Oberviechtach
27.03.2022 - 09:41 Uhr

Stadt Oberviechtach sammelt Ideen für Biodiversität

Streuobst, Wald, Gewässer, Garten: In einem Workshop sammelten Bürger und Vertreter von Vereinen und Organisationen Ideen für mehr Biodiversität im Oberviechtacher Land.

Mit einer beträchtlichen To-Do-Liste und noch mehr Ideen endete der Workshop für die Oberviechtacher Biodiversitätsstrategie. Ziel ist, bis Ende 2022 ein Konzept zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt im Oberviechtacher Umland zu erstellen - und erste Projekte sobald als möglich zu starten. Bürger, Vereine und Behörden sollen sich mit einbringen.

Einige Projekte, die man schon kurzfristig umsetzen oder zumindest angehen wolle, wurden bis zum Ende des Workshop-Abends festgezurrt: Darunter die Teilnahme am Wettbewerb "Streuobst blüht", wofür erste Schritte bereits getan sind, die attraktivere Gestaltung des Wochenmarkts, ein "Tag der offenen Gartentür" sowie Führungen zu den "wilden" Ecken der Stadt, das Anlegen eines Biodiversitätspfads bei der Heckenbepflanzung am Industriegebiet in Kooperation mit den Schulen sowie Insektenhotels und Nistkästen zur Ergänzung an Blühflächen.

Teilnehmer motiviert

Rund 40 Besucher kamen zum Workshop am Donnerstagabend, darunter Stadträte und Vertreter von Vereinen, Organisationen und Behörden. Eine beträchtliche Teilnehmerzahl, fand Anne Wendl vom Büro Landimpuls aus Regenstauf, die den Workshop gemeinsam mit Kollegin Paula Guggenberger begleitete. "Ich habe den Eindruck, dass die Teilnehmer sehr diskussionsfreudig sind", lobte sie die Oberviechtacher. "Die Gäste sind wirklich motiviert, sich einzubringen", war auch Guggenbergers Eindruck.

Die Besucher des Workshops arbeiteten Oberviechtachs Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken heraus - aufgeteilt in Gruppen zu den Themen Offenland, Wald, Gewässer, Siedlung, Wertschöpfung sowie Naturerlebnis und Bewusstseinsbildung.

Dass die Akzeptanz der Menschen für vermeintlich "ungepflegte" Flächen zu klein sei, war dabei der Eindruck gleich mehrerer Gruppen. Privatgärten würden, statt als Blühfläche oder zur Selbstversorgung genutzt zu werden, als Schottergärten angelegt. Das Verständnis für "wilde" Flächen fehle. Am Ende des Abends wurden dafür gleich zwei Projekte angelegt: Zum einen könne die Stadt Führungen zu diesen Flächen auf öffentlichem Grund anbieten, gemeinsam mit Experten, die den Nutzen erklären. Außerdem könnten bei einem "Tag der offenen Gartentür" einmal im Jahr auch Privatpersonen, die ihren Garten vorbildlich anlegen, diesen für Besucher öffnen. So können Gartenbesitzer angeregt werden, auch im eigenen Garten Platz für Biodiversität zu schaffen. Auch Kleingärten oder eine öffentliche Fläche zum gemeinsamen Bewirtschaften durch Bürger wären eine Idee, um Gärtner-Wissen zu erhalten und weiterzugeben.

Auch viele Waldflächen sind im Besitz der Stadt. Das Team "Wald" fand, dass das eine Stärke sein kann. Niedermurachs Bürgermeister Martin Prey sieht die Stadt hier als Vorreiter für andere Waldbesitzer. "Wir merken jetzt, dass auch der Wald nicht sicher ist", so Prey. Man müsse den Wald für den Klimawandel bereit machen, von Monokulturen wegkommen. "Wir müssen Sorgfalt walten lassen", sagte Prey auch mit Blick auf Holzernte mit großem Gerät, die den Wald auslaugt.

Viele Stärken

Die Gruppe "Gewässer" sah als Oberviechtachs Stärke den Marktweiher mit Schilfgürtel, der jedoch durchaus noch etwas aufgewertet werden könnte - gerade die vielen Enten, zwar schön anzusehen, stünden hier anderen Arten im Weg. Zudem gebe es im Umkreis noch viel Fischzucht. Schwächen seien allerdings die begradigten Fließgewässer und der große Bestand an Fischottern, der dazu führe, dass andere Arten wie Frösche und Lurche verschwinden.

Kelterei, Privatgärten zur Selbstversorgung, Landwirtschaft, Waldwirtschaft und Imkerei - viele Punkte für die Haben-Seite fand das Team "Wertschöpfung". Beim Wochenmarkt sehe man allerdings noch Verbesserungsmöglichkeiten zur Vermarktung regionaler Produkte. Ein "Erlebnismarkt" wäre denkbar, der auch zum Verweilen einlade, aber eine Verlegung in die Abendstunden könnte ebenso helfen, dass mehr Menschen die Möglichkeit haben, ihn zu besuchen. Bürgermeister Rudolf Teplitzky merkte an, dass man bereits mit regionalen Vermarktern in Kontakt getreten sei. Das Interesse, Produkte auf dem Wochenmarkt zu verkaufen, sei hier jedoch gering. Möglicherweise wären Anbieter bei geänderten Öffnungszeiten jedoch aufgeschlossener. Die Stadt werde hier noch einmal nachfragen.

Ein weiteres Projekt ist der Biodiversitätslehrpfad beim Industriegebiet. Hier sollen die Schulen schon bei der Erstellung mit eingebunden werden. Der Oberpfälzer Waldverein informierte außerdem, dass im Verein bei Bastelaktionen Kinder Nistkästen bauen. Diese könnten die städtischen Blühwiesen ergänzen und als Hingucker und Anregung für die Bürger dienen.

Mit vielen Anregungen - zum Teil langfristig, zum Teil Projekte, die schon bald angepackt werden sollen - gingen Bürger, Stadt und die begleitende Landimpuls GmbH aus dem Emil-Kämmer-Haus. Der nächste Workshop folgt im Mai.

Hintergrund:

Landimpuls GmbH

  • Wo: Regenstauf
  • Was: Beratungs- und Umsetzungsbüro
  • Themen: Dorf & Region, Land & Markt, Natur & Landschaft, Kultur & Soziales und Tourismus & Erlebnis
  • Integrierter Ansatz: Landschafts- und Objektplanung, Agrar- und Forstwissenschaft, Kommunikation und Marketing, Gemeinwesenarbeit, Projektarbeit
 
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