Oed bei Kirchendemenreuth
01.08.2019 - 11:54 Uhr

Quellen versiegen

Trübes Regenwetter hellt die Mienen bei der "Steinwaldgruppe" auf. Dennoch herrscht Besorgnis im Werkausschuss des Wasserzweckverbandes und möglicherweise bahnt sich ein Konflikt mit dem Bauernverband an.

Trinkwasser zum Gießen für Beete mit Gemüse und Blumen zu verwenden, ist nach Meinung der Experten der "Steinwaldgruppe" trotz der Trockenheit vertretbar. Auf die großflächige Beregnung von Rasenflächen sollte man aber unbedingt verzichten. Bild: Gabi Schönberger
Trinkwasser zum Gießen für Beete mit Gemüse und Blumen zu verwenden, ist nach Meinung der Experten der "Steinwaldgruppe" trotz der Trockenheit vertretbar. Auf die großflächige Beregnung von Rasenflächen sollte man aber unbedingt verzichten.

"Wir können nicht um 22 Uhr die Wasserversorgung abdrehen", sagt Geschäftsleiter Bernhard Eigner. Um diese Uhrzeit habe eine Gemeinde vor kurzem ihr vereinbartes Tageskontingent verbraucht. Die Trockenheit führt dazu, dass immer öfter Kommunen mehr Wasser beziehen, als ihnen laut Vertrag zustünde. Normal sei bis 2017 für die Steinwaldgruppe im Sommer eine Spitzenfördermenge von rund 8000 Kubikmetern gewesen. Im Juli 2018 und 2019 erreichte sie mehrfach 10 000 Kubikmetern und überschritt 2018 sogar einmal 11 000 Kubikmeter.

Bei 11 von 34 angeschlossenen Gemeinden ist die Steinwaldgruppe jetzt zur Jahresmitte bereits in Sorge, dass sie ihre Jahresmengen nicht einhalten können und weit mehr Wasser benötigen als gedacht. Eine Gemeinde hat bereits jetzt über drei Viertel der Jahresbestellmenge verbraucht. Die Gemeinden mit Eigenförderung hätten für ihre eigenen Quellen alles getan, was man tun kann, schob ihnen Eigner keinen Vorwurf zu. Doch die Schüttung ihrer Quellen sei schon früh im Jahr zurückgegangen. "Die Steinwaldgruppe kann auf Dauer die ausbleibenden Niederschläge nicht ersetzen", betonte er.

Lag die Gesamtförderung des Zweckverbandes im Juli 2017 noch bei 233 500 Kubikmeter Wasser, stieg sie 2018 auf 290 600 Kubikmeter und erreicht heuer 275 000 Kubikmeter. Ein klein wenig Entlastung bringen gegenüber 2017 in diesem Jahr die kalten Tage, die die Hitzeperioden unterbrechen. Betriebsleiter Matthias Götz: "Da sieht man, wie viel die Gartenbewässerung ausmacht."

Auch die Pegelstände in den 12 Brunnen fallen, verdeutlichte Betriebsleiter Matthias Götz an einem Beispiel. Dort reichte der Wasserspiegel 2017 noch bis in 35 Meter Tiefe, 2018 waren es bereits 38 Meter und jetzt sank er auf 45 Meter. Götz sprach von einem Langzeiteffekt.

"Seit 2015 gehen in der Region die Brunnenwasserspiegel ebenso herunter wie die Quellschüttungen", ergänzte Helmut Jahn vom Wasserwirtschaftsamt. Im Winter fehlten Niederschläge und im Frühjahr bilde sich kein Grundwasser. Auch private Brunnen oder das Abpumpen von Wasser aus Gewässern seien problematisch, da dass immer kostbarer werdende Nass so ebenfalls dem Grundwasser entzogen werde.

Ein Sportplatz verbrauche allein 100 000 Liter Wasser, rechneten die Mitglieder des Werkausschusses vor. Appelle einzelner Gemeinden zum Wassersparen hätten in unterschiedlicher Weise Wirkung gezeigt. Blumen und Gemüse im Garten zu gießen, sei in Ordnung, nicht aber das großflächige Beregnen von Rasen. Eigner: "Wir denken schon, dass bei manchem ein gewisses Bewusstsein da ist, Wasser zu sparen."

