Der Markt Oberviechtach stand selbst nicht unmittelbar im Zentrum des Fernhandels, aber der Ort wurde von zwei wichtigen Handelsstraßen tangiert, die sich in der Nähe des Bauernhofs Ruhland bei Pirkhof vereinten, um dann über Rackenthal und Schönsee nach Böhmen zu führen. Die eine Straße kam von Schwarzhofen über Johannisberg und Nunzenried, während die andere über Teunz und Eisberg (heute Standortübungsgelände) an diesen Vereinigungspunkt bei Pirkhof führte.
Im Volksmund wird diese Altstraße heute noch als „Böhmische Strass“, „Alte Strass“ oder als „Salzstrass“ bezeichnet, wobei aber der Historiker Dr. Ulrich List in seiner Dissertation von 2006 Salz nicht als vorrangiges Handelsgut auswies. Vielmehr wurden Tuche, Wolle, Getreide und Eisenwaren nach Böhmen transportiert, während in die umgekehrte Richtung Felle, Häute, Wachs, Ochsen, Kupfer und Zinn gehandelt wurden.
Die Routen der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Altstraßen waren nach Möglichkeit als Hochstraßen angelegt. Dies trifft über weite Strecken auch auf die „Straß von Regensburg nach Behemb“ (Quelle von 1606) zu, die über Schwarzhofen in den Oberviechtacher Raum führte. Nach dem Anstieg von Denglarn verläuft die Straße auf einem Höhenrücken von ca. 600 Meter. Durch die Meidung von Niederungen konnte der Warenverkehr mit geringerer Abhängigkeit von Jahreszeit und Witterung ausgeführt werden. Fixpunkte wie z.B. große Bäume, Felsformationen, Wegkreuze oder Kapellen nutzten die Fuhrleute als Orientierungshilfen. Hierzu zählte auch die Johannisbergkirche, die aus einer kleinen Holzkapelle zu Ehren des Heiligen Johannes Nepomuk hervorgegangen war.
In Konatsried gab es die mündliche Überlieferung, dass diese Wallfahrtsstätte auf böhmische Fuhrleute zurückgeht, die hier nach einem glimpflich abgelaufenen Unfall einen Bildstock errichteten. Flurkreuze und Marterl erinnern nicht nur bei dieser Altstraße, etwa bei Denglarn, sondern auch an anderen Wegen an Unglücksfälle mit einem Gespann, die nicht selten tödlich ausgegangen waren. Beispielsweise hält eine Granitsäule mit Eisenkreuz am Frauenstein das Gedenken an den 1892 hier verunglückten Pferdeknecht Lampertus Soller vom Gaisthaler Hammer aufrecht.
Abschüssige Strecken galten seit jeher als besonders gefährlich. Ein diesbezügliches Verkehrszeichen aus alter Zeit kann heute noch in Niesaß an der abfallenden Staatsstraße nach Eigelsberg beim Anwesen Hanauer (Hosnbaua) bewundert werden. Robert Ferstl hat in den achtziger Jahren das einst hinter dem Hühnerstall eingelagerte Hinweisschild restauriert und an der damals neu geschaffenen Hofeinfahrt aufgestellt. Das Verkehrsschild verpflichtete einst die Fuhrleute an der abschüssigen Strecke den Hemmschuh oder Radschuh am Fuhrwerk zu setzen. Dieser wurde unter das rechte Hinterrad gelegt und sorgte neben der Handspindelbremse für eine zusätzliche Bremsung des Gespanns bei einer Talfahrt auf riskanter Straßenführung.
Ein Schild mit derselben Funktion befand sich einst auch in Eigelsberg und an vielen anderen Talstrecken. Die Produktionsstätte des gusseisernen Relikts aus der Oberviechtacher Verkehrsgeschichte war übrigens das Eisenwerk Fronberg, wie eine Markung verrät.
Anlaufstellen für Fuhrleute
Quellen im Staatsarchiv Amberg (Bestand Murach, Fasz. 23 und 41) belegen die Bedeutung der Altstraßen von Oberviechtach. Die Akten thematisieren die "frei kay. Landstraß" (1588) und die "Straß von Regensburg nach Behemb" (1606) im Raum Nunzenried.
Die Schmiede und die Gastwirtschaft in diesem Ort waren Anlaufstelle für die Fuhrleute auf ihrem Weg nach Böhmen. Hier und auch in anderen Orten an der Altstraße gab es Gehöfte, die Zugtiere für Vorspanndienste anboten, wenn die gewaltig beladenen Fuhrwerke von sich aus Steilstrecken nicht bewältigen konnten.
Wenn ein Hohlweg ausgespült und schwer passierbar geworden war, legten die Fuhrleute eine neue Fahrspur daneben an. Diese parallel verlaufenden Geländeeinschnitte kann man heute noch deutlich im Wald oberhalb von Rackenthal in Richtung Schwand oder beim Naturdenkmal "Sattelross" in Richtung Johannisbergkirche erkennen.
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