Oberviechtach
04.09.2018 - 18:39 Uhr

"Sorgenkind" am Marktplatz

Bürgermeister Heinz Weigl hat einen Wunsch: Dass Gäste und Bürger wieder Kaffee und Kuchen im "Wohnzimmer der Stadt" genießen können. Seit Monaten wird für das "MP 12" ein Pächter gesucht.

Gähnende Leere im „Wohnzimmer der Stadt“. Zehn Jahre lang war das „MP 12“ am Marktplatz ein gut gehendes Lokal mit Terrassenbetrieb. Seit Monaten sucht nun die Stadt einen neuen Pächter. Bild: Portner
Gähnende Leere im „Wohnzimmer der Stadt“. Zehn Jahre lang war das „MP 12“ am Marktplatz ein gut gehendes Lokal mit Terrassenbetrieb. Seit Monaten sucht nun die Stadt einen neuen Pächter.

Es ist jammerschade. Ein Sommer der Superlative – und das Straßencafé am Oberviechtacher Marktplatz ist verwaist. Zehn Jahre lang war das „MP 12“ genau das, was der Altstadt vorher gefehlt hat: Ein modernes, zeitgenössisch und exklusiv eingerichtetes Café. Zunächst unter der Führung von Anita Pösl (Februar 2008 bis März 2012) und später durch die Familie Hanauer (Oktober 2012 bis März 2018) wurde das „Eisenbarth“, wie das Haus am Marktplatz 12 auch genannt wird, zu einem allseits beliebten Treffpunkt mit Stil. Dazu haben ein vielfältiges Angebot an Speisen, aber auch Kaffee- und hausgemachte Kuchenspezialitäten sowie Eis aus eigener Herstellung beigetragen. Vom Frühstück auf der Marktplatz-Terrasse bis zum Feierabendbier oder einem Cocktail oder Burger nach dem Kinobesuch – die Bevölkerung der Region kam gerne vorbei.

Es gibt Interessenten

Seit dem Frühjahr ist die Stadt nun auf der Suche nach einem neuen Pächter. Doch das ist gar nicht so einfach, wie Bürgermeister Heinz Weigl auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien betont: „Es gab zwar einige Interessenten. Aber es hakte mal beim Personal oder bei den Wünschen für einen Umbau.“ Bis auf eine neue Eingangstüre möchte die Stadt nicht groß investieren. Schließlich wurde die Immobilie, die bis 2005 Heimatmuseum war und dann in den Besitz der Schwarz-Stiftung überging, im Jahr 2007 grundlegend saniert und für die Bedürfnisse einer gehobenen gastronomischen Nutzung umgebaut. Für die sehr stimmige Inneneinrichtung zeichnen Architekt Christian Schönberger und Stiftungsratsvorsitzende Erika Odemer mitverantwortlich. Während die Fassade von der Glasfront geprägt ist, die einlädt das Geschehen auf dem Marktplatz zu beobachten, wird der Gast auf den zwei Etagen von edlem Holz empfangen. Die Bruttogeschossfläche beträgt rund 270 Quadratmeter und die Nutzfläche erstreckt sich über drei Geschosse von jeweils etwa 70 Quadratmeter. Dazu besteht auch für den neuen Pächter die Möglichkeit zur Außenbewirtschaftung bis abends um 22.30 Uhr. Die dem Haus vorgelagerte Fläche ist eingerahmt von Maibaum, E-Bike-Station und Schwarz-Brunnen. Es sind verschiedene Nutzungen möglich: Pilspub, Café, Eisdiele oder ähnliches. Wie Sachbearbeiter Wolfgang Ruhland betont, sei das „MP 12“ am 1. Februar 2008 als „Café und Bistro“ eröffnet worden. Für eine „feine Küche“ seien Möblierung und Ausstattung demnach nicht zweckmäßig. Im Laufe des Sommers fanden etliche Besichtigungen statt. „Wir hatten Bewerber für eine normale Gastronomie, die hier nicht möglich ist, und andere wollten kein Eis anbieten“, berichtet Ruhland. Letzteres werde jedoch ausdrücklich gewünscht.

Wert wird darauf gelegt, dass das zentral gelegene Gebäude mit Parkplätzen vor der Tür ein Lokal bleibt. „Wir wollen den Marktplatz 12 nicht für Büroräume vermieten“, betont Heinz Weigl. Er spricht von moderaten Pachtbedingungen und wünscht sich, dass sein „Sorgenkind am Marktplatz“ bald wieder bessere Zeiten sieht. Denn an der Kundschaft fehle es nicht: Der Tagestourismus boomt in der Stadt – auch dank des Goldlehrpfades und des Goldsteigs. Fast täglich beobachtet man Wanderer mit großen Rucksäcken, welche über die Nabburger Straße am Marktplatz eintreffen und sich hier etwas verloren umschauen. Das „MP 12“ war stets auch ein Anlaufpunkt für Fahrrad- und Motorradfahrer, welche ein kühles Getränk im Freien genießen wollten.

Tagestourismus boomt

Doch auch viele Einheimische würden es begrüßen, wenn sie noch heuer an schönen Herbsttagen eine heiße Schokolade oder einen Cappuccino im „Wohnzimmer der Stadt“ genießen könnten. Bleibt zu hoffen, dass der Wunsch des Bürgermeisters bis zum 40. Oberviechtacher Jubiläums-Christkindlmarkt am 1. Dezember in Erfüllung geht. Und es gibt Hoffnung: Ein ernsthafter Interessent mit passendem Berufsbild hat die Immobilie in der Vorwoche besichtigt und sich eine kurze Bedenkzeit ausgebeten. „Die Stadt wäre aufgeschlossen, beim Start zu unterstützen“, gibt Ruhland zu verstehen.

 
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