Oberviechtach
27.09.2018 - 17:11 Uhr

Waffenkauf beim Schmied vor Ort

"Nur bedingt zum Kriegsdienst tauglich" - so urteilt im 16. Jahrhundert Pfleger Konrad Zwick über die Bevölkerung im Amt Murach. In der Region fehlt es an Waffen und meistens auch am Geld. Diese Details offenbaren zwei neue Geschichtsbände.

Gemeinsam mit Ehefrau Ellen (im Vordergrund), stellte Maximilian Zinnbauer (vorne, Zweiter von links) seine beiden neuen Bände im Rathaus vor. Über die erneute Bereicherung der Stadtgeschichte freuten sich die stellvertretenden Bürgermeister Christa Zapf und Peter Forster (hinten, links) sowie Zinnbauers Mitarbeiter und Stadtvertreter. Bild: bgl
Gemeinsam mit Ehefrau Ellen (im Vordergrund), stellte Maximilian Zinnbauer (vorne, Zweiter von links) seine beiden neuen Bände im Rathaus vor. Über die erneute Bereicherung der Stadtgeschichte freuten sich die stellvertretenden Bürgermeister Christa Zapf und Peter Forster (hinten, links) sowie Zinnbauers Mitarbeiter und Stadtvertreter.

Mit seinen Schriften der "grauen Reihe" und der "blauen Reihe" hat Maximilian Zinnbauer aus Germering in den vergangenen Jahren verschiedene Aspekte der Stadtgeschichte erhellt. Der leidenschaftliche Heimatforscher sichtet Geschichtsakten, Zins- und Steuerbücher, die in staatlichen Archiven schlummern und öffnet damit ein Fenster in die Vergangenheit des früheren Marktes Oberviechtach und des Pflegamts Murach. Die alten Dokumente legt er nach teilweiser Umsetzung in die Gegenwartsprache in Buchform auf.

Die jüngsten beiden Bände befassen sich unter anderem mit Musterungen im Markt Oberviechtach im Zeitraum von November 1583 bis März 1588. Bei der Vorstellung der Publikationen im Rathaus bedankte sich Bürgermeister Heinz Weigl beim Autor und dessen Mitarbeitern für die Werke, die in ehrenamtlicher Arbeit erstellt und verfasst wurden.

Mangelhaft gerüstet

In einem kurzen Abriss schilderte Zinnbauer den Inhalt der beiden neuen Bände. Hauptquelle ist der Bericht des Pflegers Konrad Zwick vom 10. August 1583 an den Statthalter der Oberen Pfalz, Johann Kasimir, und an die Regierung in Amberg. Auf kurfürstlichem Befehl hatte Zwick im Markt Oberviechtach die notwendig gewordene Wehrschau vorgenommen. Deutlich schildert er den mangelhaften Zustand von Waffen, Wehr und Rüstungen. Manche Untertanen seien "ganz ohne Wehr und Rüstung". Die Aufforderung des Pflegers, sich entsprechend auszustatten, könne die Bevölkerung meist aus Armut nicht umsetzen.

Es gebe aber durchaus Bürger, die sich eine neue Rüstung zulegen wollen, aber für den Kauf eines Spießes, einer Büchse oder eines Harnischs bis nach Neunburg, Regensburg oder Nürnberg gehen müssten. Bei einer einzelnen Besorgung wären die Reisekosten höher als der Preis für die gesamte Rüstung.

Pfleger Zwick unterbreitet Kurfürst Ludwig VI. einen interessanten Vorschlag: Wenn seine Untertanen im Amt mit einer guten Ausrüstung versehen werden sollen, sollte "seine Kurfürstliche Durchlaucht" bei den Waffenschmieden der genannten Orte eine Art Sammelbestellung veranlassen und in den Amtsbereich liefern lassen, so dass jeder Untertan ausgestattet werden kann. Die Bezahlung der neuen Waffen und Harnische könnte in drei Fristen erfolgen, eventuell könnten die veralteten Waffen mit verrechnet werden.

Sonntags Schießen üben

Der damalige Hauptpfleger Zwick hat noch eine weitere Anregung an den Landesherrn. Er möchte, dass Bürger und Untertanen, die "mit einem Langrohr oder einer Büchse ausgerüstet" sind und nicht allzu weit entfernt vom Markt Oberviechtach wohnen, an zwei oder drei Sonntagen im Jahr ein Scheibenschießen abhalten, damit sie sich an den Gebrauch einer Feuerwaffe gewöhnen. "Mancher geht so ungeschickt mit seiner Büchse um, dass es besser wäre, er hätte einen Spieß", berichtete der Pfleger.

Bei der Musterung im Pflegamt vom 15. April 1587 ging es auch um das Bereithalten von Reis, um Hungersnöte in Kriegszeiten zu vermeiden. Allerdings mussten die vier verordneten Viertelmeister Hannss Weigl zum Fuchsberg, Petter Kheyffl zu Höflernn, Paullus Höll zu Conradtsriedt und Görg Schneeberger zu Enzelsberg nach ihren Untersuchungen berichten, "dass seit Menschengedenken nur zwei Reiswagen im Amtsbezirk vorgehalten werden mussten". Graf Joachim von Ortenburg, damals Statthalter der Oberen Pfalz, reagierte und gab Hauptpfleger Konrad Zwick per Schreiben zu verstehen, dass er eigentlich fünf Reiswagen unterhalten müsste. Ihm wird befohlen, im Amt Murach vier Reiswagen mit voller Ausrüstung und den zugehörigen Pferden in die Musterung einzubringen.

Geschichtsinteressierte können die beiden neuen Bände von Max Zinnbauer in der Stadtkasse im Oberviechtacher Rathaus erwerben.

Mancher geht so ungeschickt mit seiner Büchse um, dass es besser wäre, er hätte einen Spieß.

Pfleger Konrad Zwick über die Schießkünste der Bürger

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.