Von vielen Bürgern und Geschichtsinteressierten aus Nah und Fern wird die Jahresschrift des Heimatkundlichen und Historischen Arbeitskreises „Der Stadtturm“ mit Spannung erwartet. Auch dieses Mal wird auf über 160 Seiten auf hohem Niveau und dennoch lesenswert über verschiedene Aspekte der reichen Pfreimder Stadtgeschichte berichtet. So geht Alois Epple auf drei großformatige Bilder von Ignaz Viktor Raab ein, die nach einer Odyssee im Franziskanerkloster ihre Heimat fanden. In Detailansichten werden diese in eine Zusammenschau von über 120 Bildern des Barockkünstlers gebracht.
Viele Gemeinsamkeiten
Überraschende Gemeinsamkeiten und Verbindungen zwischen Pfreimd und Neudorf bei Luhe deckt Josef Eimer in seinem Beitrag auf. So wanderten nach einem Brand 1814 Ausstattungsteile der säkularisierten Klosterkirche nach Neudorf, und das Deckengemälde wurde vom Pfreimder Anton Betz gemalt.
Die Vita des königlich bayerischen Hofmusikus Georg Sebastian Rauch beleuchtet Helmut Friedl. Der Spross aus der Türmer- und Musikerfamilie Rauch wurde 1783 geboren und verdingte sich in Fürstenhäusern und Klöstern bis er nach München kam, um dort sein Können zu präsentieren.
Lebendige Schulgeschichte
Die Tür zur Kunstkammer des Regensburger Ratsherren Dionysius Schiltl öffnet Hans Paulus, indem er den Stammbaum und ein detailliertes Inventar präsentiert. Anschließend begleitet Josef Eimer drei Knaben aus Pfreimd auf ihrem Weg in die Lateinische Vorbereitungsschule Nabburg und zeichnet so ein Gemälde des damaligen Schulalltags sowie der weiteren Lebenswege der Pennäler. So brachte es Gottfried Wöhrle bis zum Pfarrer in Münchenreuth und veröffentlichte das Lehrbüchlein „Unterricht in der Bienenzucht“.
Drei Prinzen im Manöver
Mit dem Kronprinzen Friedrich von Preußen, Prinz Heinrich von Preußen und Prinz Luitpold von Bayern weilten im Herbst 1884 die höchsten Vertreter des deutschen Kaiserreiches in Pfreimd, um ein großes Herbstmanöver zu beobachten. Illustriert mit originalen Fotografien und mit der genauen Rekonstruktion der beteiligten Einheiten gibt Günther Friedl eine wunderbare Zusammenschau dieses Ereignisses bis hin zum Speiseplan der Soldaten.
Nach einem kurzen Einblick und Entschlüsselung der „Iffelsdorfer Dorflitanei“ durch eine anonyme Überlieferung macht sich Hubert Amode die Arbeit einen Streifzug durch die Pfreimder Familiennamen zu unternehmen. Auf 45 Seiten entschlüsselt er deren Bedeutung und das nicht nur für eingesessene Pfreimder, sondern auch Familien, die relativ kurz in der Landgrafenstadt wohnen, werden Hintergründe zu Ihrem Nachnamen erfahren.
Das Königreich Pfreimd
Zum Abschluss schildert Helmut Friedl die Jahre 1918 und 1919, die in Pfreimd zunächst ruhig verliefen. „Erst nach und nach merkte man, dass es hier auch unruhige und revolutionäre Elemente gibt“, weiß die Klosterchronik zu berichten. Weiter erwähnt ein Zeitungsartikel: „Er (Bürgermeister Enders) äußerte: Ich bin Herr und König, ich befehle über Euch und drum ist Pfreimd ein selbständiges Königreich und hat sich von der Republik losgesagt. König ist Bürgermeister Enders von Pfreimd.“ Offensichtlich folgten dieser Proklamation keine weiteren Schritte in die Souveränität.
Die Jahresschrift kann zum Preis von 9,50 Euro im Buchcafé, beim Schreibwarenladen Eisenreich, in der Stadtverwaltung und beim Stadtturm selbst erworben werden.
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