Pfreimd
14.11.2024 - 07:50 Uhr

Pfreimd setzt auf Waldpflege für nachhaltige Trinkwasserversorgung

Die Bereitstellung von ausreichendem und sauberem Trinkwasser gehört zu den wichtigsten Vorsorgemaßnahmen einer Kommune. Der Wald spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wie stellt sich die Situation in der Stadt Pfreimd dar?

Die Stadt Pfreimd hat einen jährlichen Wasserverbrauch von rund 300.000 Kubikmeter. Ein Drittel dieses Bedarfes deckt sie aus dem Trinkwasserschutzgebiet „Brunnstube“, dem Waldstück zwischen Pfreimd und Weihern. Der Schutz und der Erhalt dieses Gebietes ist daher eine elementare Aufgabe.

Anfang des Jahres 1990 tobte in Deutschland der Orkan Wiebke. 60 Millionen Festmeter Holz wurden in Deutschland zu Boden geworfen. Der Spitalwald der Stadt Pfreimd war hierbei auch stark betroffen. Etwa 2500 Festmeter Schadholz sind dabei auf einer Fläche von sechs Hektar angefallen. Dort wurden daraufhin als Nachfolgebestockung laubholzreiche Mischbestände gepflanzt.

Wie haben sich diese Bestände, auch im Hinblick auf das gewonnene Trinkwasser über die Zeit entwickelt? Um diese Frage zu klären, haben sich Forstdirektor Alwin Kleber und Revierförster Hubert Amode vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit dem Bürgermeister und Vorsitzenden der Spitalstiftung Pfreimd, Richard Tischler, dem stellvertretenden Stiftungsvorsitzenden Hubert Betz sowie dem Wassermeister der Stadt Pfreimd, Stephan Lobinger, zu einer Waldbegehung im Spitalwald getroffen.

Wald im Wasserschutzgebiet

Mit 16 Hektar liegt knapp die Hälfte des Spitalwaldes im Wasserschutzgebiet „Brunnstube“. „Der Wald verlangsamt das Abflussverhalten bei Starkregenereignissen und Schneeschmelzen im Vergleich zu einer Freifläche“, begann Forstdirektor Alwin Kleber mit seinen Ausführungen. Untersucht man Trinkwasser verschiedener Wassereinzugsgebiete, so zeigen sich auch Unterschiede hinsichtlich der Qualität bei unterschiedlicher Bodennutzung.

Forstwirtschaftlich genutzte Flächen weisen im Vergleich zu landwirtschaftlichen Flächen deutlich geringere Nitratwerte auf, führte der Forstdirektor weiter aus. Zudem verfügt der Waldboden über eine höhere Reinigungskraft. „Die Wasserqualität unter laubbaumreichen Mischbeständen ist hochwertiger als unter reinen Nadelholzbeständen, wo das Wasser oft relativ sauer ist“, verdeutlichte Alwin Kleber die Untersuchungsergebnisse.

Diese Erkenntnisse waren für den damaligen Förster Konrad Wagner ausschlaggebend, als er sich an die Wiederaufforstung der Windwurffläche machte. „Eine Kahlfläche kann wie ein weißes Blatt Papier einfach neu beschrieben werden. Dicht mit alten Bäumen bestandene Wälder dagegen sind wie ein altes Buch, in dem versucht wird, das Vorhandene umzuschreiben. Dies ist nicht einfach und nimmt viel Zeit in Anspruch“, erläuterte der Forstdirektor die schwierige Situation vor der Forstleute oft stehen.

"Beispielhaft umgesetzt"

Aktiver Waldumbau dauert nicht nur lange, sondern kann auch nur durch gezielte forstwirtschaftliche Eingriffe erfolgen. Für die Pflanzung junger, stabiler und klimaangepasster Baumarten müssen die alten, oft weniger an den Klimawandel angepassten Bäume, wie Fichte und Kiefer, Zug um Zug weichen. „Alle diese Erkenntnisse wurden im Spitalwald beispielhaft umgesetzt“, fasste Forstdirektor Kleber das Ergebnis der Waldbegehung zusammen.

Die gepflanzten Laubholzbestände sind gut gepflegt, vital und auch von hoher finanzieller Werterwartung. „Auch auf den übrigen Spitalwaldflächen soll der begonnene Umbau der nadelholzdominierten Bestände in besser klimaangepasste Mischbestände weiter intensiviert werden. Dadurch soll auch in Zukunft der positive Einfluss des Waldes auf das Trinkwasser in Pfreimd sichergestellt werden“, lautete daher der Ratschlag des Forstexperten. Denn müsste die Wasserreinigungsfunktion des Waldes durch technische Lösungen ersetzt werden, würden enorme Kosten anfallen. Der Wald leistet dies hingegen kostenlos.

 
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