Fachjargon gefällig? Die Bürger Parksteins haben sich für die Einleitung der Bauleitplanung "Sondergebiet Bürgerwindpark Eichentratt" ausgesprochen. Das ergab die Auszählung des per Briefwahl durchgeführten Bürgerentscheids am Sonntagabend. Gemeinhin heißt das, die Parksteiner haben damit für die Errichtung von bis zu drei Windkraftanlagen im Westen des Basaltkegels gestimmt.
Von den 1880 wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern gaben 1442 ihre Stimme ab. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 76,7 Prozent. 768 stimmberechtigten Wähler entschieden sich "pro Windpark", 624 votierten dagegen. Prozentual bedeutet das, 55,2 Prozent der Wähler sagten Ja zu den damit wohl ersten Windrädern in der Mitte des Landkreises Neustadt.
Auszählung im Landrichterschloss
Bereits um 16 Uhr wurden unter Aufsicht von Bürgermeister Reinhard Sollfrank die eingegangenen Briefwahlunterlagen auf ihre Korrektheit geprüft. Kurz vor 18 Uhr eilte das Marktoberhaupt nochmals an den Briefkasten, um noch zurückgegebene Stimmzettel der Abstimmung zuzuführen. Um 18 Uhr wurden die abgegebenen Stimmen in den verschlossenen Briefumschlägen auf zwei große Tische im Festsaal des Landrichterschlosses verteilt - und gezählt. Dann wurden die Briefumschläge geöffnet.
Ergebnis steht um 19.45 Uhr fest
Hinter der Absperrung beobachtete Josef Langgärtner, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft, mit einigen Mitgliedern, das Auszählungszeremoniell. Auf der anderen Seite taten es ihnen die Hauptinitiatoren der Bürgerinitiative "Windparkfreie Heimat Parkstein", Markus Scheidler-Diertl, Altbürgermeister Hans Schäfer und Reinhold Gerber gleich. Die Gewissheit kam gegen 19.45 Uhr, als Marktgemeinderätin Sonja Reichold das Ergebnis verkündete, das die Unterstützer des Windparks mit Beifall begrüßten.
- Reaktion der Bürgerenergiegenossenschaft
Konkret sagte Josef Langgärtner, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft: "Natürlich sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Es ist knapp gewesen, aber das habe ich eigentlich auch erwartet. Es ist jetzt die Aufgabe, für uns daraus etwas zu machen, es ist noch lange nichts gebaut. Wir haben riesige Hürden vor uns, es ist aber ein Ergebnis für die Zukunft und für unsere Nachkommen. Wir machen das nicht wegen uns, sondern nur wegen der nachfolgenden Generation. Die Kosten für die Bauleitplanung übernimmt die Genossenschaft, so wie wir das immer gesagt haben. Es ist noch nichts passiert, wenn andere Kriterien kommen, die das ausschließen, wird das auch nicht gebaut."
- Reaktion Bürgermeister
Bürgermeister Reinhard Sollfrank sagte nach der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses zur Wahlbeteiligung: "Ich hätte gern gehabt, dass es noch ein paar mehr gewesen wären, aber man muss zufrieden sein." Die Jugendbefragung im Vorfeld habe seiner Meinung nach keine Auswirkung auf das aktuelle Ergebnis gehabt. Und untätig sei der Marktrat auch nicht gewesen: "Es war Absicht, wir wollten als Marktgemeinderat neutral bleiben. Das habe ich gewissen Leuten versprochen, die mir aus meiner Sicht etwas in den Rücken gefallen sind. Jetzt ist das der Entscheid, mit dem wir alle leben müssen."
- Reaktion Bürgerinitiative "Windparkfreie Heimat"
Markus Scheidler-Diertl, Sprecher der Bürgerinitiative "Windparkfreie Heimat Parkstein" sieht das Ergebnis nüchtern. "Die Bürger Parksteins haben sich für die Einleitung eines Bauleitverfahrens mit ihrer Wahl ausgesprochen. Damit sind nun der Bürgermeister und die Marktgemeinderäte gefordert, die dazu nötigen Maßnahmen in die Wege zu leiten. Dabei ist vor allem wichtig, dass die ungeklärte Kostenfrage im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages geregelt wird. Weiter sind Gutachten zu erstellen, die letztendlich darüber entscheiden, ob im Eichentratt jemals Windräder stehen werden oder nicht. Die Bürgerinnen und Bürger haben dabei aber auch die Möglichkeit, noch ein Veto einzulegen. Wir wünschen den Befürwortern viel Freude mit ihren Windrädern."
Reinhold Gerber von der Bürgerinitiative lobte die große Wahlbeteiligung, die es in dieser Höhe in anderen Gemeinden nicht gebe. "Jetzt haben der Bürgermeister und der Marktgemeinderat von den Bürgern ein Mandat bekommen, die Windräder im Eichentratt auf den Weg zu bekommen. Dazu wünsche ich ihnen viel Erfolg." Die Gutachten würden alles weitere aufzeigen. "Verloren ist momentan gar nichts. Dass jetzt alles klappt, wird auch von den Bürgern Parksteins eingefordert."
- Reaktion Altbürgermeister
Altbürgermeister Hans Schäfer gratulierte der Bürgerenergiegenossenschaft. "Sie hat gut gearbeitet. Die Bürgerinitiative hat sich vor sechs Wochen konstituiert und wir haben versucht, die Bürger ordentlich aufzuklären und zu zeigen, was auf sie zukommt. Mit dem Wahlergebnis ist noch keine Aussage getroffen. Es wird mit Sicherheit im Bauleitverfahren das eine oder andere auftauchen. Ich muss klar sagen, noch stehen die Windräder nicht, es wird noch viel Wasser die Naab hinabfließen."
Darum geht es
- Bis zu drei Windkraftanlagen am Standort „Eichentratt“, jeweils etwa einen Kilometer von Parkstein, Hammerles und Schwand entfernt
- Gesamthöhe pro Windrad: 250 Meter
- Beanspruchte Fläche 400 bis 450 Quadratmeter
- Betreiber: Bürgerenergiegenossenschaft Parkstein
- Gegner des Projekts: Bürgerinitiative „Windparkfreie Heimat Parkstein“. Sie betont, nicht gegen Windkraft generell, sondern gegen den Standort Eichentratt zu sein
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