Bei der Jahreshauptversammlung der "Scharfschützen" Oberviechtach wurde neben den turnusmäßigen Neuwahlen und dem Rückblick auf die Schießveranstaltungen auch über die derzeit noch laufenden Rechtsangelegenheiten informiert. Laut Pressemitteilung übernahm diesen Punkt der dritte Schützenmeister Alexander Klier. Streitpunkte sind nach wie vor die Verpachtung der Schießstände, die Pfändung des Vereinskontos und der Ausschluss von Mitgliedern aus dem Verein.
Die internen Vorgänge rund um den Bau einer neuen Schießanlage sowie auch die Prüfung durch das Finanzamt wurden 2019 vom zweiten Schützenmeister Günter Gilch öffentlich gemacht und dabei die Vorgehensweise des damaligen ersten Schützenmeisters kritisiert. Dieser, und auch dessen Bruder, der beim Bau der neuen Schießstände mit vielen Arbeitsstunden involviert war, wurden aus dem Verein ausgeschlossen. Zum neuen ersten Schützenmeister wurde 2020 Achim Schallmoser gewählt.
Unterlassungsklage erledigt
Der Rausschmiss traf auch dritten Schützenmeister Tobias Ehrenfried. Dieser wehrte sich daraufhin gerichtlich gegen die Behauptung, dass er vereinsschädigend gehandelt habe, nachdem er als Vorstandsmitglied einen Vertrag zur Vermietung der Großkaliberschießanlage (50 Meter und 100 Meter) mit unterschrieben hatte. Mit dieser Unterlassungsklage gegen die "Scharfschützen" ist Ehrenfried allerdings gescheitert.
"Das Gericht folgte unserer Argumentation, dass die nicht autorisierte Verpachtung von Schießständen als vereinsschädigend einzustufen und der damit begründete Vereinsausschluss regel- und satzungskonform vollzogen und daher rechtskräftig ist", so Alexander Klier. Dem widerspricht Tobias Ehrenfried und betont auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien: "Das Gericht stellte weder fest, dass der Vertrag nicht autorisiert gewesen wäre, noch dass ich den Verein geschädigt hätte. Dies wurde schlichtweg nicht geprüft, sondern nur die Einhaltung der Fristen beim Ablauf des Ausschlusses." Das Amtsgericht Schwandorf habe seine Klage beim Urteil im September 2021 (liegt der Redaktion vor) mit der Feststellung abgewiesen, dass die Bewertung der Tatsachen zum Vereinsausschluss nicht dem Gericht obliegen, sondern Sache der Vereinsautonomie sind. Nach Erhalt der schriftlichen Urteilsausführung habe er seine Berufung zurückgezogen. Wie Tobias Ehrenfried gegenüber der Redaktion betont, habe er immer versucht, ausgleichend zwischen dem damaligen ersten Schützenmeister und dem zweiten Schützenmeister zu vermitteln, "leider erfolglos und nicht ohne einen persönlichen Schaden", wie er sagt.
Während diese Angelegenheit gerichtlich abgeschlossen ist, sind zwei weitere Sachverhalte noch nicht abschließend geklärt. Laut Alexander Klier "versucht der ehemalige erste Schützenmeister den Pachtvertrag gegen den Schützenverein durchzusetzen". Diesbezüglich habe bis dato eine Güteverhandlung stattgefunden: "Diese führte zu zwei Vergleichsvorschlägen, die dem ehemaligen Schützenmeister einen wöchentlichen Schießtag mit fünf Begleitern eingeräumt hätten". Diese Vergleichsvorschläge sind laut Klier von der gesamten Vorstandschaft einstimmig und von der Mitgliederversammlung mit drei Enthaltungen abgelehnt worden.
Vereinskonto gepfändet
Wie der dritte Schützenmeister weiter informiert, "setzt sich der Verein seinerseits mit einer Schadenersatzklage an die Adresse des ehemaligen Schützenmeisters und von dessen Bruder gegen die Pfändung des Vereinskontos zur Wehr". Nach der Verhandlung vor dem Landgericht in Amberg sind die beklagten Brüder in Revision vor dem Oberlandesgericht in Nürnberg gegangen. Ein Verhandlungstermin ist derzeit noch nicht festgesetzt. "Es ist ein laufendes Verfahren, wir sollten das Ergebnis abwarten", fasst sich der Bruder des früheren Schützenmeisters auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien recht kurz. Eine offizielle Stellungnahme wollen die Beiden erst nach der Gerichtsentscheidung bei einem Pressegespräch abgeben.
Nachdem die Güteverhandlungen zu keinem Ergebnis geführt haben, ist davon auszugehen, dass das "letzte Pulver" der beiden Parteien noch nicht verschossen ist. Für die am Schießsport interessierten Mitglieder geht der Blick jedoch nach vorne. Der Wegfall der Corona-Einschränkungen schürt die Freude auf wieder ungetrübte Geselligkeit bei der Schützengesellschaft "Scharfschützen Oberviechtach".
"Scharfschützen" Oberviechtach"
- Gegründet wurden die "Scharfschützen" Oberviechtach im Jahr 1890.
- Geführt wird der Verein aktuell vom ersten Schützenmeister Achim Schallmoser und seinen Stellvertretern Günter Gilch und Alexander Klier.
- Organisiert ist der Verein im Schützengau "Grenzland" Oberviechtach als einer von elf Schützenvereinen.
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