Parkstein
07.06.2022 - 17:44 Uhr

Parksteiner Kinderwehr absolviert als erste in der Oberpfalz die "Kinderflamme"

Die Kinderfeuerwehren in der Region wachsen immer weiter, nun können auch die Kleinsten eine Leistungsprüfung ablegen. Das haben sich die Parksteiner getraut - und als erste in der Oberpfalz die "Kinderflamme" absolviert.

Die Feuerwehr erfreut sich auch bei den Kleinsten immer größerer Beliebtheit in der Region. Und als Ansporn für die Nachwuchs-Feuerwehrler können nun auch sie eine offizielle Leistungsprüfung des Landesfeuerwehrverbandes ablegen. Als erste in der Oberpfalz hat am Samstag die Parksteiner Kinderfeuerwehr die sogenannte „Kinderflamme“ absolviert.

Die Hand von Betreuer Florian Simmerl lässt Ronja (5) mal lieber nicht los. Zu aufgeregt sind die 27 Kinder zwischen 5 und 12 Jahren, als sie am Samstag ihr Wissen und Können beweisen sollen. Selber haben sie „Bazi“ und „Minecraft“ auf ihren Käppis stehen, nun sollen die 6- und 7-Jährigen die gesamte Schutzausrüstung eines Feuerwehrlers zusammen suchen. Im Nu zupfen sie Jacke, Hose, Stiefel, Helm und Handschuhe aus der ganzen Auswahl heraus. Plus Leinenbeutel. „Den braucht man zum Abseilen und zum Sichern“, kommt es wie aus der Pistole geschossen.

Mehrere Aufgaben

Anschließend heißt es im Team Wasserbecher über Hindernisse zu transportieren. Die 8- und 9-Jährigen beantworten derweil Fragen und spritzen gezielt Tennisbälle von Pylonen. Die 10 – bis 12-Jährigen drücken im Team einen Tischtennisball 15 Meter durch einen Schlauch.

Kreisjugendwartin Miriam Schuller hakt als Prüferin fleißig ab auf ihrem Klemmbrett - mit einem Dauerlächeln im Gesicht. „Richtig süß“, sagt sie mehrmals. „Total entspannt“ seien die Kleinsten. Auch für sie ist diese Prüfung noch völliges Neuland. Denn erst seit Februar können Kinderfeuerwehren in Bayern offiziell das Leistungsabzeichen der „Kinderflamme“ ablegen. Dank einer neuen Richtlinie des Verbandes. Bislang haben sich einzelne Feuerwehren individuelle Prüfungen für ihre Schützlinge ausgedacht, als Ansporn.

Kein Wettbewerb

Die „Kinderflamme“ soll Motivation sein, aber auf keinen Fall ein Wettbewerb, sagt Julia Wolfram. Deshalb gebe es auch keine Zeitvorgaben. Die Weidenerin ist im Landesverband zuständig für die 169 Kinderfeuerwehren in der Oberpfalz, deren Zahl stetig wächst. Und so baut auch der Feuerwehrlandesverband die Frühförderung der Nachwuchskräfte stetig aus. Die nächsten „Kinderflammen“ werden bald in Weiherhammer und Neustadt/Waldnaab vergeben.

Die Corona-Pandemie hat den Kinderfeuerwehren nicht wehgetan, stellt Kreisbrandinspektor Martin List fest. Jetzt laufe die Vereinsarbeit wieder an und die Begeisterung der Kinder sei ungebrochen. Deshalb sind auch in den vergangenen beiden Jahren in der Oberpfalz mehrere neue Kinderfeuerwehren dazu gekommen, im Landkreis Tirschenreuth zum Beispiel, zählt Julia Wolfram auf. In Weiden gibt es zwei, im Landkreis bereits 15. Die intensive Nachwuchsarbeit trägt bereits erste Früchte. In Weiden wechseln laut Julia Wolfram zehn 12-Jährige von der Kinderfeuerwehr nun in die aktive Wehr und beginnen die Ausbildung in der Jugendfeuerwehr. „Es hilft uns schon, viel früher anzufangen“, denn wie alle Vereine in der Gesellschaft muss auch die Feuerwehr um ihre Nachwuchskräfte buhlen.

Pflaster kleben

Vinzenz, Eva, Anton und die anderen Sechsjährigen sind bereits eine Station weiter. Sie kleben Pflaster. Die richtige Größe des Pflasters ist gefragt für die aufgemalten Wunden auf den Armen der Betreuer. Zeitgleich meldet Emma (8) im Feuerwehrauto einen bewusstlosen Mann in der Basaltstraße an die „Leitstelle“ von Betreuerin Claudia Kloss. Die nimmt in der ILS Weiden tatsächlich oft Notrufe entgegen und ist begeistert. „Die Kinder können die Situationen ganz einfach und oft treffender beschreiben als Erwachsene“, sagt sie.

Auf einer Matte dauert es ein paar Meter weiter nicht mal 20 Sekunden und Max hat Kate in die stabile Seitenlage gebracht. Dann noch ein Bild-Memory legen mit den Grundaufgaben der Feuerwehr und gemeinsam eine Rettungsdecke wenden, ohne mit den Füßen auf den Boden zu kommen. Eine Stunde später zieht Kreisbrandinspektor Martin List den Hut vor den Kindern und bestätigt ihnen „hervorragende Arbeit“. Er sei begeistert vom Ehrgeiz der Kleinsten, den manch Jugendfeuerwehrler bei solch Leistungsprüfungen oft missen lasse. „Alle haben bestanden“, verkündet er.

Als Belohnung überreicht er zusammen mit Kreisbrandmeisterin Carola Adam die „Kinderflamme“ als Anstecknadel, eine Urkunde, Turnbeutel, Playmobilfiguren und Gummibärchen, gesponsert vom Landesfeuerwehrverband.

Später zur Feuerwehr

Vinzenz, Simon und Marlo wollen später mal Feuerwehrmänner werden, sagen sie aus voller Überzeugung. Aber selbst wenn nicht alle 27 Kinder in Parkstein später in die aktive Wehr eintreten, haben sie jetzt schon fürs Leben gelernt. Und können mit ihrem Wissen bereits Leben retten und Leid mindern.

BildergalerieOnetzPlus
Waldeck bei Kemnath06.06.2022
Hintergrund:

Das ist das Abzeichen "Kinderflamme"

  • Was? Das offizielle Abzeichen "Kinderflamme" können Kinderfeuerwehren in Bayern dank einer neuen Richtlinie des Verbandes ablegen. Am Ende gibt es eine Urkunde und eine Anstecknadel.
  • Wann? Diese Möglichkeit gibt es seit Februar 2022.
  • Wie? Die Kleinen müssen mehrere "Tests" absolvieren, beispielsweise Pflaster aufkleben oder einen Notruf absetzen.
  • Warum? Das Abzeichen dient als Ansporn für die Kleinen und soll kein Wettbewerb sein. (mlp)
 
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