Auf Unverständnis stieß in der Versammlung, dass der Bauernverband dafür werbe, Felder zu bewässern. Götz: Dieses Wasser fehlt im Grundwasser, das schon früh im Jahr leer sei. "Dann brauchen die Landwirte das Wasser von woanders." Gabriele Hagemann riet, auch wasserintensive Industriebetriebe zum Drosseln ihres Verbrauchs aufzufordern.

Erbendorfs Bürgermeister Hans Donko kündigte drastisch höhere Gebühren für zusätzliche Wasserzähler an. Es gebe viele Anträge, um so Abwassergebühren zu sparen. "Mit dramatischen Preiserhöhungen für Zweitzähler wollen wir im Sinne der Wasserwirtschaft ein Schlupfloch stopfen."

Donkos Vohenstraußer Amtskollege Andreas Wutzlhofer regte an, Wege zu suchen, um die Rasenbewässerung zu verbieten." Schockiert habe ihn eine Gastwirt, der eine Teerfläche zur Kühlung intensiv bewässerte. "Wir müssen mit Verstand arbeiten und uns der Situation bewusst werden, dass man vernünftig mit Wasser umgeht und wir das wieder mehr zu schätzen wissen", sagte der Tirschenreuther Landrat Wolfgang Lippert als Sitzungsleiter.

Der Wasserverbrauch, den die "Steinwaldgruppe" abdeckt, steigt im zweiten Quartal 2018 und 2019 auf ähnlich hohe Höchstverbrauchswerte. Grafik: Wasserversorgung Steinwaldgruppe, Grafik: nt/az
Der Wasserverbrauch, den die "Steinwaldgruppe" abdeckt, steigt im zweiten Quartal 2018 und 2019 auf ähnlich hohe Höchstverbrauchswerte.
Gewinn - Energie - Auto:

Das Wirtschaftsjahr 2018 der Wasserversorgung Steinwaldgruppe schließt mit einem steuerlichen Jahresgewinn in Höhe von 392 332,35 Euro ab. Das Ergebnis spiegelt die erneut gestiegenen Umsatzerlöse aus Wasserlieferungen wider, die so nicht zu erwarten gewesen seien, informierte Geschäftsleiter Bernhard Eigner.

Eine positive Bilanz zog Eigner beim Energiemanagement. Ziel sei es, die Energieeffizienz von 2013 bis 2015 um 5 Prozent zu steigern. Dazu wurden die Brunnenpumpen für vier Tiefbrunnen sowie eine Hauptpumpe gegen energieeffiziente Modelle ausgetauscht. Eigner sprach von kurzen Amortisationszeiten, die bei den erwarteten höheren Strompreisen noch kürzer würden. Die Steinwaldgruppe sei auf dem Weg zu einem sehr energieeffizienten Betrieb der Wasserversorgung, berichtete er vom Ergebnis des jüngsten Überprüfungsaudits Anfang Juni.

Im nichtöffentlichen Teil seiner vergangenen Sitzung hatte der Werkausschuss beschlossen, bei der Firma RSZ Automobile Wieden um 24 322 Euro einen Caddy Kastenwagen zu kaufen.

Kommentar:

Wasser muss auf den Tisch

Wieder einmal scheint es, als bekämen die Bauern einen schwarzen Peter hingestreckt. Dabei gab es in der Sitzung des Werkausschusses durchaus Verständnis für ihre Probleme mit dem fehlenden Niederschlag für ihre Felder. Schließlich seien es die Landwirte, die auch die Ernährung der Bevölkerung sicherstellen, betonte ein Teilnehmer zu Recht.
Statt also jetzt gegenseitig Schuldzuweisungen von Wasser- zu Nahrungsversorger hin und herzuschieben, ist es höchste Eisenbahn, dass sich Vertreter von Wasser- und Landwirtschaft mit Politik und Industrie auch in der Region an einen Tisch setzen. Dort sollten sie - gerne bei einem Glas Wasser - das drängende Problem des Wasserverbrauchs ohne Rücksicht auf egoistische Interessen so besprechen, dass für alle das beste Ergebnis herauskommt. Sonst stehen wir künftig nicht im Regen, sondern dörren noch schneller gemeinsam aus.

Uwe Ibl

 
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