Ingo Greim, stellvertretender Chef bei den Bayerischen Staatsforsten im Betrieb Flossenbürg, strahlt beim Ortstermin über das ganze Gesicht: "Vier unserer acht Revierförster sind Frauen. Es ist bayernweit einmalig, dass die halbe Mannschaft im Forstbetrieb weiblich ist", sagt er und stellt Christina Bösl als neue Leiterin des Pullenrieder Reviers vor. Die Oberviechtacherin kommt als Nachfolgerin von Werner Ostermayr aus Schwarzach zum Zug und ist damit eine der Jüngsten auf diesen Posten in ganz Bayern. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe und darüber, dass ich in absoluter Heimatnähe arbeiten darf", fügt die 27-Jährige an.
Waldumbau im Fokus
Im verschneiten Staatswald bei Wildstein zeigt der Vorgänger auch gleich worauf es ankommt: Neben der Fichte säumen Lärche, Buche, Tanne und Bergahorn den Weg. "Die Antwort auf den Klimawandel lautet Waldumbau. Wir müssen den Wald fit für die Zukunft machen", betont Greim. Walter Ostermayr, der dem Revier 37 Jahre lang vorstand, sei der Zeit voraus gewesen. Er setzte schon vor drei Jahrzehnten auf mehr Laubwald. "Ein passionierter Waldbauer mit viel Fingerspitzengefühl", sagt der Vorgesetzte und spricht von einer "herausragenden beruflichen Leistung". Mehr als 150 Hektar reines Nadelholz sind hier bereits in Laubbestand umgewandelt. "Es ist viel passiert, aber es bleibt eine große Aufgabe", so Greim. Das Pullenrieder Revier (2000 Hektar Staatswald) erstreckt sich von Schönsee bis Moosbach und von Oberviechtach bis kurz vor Tännesberg. Nachdem das Gebiet in der Vergangenheit von Naturkatastrophen verschont blieb und laut Greim "der Borkenkäfer moderat war", könnten schöne Waldbestände übergeben werden. "Christina Bösl kann diese mit eigenen Ideen positiv weiterführen", so der stellvertretende Betriebsleiter. Wie Ostermayer ergänzt, komme es den Fichten zugute, dass der Boden im Wuchsgebiet "Innerer Oberpfälzer Wald" noch nicht so trocken sei wie in Oberbayern.
Greim spricht von anspruchsvollen Zielen. Die Planung für die nächsten zehn Jahre sehe vor, jährlich fünf Hektar Mischbaumarten einzubringen. Christina Bösl ist darauf gut vorbereitet. Nach dem Abitur am Ortenburg-Gymnasium absolvierte sie ein Forstwirtschaftsstudium in Weihenstephan/Triesdorf und wechselte nach der Anwärterprüfung für den Staatsdienst an die Forstschule in Lohr am Main. Bei der Bayerischen Forstverwaltung im Landkreis Cham konnte die junge Försterin, die zum Ortstermin schon in der neuen Arbeitskleidung erscheint, bereits Erfahrungen sammeln. Ihre Begeisterung für den Wald und die Forstwirtschaft ist familiär geprägt: "Ich war schon als Kind gerne in unserem Wald unterwegs." 2014 legte sie auch die Jägerprüfung ab. Das passt. Denn das Management der Jagd ist eine Dienstaufgabe des Revierleiters: Zusammen mit den privaten Jägern muss ein verträglicher Wildbestand erreicht werden. Dies war in der Vergangenheit der Fall. Denn laut Greim klappe die Naturverjüngung mit der Buche bestens.
Präsenz vor Ort wichtig
"Ein Drittel Büro, zwei Drittel draußen", beschreibt Ostermayr die Arbeitszeit. Christina Bösl wird ihr Büro im Elternhaus in Oberviechtach einrichten. "Die Präsenz vor Ort ist uns sehr wichtig", betont Ingo Greim. Auch wenn seit der Forstreform im Jahr 2005 die Servicestelle für die Waldarbeiter zuständig ist, muss der Revierleiter bei der Arbeitseinteilung zur Holzernte anwesend sein. "Die katastrophale Lage am Holzmarkt macht es nicht einfacher", betont Walter Ostermayr (siehe Info-Element). Der 63-Jährige befindet sich ab 1. Januar 2020 in Altersteilzeit. Die Arbeit im Privatwald nahe der Landesgrenze und auch die drei Enkelkinder werden die freie Zeit gut füllen. "Ich wollte schon immer Förster werden. Es war mein Wunschberuf", ergänzt der Forstexperte, der aus einer von der Jagd und der Waldbewirtschaftung geprägten Familie stammt.
Der Forstbetrieb Flossenbürg bewirtschaftet rund 800 000 Hektar Wald. "Da steckt viel dahinter, um dem Bürger sowohl den Erholungswert als auch den nachhaltigen Baustoff Holz bereitzustellen", bekräftigt Ingo Greim beim Abschied im weiß überzuckerten Winterwald.
Der scheidende Revierförster Walter Ostermayr spricht von einem "dramatischen" Holzmarkt: "Der Einschlag wurde um 50 Prozent reduziert." Im Forstbetrieb Flossenbürg sind laut stellvertretenden Betriebsleiter Ingo Greim seit Juli 40 000 Festmeter an Zwangseinschlägen und Käferholz erfolgt. "Wir wollen den Markt nicht zusätzlich mit billigem Holz befeuern", so Greim. Durch Windbruch und Käfer seien europaweit 100 Millionen Festmeter Schadholz vorhanden. Aktuell bildet der Forstbetrieb neun Lehrlinge aus. Der Altersdurchschnitt der Waldarbeiter beträgt 51 Jahre. Nachwuchskräfte sind also gefragt.
Ich war schon als Kind gerne in unserem Wald unterwegs.
Es ist viel passiert, aber es bleibt eine große Aufgabe.
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