Katzenplage in Untersteinbach bei Pfreimd: Rund 20 streunende Katzen sind laut der Stadt hier derzeit unterwegs, und es werden immer mehr. Zeit, einzugreifen, noch bevor die Streuner im Frühjahr wieder Junge bekommen. Deshalb kündigt die Stadt Pfreimd eine Katzen-Kastrationsaktion an.
Aus der Bevölkerung hätten sich die Hinweise auf die verwilderten Katzen vermehrt, erklärt Bürgermeister Richard Tischler. 20 Katzenkothaufen habe ein Bürger an nur einem Tag aus dem Garten entfernt - man wolle kaum noch die Kinder draußen spielen lassen.
Auch vom Veterinäramt in Schwandorf sei die Aufforderung gekommen, sich um die Katzenproblematik zu kümmern. Deshalb geht es am kommenden Montag los, zunächst für 14 Tage.
Fünf Lebendfallen stellt die Stadt dazu auf, die von den Mitarbeitern des Bauhofs regelmäßig geprüft werden. Katzen, die "ins Netz gehen" und nicht als Hauskatzen identifiziert werden können, werden zur Kleintierpraxis Pfreimd gebracht. Stellen die Tierärzte fest, dass das Tier auch nicht gechipt ist, wird es untersucht - und bei Bedarf entwurmt und behandelt, aber eben auch kastriert und tätowiert. Etwa einen Tag später werden die Katzen dort, wo sie eingefangen wurden, wieder freigelassen. Je nachdem, was alles behandelt werden muss, schätzt die Stadt Pfreimd die Kosten pro Katze auf 80 bis 140 Euro.
"Eine kurzfristige Verbesserung des Problems mit den streunenden Katzen ist das also nicht", stellt Bürgermeister Tischler klar. Aber die exorbitante Vergrößerung des Katzenbestands werde gestoppt.
Es könne aber eben nicht ausgeschlossen werden, dass auch einmal eine Katze, die jemandem gehört, in eine der Fallen tappt. Deshalb lautet der Appell an die Katzenbesitzer: Macht deutlich, dass die Tiere ein zu Hause haben oder lasst sie in der Zeit nicht raus. Am besten wäre es, sie wären gechipt oder tätowiert, aber auch ein Halsband sei für die Stadt schon ein Hinweis. Unabhängig von der Kastrationsaktion raten die Tierärzte generell dazu, Katzen chippen oder tätowieren zu lassen.
Umgekehrt sollten Tierfreunde jetzt aber nicht auf die Idee kommen, die streunenden Katzen mit Halsbändern zu bekleiden, damit sie nicht eingefangen werden. "Das wäre falsch verstandene Tierliebe", sagt Tischler. Die streunenden Katzen seien teils in "desolatem Zustand", beschreibt es Thomas Wilhelm vom Ordnungsamt.
Die Tierärztinnen Elisabeth Schichtl und Anja Wolfram bestätigen, dass eine Kastration auch für die Tiere das Beste ist. Die verwilderten Katzen sind oft krank, haben Würmer und Katzenschnupfen - und die jungen Welpen stecken sich schon mit der Muttermilch an. Die Tiere hätten oft ein schwaches Immunsystem, es gebe Inzucht zwischen den Streunern. Tiere, die nicht kastriert sind, seien zudem viel gestresster.
Zwei bis dreimal im Jahr können Katzen Junge bekommen, so Wolfram, jedes Mal etwa zwei bis sechs. Und die Jungen sind selbst nach sechs Monaten schon wieder zeugungsfähig. "Das ist eine exponentielle Vermehrung." Dazu kommt, dass die Tierheime voll sind. "'Katzenplage' hört sich böse an, aber es ist so", sagt Anja Wolfram. Streunende Katzen sollte man daher auch nicht füttern, erklärt sie. "Oder, wenn man es tut, eben auch in den sauren Apfel beißen und sie auch kastrieren lassen."
Katzenhaltung
- Chip: Gibt Aufschluss, ob eine Katze einen Besitzer hat und wer das ist
- Tätowierung: Tätowierte Nummer im Ohr, enthält ebenso Informationen zum Besitzer, etwas veraltet, aber auf den ersten Blick sichtbar
- Streunende Katzen: Laut Tierschutzorganisationen über zwei Millionen in Deutschland
- Kastrationspflicht: Gibt es nicht deutschlandweit, jedoch in einzelnen Bundesländern – aber nicht in Bayern
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