Wenn die Feuerwehrsirene in Oberwildenau heult, dann stehen in den Firmen einige Maschinen still und Arbeitsplätze bleiben leer. Doch das nehmen die Firmenchefs hin. Denn sie kooperieren mit ihrer örtlichen Wehr.
"Ich muss mir einfach nur vorstellen, ich bin selbst in einer Unfallsituation, und es kommt keiner. Dann erklärt sich alles von selbst", erklärt Michael Grünwald. Der Geschäftsführer einer Firma für Dreh- und Frästechnik hat drei seiner Mitarbeiter für Feuerwehreinsätze freigestellt. Durch ihre Nähe zur A93 muss die Truppe aus Oberwildenau oft ausrücken. 100 Einsätze werden es wohl dieses Jahr, schätzt Kommandant Sebastian Hartl. Durch die Kooperation hat die Wehr ihre sogenannte Tagesverfügbarkeit enorm gesteigert.
Seit Mittwoch ist sie auch in ganz Ostbayern bekannt dafür, denn sie hat den 1. Platz beim Ostbayerischen Feuerwehrpreis gewonnen und sich gegen 70 Bewerber aus der Oberpfalz und Niederbayern durchgesetzt. Der Wettbewerb zeichnet innovative Konzepte aus.
Die Feuerwehr Oberwildenau bewarb sich mit ihrer Idee "Doppelt im Einsatz: Feuerwehr und Unternehmer Hand in Hand". Dahinter steht ein Problem, das viele Feuerwehren haben: Besonders untertags fehlt es immer mehr an Leuten, die ausrücken. Viele Wehren reagieren, indem sie weniger Fahrzeuge bei der ILS anmelden oder sich mit anderen Wehren zusammenschließen. "Doch das löst ja nicht das eigentliche Problem", erklärt Hartl. Die Oberwildenauer haben eine Lösung gefunden. Persönlich besuchte der Kommandant die Firmenchefs im Ort und bat darum, ihr Personal freizustellen. "Die persönliche Ansprache ist der Schlüssel zum Erfolg. Und wir haben immer ein offenes Ohr, fragen nach, ob es Probleme gibt", erklärt Hartl. Unternehmer Grünwald ist begeistert von dem Konzept, auch wenn seine Maschinen manchmal stillstehen. Doch Kommandant Hartl ist auch wichtig, etwas zurückzugeben: Bei der Firmenfeier leihen sie Zelt oder Kühlschränke aus, beraten bei Brandschutzfragen und geben die Auszeichung "Partner der Wehr" aus. Dazu haben sich Hartl und seine Leute noch ein innovatives Konzept ausgedacht: die Doppelmitgliedschaft. Hier können Mitglieder aus anderen Wehren, die in Oberwildenau arbeiten, mit ausrücken. So erhöht die Truppe ihre Kapazität mit Feuerwehrlern etwa aus Waldthurn oder Pfreimd. Die Strategie ist erfolgreich: 16 Mitarbeiter sind in Oberwildenau freigestellt. Die Tagesbereitschaft ist enorm hoch im Vergleich zu anderen Wehren.
"Doch das I-Tüpfelchen, warum wir wirklich den 1. Platz gemacht haben, ist die Integration eines Flüchtlings", ist Hartl überzeugt. Walid Hesso aus Syrien lebt mit seiner Familie seit fast drei Jahren in Oberwildenau. Seit Anfang 2018 ist er aktiv bei der Wehr, hat auch schon ein Leistungsabzeichen abgelegt. Herbert Pschierer hat eine "Patenrolle" übernommen. Er übt mit ihm und hilft ihm, schwierige Fachbegriffe wie "Tragkraftspritze" oder den bayerischen Dialekt zu verstehen.
Es ist also der Verdienst von vielen, dass die Feuerwehr Oberwildenau den 1. Platz gemacht hat. Der Siegerpokal wird oft herumgereicht, Vorsitzender Kres nimmt ihn überall mit hin. Auch Unternehmer Grünwald bewundert ihn, schwärmt immer wieder von der stilvollen Preisverleihung in Ergolding, bei der er auch dabei war. "Man hat einfach mitbekommen, wie wichtig das ist, dass wir eine Feuerwehr haben."
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