Parkstein
07.10.2022 - 09:55 Uhr

„Operation Heil!Kräuter“ im Steinstadl in Parkstein

Bei der langen Nacht der Demokratie war die „Operation Heil!Kräuter“ im Steinstadl in Parkstein zu sehen. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine hatte das Stück einen erstaunlichen Gegenwartsbezug.

Eine gelungene „Operation Heil!Kräuter“ im Steinstadl in Parkstein. in der langen Nacht der Demokratie. Bild: Uwe Ibl/exb
Eine gelungene „Operation Heil!Kräuter“ im Steinstadl in Parkstein. in der langen Nacht der Demokratie.

„Der Herr Hitler kann froh sein, dass er nicht Kräuter heißt. Sonst müssten wir immer Heil Kräuter rufen“, diese Pointe von Karl Valentin war namensgebend für das Programm im Steinstadl, das ein Kapitel deutscher Kabarettgeschichte behandelte. „Entschuldigung, spreche ich zu schnell? Kommen Sie mit? Oder... muss ich mitkommen?“ So wandte sich Werner Fink in den 30er Jahren von der Bühne herab gerne direkt an die in den vorderen Reihen seines Kabaretts lauernden Gestapo-Spitzel. Diese hofften auf nazikritische Pointen und schrieben eifrig mit. Sie gehörten zu den regelmäßig zahlenden Gästen des politisch-literarischen Kabaretts im dritten Reich.

Es gab etliche couragierte Kabarettisten in dieser Zeit, die mit gewagten Spitzen dem Regime trotzten. Durch geschicktes Jonglieren mit Sprache, mit geplanten Versprechern, eindeutige Zweideutigkeiten wurden Themen angedeutet, Sätze dabei unfertig belassen, oder aber so verallgemeinert zu tarnen, dass das Publikum genau wusste, worum es ging. Valentin, Helmut Käutner, Werner Fink, Fritz Grünbaum, dies nur einige Namen, die in dem Bühnenstück „Operation HEIL!Kräuter“ von Sebastian Schlagenhaufer und Ramon Bessel zum Leben erweckt werden.

Ausgewählte Chansons, Texte und kurze Szenen, recherchiert aus historischen Bühnenprogrammen, ergänzt um die Hintergründe zum Leben, Wirken und Schicksal der Akteure, werden präsentiert von Sebastian Schlagenhaufer und Ramon Bessel, der am Klavier die 30er Jahre musikalisch lebendig werden lässt. Die Beiden belegen eindrücklich, dass trotz allen Drucks und aller Gefahr, zahlreiche Kabarettisten es schafften, das Naziregime offen oder zwischen den Zeilen zum Gegenstand ihrer Satire zu machen. Nicht Wenige wurden deshalb mit einem Berufsverbot belegt, Einige landeten hingegen auch in den Konzentrationslagern und selbst dort versuchte mancher noch, seiner Kritik mit Humor Ausdruck zu verleihen. Wieder andere Künstler, meist mit jüdischem Hintergrund, verließen Deutschland, und so finden sich deutsche Kabarettisten ab Ende der 30er Jahre in aller Welt verstreut.

 
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