(bl) "Bis jetzt hatte ich ja noch Hoffnung auf einen vierten Schnitt ", erklärt der Teunzer Biolandwirt Peter Völkl. Ihn und seine Kollegen in der Biobranche trifft die anhaltende Dürre besonders hart. Denn wenn es schon im konventionellen Anbau schwierig ist, Futter für die Tiere zu bekommen, so ist das auf dem kleineren Bio-Sektor noch prekärer. Dazu kommt, dass hier der Anteil an Grünland besonders hoch ist. Das sind genau die Flächen, die nach der anhaltenden Trockenheit nun gar nichts mehr hergeben.
55 Hektar hat Völkl zur Verfügung für 50 Kühe und die Nachzucht. "Das hat bisher gereicht, und in manchen Jahren gab es sogar ein kleines Polster", berichtet der 53-Jährige. Doch jetzt sieht er keinen anderen Ausweg, als den Viehbestand drastisch zu reduzieren. 50 Prozent seiner Flächen sind Dauergrünland, das brauche ewig, bis es sich von der Dürre erholt. Und kaum ein Landwirt kann mit einem Überschuss aufwarten.
"Ich habe bei einem Kollegen, der mich letztes Jahr beliefert hat, wegen Heu angefragt", erzählt er, "aber vom ersten Schnitt ist auch da alles weg." Um zehn Prozent weniger Vieh steht bei ihm inzwischen im Stall, jetzt hat er eigentlich kein Schlachtvieh mehr, sondern nur noch Tiere, die er für die Züchtung brauchen würde.
Nicht besser ergeht es auch Martin Prey. Der 26-Jährige ist Jungbauer auf dem Haberlbauernhof in Niedermurach und hat erst vor einigen Jahren in eine Heutrocknungsanlage investiert. Davon kann er heuer nicht profitieren. "Die Anlage haben wir heuer nach dem ersten Schnitt geschlossen", so der Biobauer, "den zweiten Schnitt haben wir siliert, damit wir die paar Prozent Verlust durchs Heu nicht auch noch mitnehmen müssen". Abgesehen von normalerweise feuchten Bachwiesen rechne er mit 70 bis 80 Prozent Ausfall bei den Wiesen. "Normalerweise ist Stickstoff unser begrenzender Faktor, heuer ist es Wasser." Eigentlich wollte der 26-Jährige heuer einen Vorrat an Heu anlegen, weil das haltbarer ist als Silage. Daraus wird nun nichts. Und auch wenn sich die Verluste an Getreide bei 20 bis 30 prozent bei ihm in Grenzen halten, das macht eben nur einen kleinen Anteil am Futter aus.
Die Folgen: Die 60 Milchkühe im Niedermuracher Stall werden auf 40 reduziert. "Sie bekommen jetzt schon ihr Winterfutter", gibt Prey zu bedenken. "Das ist halt eine Nullrunde", lautet jetzt schon sein Fazit als Unternehmer, "wenn es die nächsten Jahre auch so kommt, dann wird es happig".
Etwas flexibler ist da der Oberviechtacher Biobauer Hans Roßmann, der nicht auf Milchvieh, sondern auf Rindermast gesetzt hat. "Normalerweise kaufen wir in diesen Monaten zu, jetzt schlachten wir nur" , sagt er und hat seinen Viehbestand vorausschauend schon von 80 auf 40 halbiert. "Die fetten Jahre sind längst vorbei", so die Erfahrungen des 62-Jährigen, der lediglich 1976 ein ähnlich dramatisches Jahr erlebt hat und auch für die Zukunft keine gleichmäßigen Niederschläge erwartet. Es könne durchaus sein, dass bis zum Frühjahr gar kein Tier mehr in seinem Stall steht. "Dann müssen wir mit dem Mastvieh-Betrieb wieder von vorne beginnen." Aber härter treffe es die Kollegen mit Milchvieh, die auf ihre Zucht angewiesen sind. "Da kann die Politik versprechen, was sie will. Ein finanzieller Ausgleich kann das Grundfutter nicht ersetzen, wenn es keines gibt."
Roßmann selbst hat immerhin früh die Reißleine gezogen und sein Schlachtvieh gleich auf die Warteliste gesetzt. "Die Kühlhäuser sind prall gefüllt, und jetzt im Sommer wird zum Grillen eher Schweinefleisch als Rindfleisch verkauft", stellt er fest. Auch Peter Völkl schwant da nichts Gutes, was den Fleischabsatz betrifft. "Die Preise für Kälber und Zuchtvieh werden ganz nach unten gehen", so seine Prognose, "das geht an die Existenz".
Und wenn es doch eine Regenphase gibt? Biobauer Völkl ist skeptisch. "Man sagt, was im Juli an einem Tag wächst, braucht im August eine Woche und im September einen Monat." Trotzdem sät er auf seinem Acker jetzt Zwischenfrucht aus - auch wenn ihm der Staub dabei manchmal die Sicht nimmt.
Man sagt, was im Juli an einem Tag wächst, braucht im August eine Woche und im September einen Monat.
Normalerweise ist Stickstoff unser begrenzender Faktor, heuer ist es Wasser.
Da kann die Politik versprechen, was sie will. Ein finanzieller Ausgleich kann das Grundfutter nicht ersetzen, wenn es keines gibt.













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