Oberpfälzer helfen der Ukraine

Pfreimd
25.08.2022 - 10:00 Uhr

Olexandr Kolpak (60) und Mykola Ozhyk (45) fühlen sich der humanitären Idee ebenso verbunden wie die Aktiven des Pfreimder Vereins Aktion Tschernobyl. 1500 Kilometer liegen hinter ihnen, als sie aus der Ukraine in der Oberpfalz ankommen.

Besuch und Spendenübergabe in Pfreimd: (von links) Angelika Ziegler, Mykola Ozhyk, Josef Ziegler, Olexandr Kolpak, Erwin Koppmann und Horst Troidl.

Schon seit Beginn des russischen Aggressionskrieges sind der Unternehmer Olexandr Kolpak und der Tierarzt Mykola Ozhyk ehrenamtlich unterwegs, um Lebensmittel, Hygieneartikel, Decken, Medikamente und vieles mehr aus Polen, Tschechien und Deutschland nach Owrutsch zu transportieren. In der 16 000 Einwohner zählenden Kreisstadt des Rajon Owrutsch, dem administrativen Zentrum des Oblast Zhytomyr, besteht seit Kriegsbeginn eine zentrale Sammelstelle für humanitäre Hilfsgüter, die von dort an bedürftige Familien und Binnenflüchtlinge aus dem umkämpften Osten des Landes verteilt werden.

Auch die Stadt Irpin, Symbol russischer Gräueltaten, haben sie am ersten Tag nach Abzug der Russen angefahren, um Hilfe zu bringen. Auf die Frage nach ihrer Motivation für die selbst gestellte, nicht ungefährliche Aufgabe antworten sie lapidar "Wenn nicht wir, wer dann?"

Die 30 Kilometer von der Grenze zu Belarus im Nordwesten der Ukraine liegende Stadt Owrutsch erlitt in der Nacht auf den 6. März 2022 drei Bombenangriffe und am Abend desselben Tages weitere sechs Luftangriffe, auch aus Weißrussland wurde geschossen und mit Flugzeugen angegriffen. Zahlreiche Wohnhäuser wurden zerstört, Menschen verschüttet, das Kinder- und Jugendzentrum, die Jugendsportschule, das Verwaltungszentrum und das städtische Krankenhaus wurden Ziele der Angriffe.

Hier nun tritt die "Aktion Tschernobyl" auf den Plan: Bereits in der Vergangenheit erhielt des Krankenhaus in Owrutsch medizinische Geräte aus der Oberpfalz, und zum zweiten Mal seit Beginn des Krieges am 24. Februar liefert der Verein dank der großen Spendenbereitschaft der Oberpfälzer Bevölkerung und japanischer Stiftungen Medikamente, Spritzen, Infusionen, Verbandmaterial, medizinische Geräte, Babynahrung und Pflegemittel in großem Umfang in die vom Krieg gezeichnete Stadt, wobei der Schwerpunkt auf der Versorgung von Säuglings- und Kinderstationen liegt. Das gerade vor einem Jahr renovierte Krankenhaus ist zwar nicht zerstört, weist aber erhebliche Beschädigungen auf, auch die Gynäkologie ist betroffen.

Die Feuerwehr der Stadt erhält mit der erneuten Lieferung hochwertige Ausrüstung, obliegt den Männern doch die Aufräumarbeit nach Bombenangriffen, die Suche nach Verletzten und deren Bergung, die Säuberung verminten Bodens. Mykola betrauert den Tod zweier seiner Freunde, zerrissen durch die Detonation einer Landmine.

Dankbar und berührt von der Hilfsbereitschaft der Menschen in der Oberpfalz treten die beiden Männer die beschwerliche Rückfahrt an. Ihren Heimatort erreichen sie wegen des Nachtfahrverbots in der Ukraine von 23 bis 6 Uhr erst nach etwa 30 Stunden - aber mit Hilfe im Wert von 25 000 Euro.

 

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