Florian Schieder eröffnete das Konzert an der Orgel mit dem „Präludium in a-Moll, BWV 543“ von Johann Sebastian Bach. Nach einem längeren Melodielauf setzten wirkungsvoll die Bass-Stimmen ein und meisterhaft ertönten die schnellen Tonfolgen im Wechsel Manual- und Pedalspiel. Das „Adagio“ der „Sinfonia aus der Kantate No. 156“ interpretierte Karl-Heinz Kuhl am Klavier ebenso mit feierlichen und träumerischen Sequenzen wie das bekannte „Air“ aus der „Orchestersuite No. 3 in D-Dur, BWV 1068“ mit lang gehaltenen Akkorden und ausgreifenden Kantilenen über der Basslinie. Mit heller und klarer Stimme meisterte Uschi Steppert auch die schwierigen Intervalle des Lobgesang Mariens im Lukasevangelium in der Arie „Et exsultavit spiritus meus“ aus dem „Magnifikat BWV 243“ zur unaufdringlichen, stilsicheren Klavierbegleitung durch Karl-Heinz Kuhl. Aus Bachs „Italienisches Konzert BWV 971“ brachte Florian Schieder den „3. Satz Presto“ zu Gehör, imponierend auswendig und mit tanzenden Fingern am Klavier beim Ritornell-Thema. Ebenso profihaft überzeugte Sebastian Kuhl zum Abschluss des ersten Teils aus dem „Wohltemperierten Klavier Teil II“ mit dem „Präludium“ mit auffallenden Trillern und Staccato-Tönen und der gemächlicheren „Fuge, BWV 881“.
Im zweiten Teil des Abends erklang buntgemischt Musik vom Barock bis zur Moderne. Uschi Steppert variierte im bewegten Liebeslied „Se tu m’ami“ des Italieners Giovanni Battista Pergolesi gekonnt zwischen Piano- und Forteklängen und brachte die fröhliche, tänzerische Grundstimmung zum Ausdruck. In „Deh Vieni non tardar“ – „Oh säume länger nicht, geliebte Seele“ - aus „Figaros Hochzeit“ von Wolfgang Amadeus Mozart, eine der beiden Arien, die er für eine Wiederaufnahme im Jahr 1789 durch Neukompositionen ersetzte, meisterte die Sängerin auch Solopassagen ohne Probleme. Sowohl in der Melodieführung als auch im musikalischen Ausdruck gab sie mit ihrer warmen, gefühlvollen Sopranstimme „Musetta’s Walzer“ aus „La Bohème“ von Giacomo Puccini adäquat wieder.
Karl-Heinz Kuhl begleitete auch in harmonischer Abgestimmtheit Johanna Baumann auf der Geige. Im „Concerto g-Moll op.9 RV 334, Allegro non molto“ von Antonio Vivaldi glitt sie sanft und selbst bei kurzen Notenwerten sicher über die Saiten. Zunächst mit parallelen Tonfolgen von Klavier und Violine begann die „Sonate in A-Dur KV 305, Allegro molto“ von Mozart, ehe im weiteren Verlauf abwechselnd eines der beiden Instrumente die Melodie übernahm. Das technisch sehr anspruchsvolle Werk meisterte die Violistin mit enormer Virtuosität. Seine „Sonatine für Klavier und Violine op. 100, Finale“ hatte Antonín Dvořák für seine 15-jährige Tochter Ottilie und den 10-jährigen Tonik geschrieben, deren musikalisch-reproduktiven Fertigkeiten sie angepasst war. Dennoch verlangt sie vom Interpreten große Spielkunst. Nach flottem Beginn und folgendem langsamen Thema steigert sie sich temporeich und dynamisch zum Schluss.
