Das mit dem "Austritt" ist wohl eher eine Interpretationssache. Dazu muss man wissen, dass es bei der Parteilosen Wählergruppe (PWG) keine formelle Mitgliedschaft wie bei den Parteien gibt und auch kein Mitgliedsbeitrag erhoben wird. PWG-Ehrenvorsitzender Wilfried Neuber erläutert das System: Bei jeder Nominierungsversammlung erklären die Teilnehmer auf einer Anwesenheitsliste per Unterschrift, dass sie die Ziele der PWG unterstützen und gelten damit als formelle Anhänger der PWG. "Ich habe keinen schriftlichen Aufnahmeantrag unterschrieben, bin also nicht eingetreten und kann deshalb auch gar nicht austreten", interpretiert Heinz Weigl für sich.
"Mitarbeit ruht"
"Ich arbeite aber nicht mehr in der PWG mit und bin seit etwa einem Jahr auch nicht mehr in den Fraktionssitzungen gewesen", räumt der PWG-Bürgermeister und langjährige PWG-Fraktionssprecher unumwunden ein. Es habe "einige Vorfälle" gegeben, die ihn dazu bewogen haben, so Weigl. Die Kindergarten-Diskussion sei jedenfalls nicht ausschlaggebend gewesen. Über Details will er aber nicht reden. Weigl: "Es gibt keine schmutzige Wäsche zu waschen". Und weiter: "Ich werde im Herzen immer PWG-ler bleiben, lasse aber jetzt nach 30 Jahren in der Kommunalpolitik meine Mitarbeit ruhen".
Der Sprecher der Bürgermeister-Fraktion, Josef Lohrer, hat Weigls Entschluss über den PWG-Vorsitzenden Michael Preiß erfahren. Öffentlich dazu äußern will er sich nicht, nur so viel: "Ich habe es zur Kenntnis genommen und finde es bedauerlich, besonders dass das Thema Kindergarten solche Ausmaße annimmt".
Bedauern und Sorge
Vorsitzender Michael Preiß informiert auf Anfrage von Oberpfalz-Medien, dass Weigl per Mail mitgeteilt habe, dass er die "Mitgliedschaft", welche es ja so im strengen Sinn wie bei anderen Parteien bei der PWG nicht gibt, beendet habe. Ob das für immer oder nur zeitlich befristet ist, gehe aus der Mail nicht hervor. Die Gründe dafür finden sich nach der Vermutung von Preiß wohl überwiegend in der derzeitigen Situation im Stadtrat; ein persönliches Gespräch zwischen ihm und Weigl habe seither nicht stattgefunden. In einem Rundmail an die PWG-Freunde und öffentlich dann auch bei der Versammlung der PWG-Ortsteile im November hatte Preiß bereits darüber informiert, dass "der Bürgermeister die Gruppe verlassen hat" und zur Geschlossenheit für die anstehenden Herausforderungen appelliert. Gleichzeitig habe er aber auch das Bild beklagt, das die PWG derzeit nach außen abgebe. PWG-Ehrenvorsitzender und Altbürgermeister Wilfried Neuber "bedauert es sehr, dass Heinz Weigl die Gruppe, die ihn in den Sattel gehoben hat, auf diese Art und Weise verlässt". Neuber zum Thema "Austritt": Weigl habe mehrmals erklärt, dass er dieser Vereinigung nicht mehr angehört, er habe sich klipp und klar von der PWG distanziert.
Ich bedauere es sehr, dass Heinz Weigl die Gruppe, die ihn in den Sattel gehoben hat, auf diese Art und Weise verlässt.
Seit 62 Jahren arbeitet die Parteilose Wählergruppe Oberviechtach (PWG) nach dem Motto: „Heimat gestalten – Wir stehen für eine lebendige und lebenswerte Stadtgemeinde“. Die Stadtgeschichte Oberviechtachs wurde seit der Gründung im Jahre 1956 von Bürgermeistern und Stadträten der PWG maßgeblich mitgeprägt. Im Jahre 1956 wurde die Gruppe von Georg Neuber, dem Vater von Altbürgermeister Wilfried Neuber, zusammen mit weiteren parteipolitisch ungebundenen Bürgern im Café Weigl aus der Taufe gehoben. Gleich beim ersten Auftreten bei der Kommunalwahl 1956 zogen drei Kandidaten in den Stadtrat ein und mit Fritz Roßmann (1956 bis 1960) konnte sogar der neue Bürgermeister gestellt werden.
Als PWG-Bürgermeister folgten Georg Neuber (1960 bis 1977), sein Sohn Wilfried Neuber (1989 bis 2008) und seit 2008 Heinz Weigl. Zwischen Georg und Wilfried Neuber war Josef Spichtinger (CSU) zwölf Jahre lang Stadtoberhaupt. Ehrenbürger Otto Lehner, Adolf Zinkl, Katharina Schießl, Johann Winklmann und Josef Blödt sind Namen, die aus der PWG-Kommunalpolitik nicht wegzudenken sind. Gegenwärtig gestalten Christa Zapf, Josef Lohrer, Johann Rossmann und Udo Weiß auf Seiten der PWG die kommunalen Geschicke Oberviechtachs mit. Die kommunalpolitische Ära von Heinz Weigl begann am 1. August 1989 als Nachrücker in den Stadtrat für den neu gewählten Bürgermeister Wilfried Neuber. Zehn Jahre lang war Weigl auch Fraktionssprecher und sechs Jahre lang dritter Bürgermeister, bis er 2008 auf den Chefsessel gewählt wurde.
Das Amt des Vorsitzenden der PWG, das Heinz Weigl 2006 von Josef Blödt übernommen hatte, übergab er 2015 an Michael Preiß. (kö)
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