Mit Käpten Knitterbart ist den Ovigo-Theaterleuten ein großer Wurf gelungen. Wer die Vorstellung versäumt hat: Am Sonntag, 15. Oktober, 15 Uhr machen die Piraten nochmals im Emil-Kemmer-Haus Station. Danach kommen sie auch nach Winklarn.
Die Piratengeschichte beginnt ganz harmlos mit einer Leseszene. „Ich bin auf einem Segelschiff und ich höre das Wasser“, erzählt der Junge (Erasmus Gerhards) seinem Freund (Daniel Adler), der am Anfang die Phantasien seines Kameraden in Frage stellt. Doch dann schlüpfen die beiden Jungen immer mehr in die Rolle von Piraten mit Messer und Pistole. Die Zuschauer erleben die Szene auf einem Dachboden, der vollgestopft ist mit Gerümpel, das sich aber zusehends als reicher Fundus für den abenteuerlichen Ausflug in ein phantasievolles Piratenabenteuer entpuppt. „Mir gehört sogar das Schiff, ich bin Käpten Knitterbart“, beansprucht jetzt der andere Junge die Führungsrolle. Das Geschehen nimmt Fahrt auf, als der Käpten mit knittrigem rotem Bart und Mantel ausgestattet wird. Das Holzbein, das ebenfalls zu einer solchen Figur gehört, findet im Überzug eines Nylonstrumpfes eine gelungene Imitation.
Begeisterung von Anfang an
Die neue Ovigo-Inszenierung von Florian Wein geht zurück auf Cornelia Funkes Bestseller „Käpten Knitterbart und seine Bande“ in der Bühnenbearbeitung von Stefan Dehler. Bei der Oberviechtacher Premiere am Sonntag im Emil-Kemmer-Haus war es eine Freude zu sehen, wie die Kinder von Anfang an begeistert mitgingen. Sie fanden sich sofort in der Welt der gefürchteten Piratenbande zurecht, die auf den Weltmeeren Angst und Schrecken verbreitet, immer entwickelt aus der Erfahrungswelt der Kinder. Die Prozedur des Schlotterns musste beispielsweise erst erlernt werden.
Spannung kommt auf, als die Bande von Käpten Knitterbart vorgestellt wird. In dem Zweipersonenstück ist Daniel Adler der Käpten, während Erasmus Gerhards nach und nach in Rollen der übrigen Bandenmitglieder schlüpft. Steuermann ist der fiese Freddy, hinzu kommen der betrunkene Clown Hein mit der roten Nase und Harald, die Holzhand. Den Schiffskoch Säbeltom spielt Erasmus Gerhards exzellent aus, als er dem Käpten abstruse Gerichte wie „Gebackenen Pinguin auf Zwieback“ im Akzent eines französischen Spitzenkochs anbietet. „Zwanzig andere wilde Kerle“ beleben dem Namen nach die Szene, bevor Käpten Knitterbart sich unter die Zuschauer mischt und „unter den feinen Damen und Herren Opfer“ sucht.
Die Phantasie beflügelt
Eine neue Figur kommt ins Spielgeschehen, als die Piraten ein kleines Schiff entern und hierbei ein Mädchen kidnappen. Molly erscheint als Marionette, die den Piraten aber das Fürchten lehrte. Denn sie ist keineswegs bereit, Sklavendienste wie Kartoffel schälen, Segel flicken und Deck schrubben zu übernehmen und gibt den Piraten immer wieder Contra. Molly ist kein gewöhnliches Mädchen, sondern sie ist die Tochter der „wilden Berta“ und das ist die „gefürchtetste Piratin der Weltmeere“. Molly setzt eine Flaschenpost ab, die ihr Ziel nicht verfehlt. Als der „blaue Hein im Ausguck“ das Schiff der „wilden Berta mit ihrer Frauenschaft“ herankommen sieht, da kriegen Knitterbart und seine Piraten das große Schlottern. Molly wird befreit und jetzt müssen die Piraten als Strafe Deck säubern und Stiefel putzen.
Nach der Vorstellung dürfen die Kinder auf die Bühne. Die Marionette der adretten Molly hat es ihnen angetan. Den beiden Darstellern ist es mit ihrem spannenden Spiel gelungen, die Phantasiewelt der jungen Zuschauer ab fünf Jahren zu beflügeln.














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