Mit selten-gehörten, originellen Orgelstücken zweier moderner Komponisten bewies Florian Schieder sein außergewöhnliches Talent. Die „Fanfare for Nottingham“ des französischen Komponisten libanesischer Herkunft Naji Hakim erinnerte im Rhythmus an einen Marsch und erklang titelgemäß in heller Klangfarbe. Den Schlusspunkt des Konzerts bildete ein Werk des kanadischen Komponisten Denis Bédard aus „Suite liturgique: Sortie“. Nach einem schnellen verspielten Anfang folgten fingertechnisch anspruchsvolle etüdenhafte Melodieverläufe.
Den verdienten und lang anhaltenden Schlussapplaus des Publikums für die fünf Musiker belohnten diese mit zwei vokalen kammermusikalischen Zugaben. In Mozarts geistlichem Lied „Laudate Dominum“ aus „Vesperae solennes de confissore KV 339“ schmiegte sich die Sopranstimme an die Violine an, die eigenständig Zwischenstücke übernahm wie auch im andächtigen, lyrischen Choral „Am Abend“ des in Waldeck geborenen Komponisten Hans Koessler, zu dessen Schülern bedeutende ungarische Komponisten wie Béla Bartók und Emmerich Kálmán gehören. In seinem Schlusswort sprach Pfarrer Sauer die Hoffnung auf ein weiteres Konzert im neuen Jahr aus und lud die Besucher zu einem Gläschen Sekt ein.
Musikstudio-Leiter Karl-Heinz Kuhl ist Lehrer an der Musikschule "Vierstädtedreieck" in Pressath und Instrumental- und Musiklehrer am Gymnasium Neustadt und war langjähriger Pianist in verschiedenen Bands der Region. Als ausgewiesener Bach-Liebhaber hatte er den ersten Teil des Konzerts Johann Sebastian Bach zu dessen 333. Geburtstag gewidmet. Kuhl zitierte den Musikwissenschaftler Hermann Albert: „Bei Bach ist keine Note zu viel oder zu wenig; man staunt geradezu über die Einheit des Kunstwerkes, die sich mit mathematischer Genauigkeit begründen lässt.“ Das eindrucksvolle Konzert stand unter dem Motto eines Ausspruchs von Bachs berühmtesten Sohn Carl Philipp Emanuel: „Die Musik meines Vaters hat höhere Absichten, als nur das Ohr zu füllen; sie soll das Herz in Bewegung setzen.“ Und das gelang dem Pianisten Kuhl zusammen mit seinen jungen regionalen Musikern in Vollendung. Wieder einmal zeigte sich, dass sie den Vergleich mit professionellen Künstlern der Konzertagenturen nicht zu scheuen brauchen.
Violistin Johanna Baumann aus Grafenwöhr studiert nach ihrem Abitur 2018 an der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg, erzielte mit Geige und Klavier erste Preise bei „Jugend Musiziert“ und sammelte in Jugendorchestern weitere Erfahrungen.
Pianist Sebastian Kuhl studierte Schulmusik mit Schwerpunktfächern Klavier und Violine sowie pädagogischen Bachelor Klavier, ist Mitglied in verschiedenen Ensembles in München, gibt regelmäßig Konzerte als Solist, Klavierbegleiter und Sänger im Madrigalchor der Musikhochschule und hat dort einen Lehrauftrag.
Gymnasiast Florian Schieder aus Georgenberg begann im Alter von fünf Jahren mit Schlagzeugunterricht, spielte neben dem Drumset auch Marimbaphon, erhielt später Klavierunterricht, gewann mit diesen Instrumenten mehrere Preise beim Landeswettbewerb „Jugend Musiziert“ und spielt seit 2015 erfolgreich Orgel.
Sopranistin Uschi Steppert aus Eschenbach singt nach ihrer Gesangsausbildung in verschiedenen Chören und Vokalensembles im Raum Weiden, Bayreuth und Nürnberg, ist an der Musikschule "Vierstädtedreieck" und am "MTM" Pegnitz in den Bereichen Elementare Musikerziehung und Gesang sowie als Fördererzieherin im Kindergarten Eschenbach für den Bereich Musik tätig und wirkt seit vielen Jahren als Solistin in der Region.

















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