"Gemeinsam schaffen wir mehr. Wir wollen die Bürger mitnehmen und sie motivieren, ihre Lebensweise und ihre Landnutzung nachhaltig zu gestalten. Der Wert der Naherholung soll gesteigert werden, und wir alle sollen den Wert der biologischen Vielfalt erkennen." Diese "Vision Oberviechtach 2030" stand über dem dritten Workshop zur Biodiversitätsstrategie im Oberviechtacher Land.
Während in den beiden früheren Workshops der Grundstock gelegt wurde, ging es nun darum, ein Maßnahmenpaket zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz zu erarbeiten, das am 13. Dezember dem Stadtrat zum Beschluss vorgelegt wird. Dazu hatte sich Bürgermeister Rudolf Teplitzky Anne Weindl und Paula Guttenberger von der Landimpuls GmbH Regenstauf ins Boot geholt.
Damit sich das Ökokonto füllt
"In Expertengesprächen mit dem Naturschutz und dem Bauhof wurden bereits Flächen begutachtet, die sich zur Umgestaltung eignen, und Maßnahmen eruiert, um das Ökokonto der Stadt aufzubauen", stiegen die Referentinnen in das Thema ein. Laufende oder bereits durchgeführte Projekte wie der Tag der Offenen Gartentür, die Besichtigung des naturnahen Gartens von Egbert und Edeltraud Völkl, die Streuobstwiesen des Obst- und Gartenbauvereins, die Führungen durch den Felsenkeller, um hier Obst einzulagern, die vielen Blühflächen in der Stadt sowie die Beschilderung an kommunalen Bäumen zur Ernte des Obstes, die Pflege städtischer Hecken und die Renaturierung des Gewässers beim neuen Kindergarten seien richtungsweisende Maßnahmen.
"Brauchen einen Baumwart"
In sechs Handlungsfeldern stellten die Referentinnen die in früheren Workshops vorgebrachten Ideen vor, notierten dazu, welche Institutionen oder Personen als Unterstützer auftreten könnten und ließen sie von den Gästen mit Punkten bewerten. Straßenbegleitflächen eingeschränkt mähen, Blühmischungen als Mais-Ersatz für Biogas-Anlagen und Streuobstpflege sind Beispiele, die im öffentlichen Raum umgesetzt werden können. "Dafür brauchen wir einen Baumwart zur Pflege der Bäume, das ist ehrenamtlich nicht zu bewältigen", wandte Günter Gilch ein und erhielt die Zustimmung des Bürgermeisters: "Wir müssten dafür wahrscheinlich eine Stelle im Bauhof schaffen."
Der ökologische Waldumbau mit Bäumen, die für den Klimawandel geeignet sind, der Erhalt von Totholz und Biotopbäumen sowie besseres Wildtier-Management betreffen den Schwerpunkt Wald. Steinbach, Stadtbach und Siechenbach werden in einen Biotopverbund einbezogen, der Marktweiher kann mit einem Lehrpfad lebendiger gestaltet werden, und Feuchtwiesen und Niedermoore bieten Nahrung für Störche. Dazu ergänzte Günter Gilch: "Das Thema Grundwasser zur Versorgung mit Trinkwasser auch in trockenen Zeiten muss mit aufgenommen werden." Im Bereich Siedlung seien besonders Grundstücksbesitzer und Bauherren gefragt. "Wir müssen weg von den Kiesgärten hin zu naturnahen Gärten mit Nistkästen und insektenfreundlichen Pflanzen und Stauden. PV-Anlagen gehören auf die Dächer und Dauerbeleuchtung der Häuser sollte eingeschränkt werden", so Anne Weindl. Regenwassernutzung und geringe Versiegelung durch Pflasterbelag waren weitere Forderungen. Insgesamt sollte die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse wieder in den Vordergrund rücken und Holz als Baustoff bevorzugt werden.
Bewusstsein muss sich ändern
Zur Realisierung all dieser Maßnahmen ist die Einbeziehung verschiedener Berufe und Ämter, von Gartenbauvereinen und Forstverwaltungen, Bauhof, Untere Naturschutzbehörde und Landwirten über Jäger und Jagdgenossenschaften bis zu ILE, AELF und Kindergärten und Schulen unumgänglich. "Das klappt auch nur, wenn sich viele beteiligen und eine Bewusstseinsänderung in Gang kommt", ist sich der Bürgermeister sicher. Dann ist eine Blühwiese kein Unkraut mehr, sondern eine ökologisch genutzte Fläche.
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