung der Abwärme im Kühlturm (auch für externe Verbraucher möglich) sowie der Einsatz von Windenergie und auch von Grünen Wasserstoff (Umwandlung in Strom mittels Brennstoffzelle) im Gespräch.

 
 

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