Hirschgulasch mit hausgemachten Spätzle bestellte sich Bundestagsabgeordneter Anton Hofreiter im Gasthaus "Kleine Kappl" in Ottengrün. Zeit zum Genießen blieb dem Grünen-Politiker aber nur wenig. Bei der Gesprächsrunde sorgte die Zukunft des Egerer Walds und die Windenergie im Landkreis Tirschenreuth für Diskussionsstoff.
Grünen-Landtagsabgeordnete Anna Schwamberger hatte Hofreiter zu einem Besuch zu den Wäldern bei Bad Neualbenreuth eingeladen. Bei einer Führung durch den Egerer Wald informierte sich der Abgeordnete über den Zustand der Wälder im Landkreis und in Tschechien. "Ich habe schöne Wälder gesehen, die aber unter Druck stehen", sagte Hofreiter im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Borkenkäfer, Hitze und Dürre machen den Bäumen zu schaffen. "Wir müssen weiter am Waldumbau arbeiten und versuchen, die Geschwindigkeit der Klimakrise zu verlangsamen."
Keine Windräder im Kurwald
Aber wie dieses Ziel umsetzen? "Wir müssen den Ausbau der Windenergie auch in solchen Waldgebieten in Betracht ziehen", so Hofreiter. Das fand bei den Teilnehmern der anschließenden Gesprächsrunde nicht nicht einhellig Zustimmung. Neben den Mitgliedern des Kreisverbands von Bündnis 90/Die Grünen beteiligten sich auch Neualbenreuths Bürgermeister Klaus Meyer, Norbert Zintl, Revierleiter des Forstbetriebs Waldsassen, und dessen Kollege Michael Pröls, an dem Austausch. "Bei der Energiewende seien alle und jedes Waldgebiet gefragt", sagte Hofreiter. Meyer sah diesen Vorschlag skeptisch und bemängelte die Vorgehensweise der Regierung.
Die wirtschaftliche Zukunft der Gemeinde Bad Neualbenreuth sei stark vom Tourismus abhängig. Erst vor Kurzem habe man das Zertifikat zum Prädikat Kurwald erhalten. "Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unseren Gästen. Wo soll ich hier Vorzugsflächen für Windkraft ausweisen?", fragte Meyer. "Mich stört es nicht, wenn ich im Urlaub Windräder sehe. Seid mutig und geht es an", entgegnete Anna Schwamberger. Bis Oktober soll die Gemeinde dem Planungsverband mögliche Flächen Windkraftanlagen melden. "Das ist nicht zu schaffen", so Meyer. Andere Kommunen könnten das auch, konterte Hofreiter: "Geht nicht, gibt's nicht, bringt uns hier nicht weiter." Für ihn steht fest, dass die Klimaziele und die neuen Vorgaben der Regierung nur gemeinsam zu erreichen seien.
25 Windräder für den Landkreis
Ärgerlich ist für Meyer auch, dass das Engagement seiner Gemeinde für den Klimaschutz nicht gewürdigt wird. Seit 25 Jahren setze man bereits auf regenerative Energien wie Biogas, Hackschnitzel oder PV-Anlagen. Das Sibyllenbad werde seit 1996 von einer Hackschnitzelanlage mit Wärme versorgt. Das sei, so Schwamberger "sehr fortschrittlich". "Die Energiewende ist nicht nur durch Windenergie zu lösen", betonte Meyer. Für Hofreiter gehöre neben Wind und Sonne "ein vernünftiger Waldumbau, Häuser mit Niedrig- oder Passivbauweise und der Abschied von Verbrennungsmotoren" dazu.
Dennoch: Die Windhöffigkeit in der Region sei sehr hoch. Das Potenzial noch nicht ausgeschöpft. "Bad Neualbenreuth kann mit seinen Flächen uns alle unterstützen", sagte Schwamberger. Das kürzlich verabschiedete Wind-an-Land-Gesetz schreibt vor, dass die Windenergie bis 2032 ausgebaut werden muss – und zwar um bis zu zwei Prozent. 25 Windräder braucht der Landkreis nach den neusten Vorgaben.
"Davon können je 8 am Grenzkamm bei Bärnau und im Hessenreuther Wald gebaut werden. Für den Rest muss sich ein Platz finden." Sie plädierte für eine kommunale und überregionale Zusammenarbeit „Wenn jede Kommune allein vor sich hin wurstelt, funktioniert so was natürlich nicht", pflichtete Hofreiter seiner Parteifreundin bei. "Jahrelang wurde in Bayern und auch hier im Landkreis geschlafen. So geht es nicht weiter.“
Das ist das "Wind-an-Land-Gesetz"
- Warum: Bundesregierung will bis 2030 den Strom aus erneuerbaren Energien verdoppeln.
- Ziel: Ausbau der Windenergie in Deutschland voran bringen, Klimaziele erreichen.
- Wie: Planungs- und Genehmigungsverfahren von Windkraftanlagen sollen beschleunigt und notwendige Flächen bereitgestellt werden.
- Was: Zwei Prozent der Bundesfläche müssen ausgewiesen werden, Bundesländer müssen Flächenziele erfüllen.
- Werden Flächenziele nicht erreicht, treten die landesspezifischen Abstandsregeln außer Kraft
Quelle: www.bundesregierung.de
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.