Pfreimd
03.08.2018 - 16:45 Uhr

"Weltreise" mit Gruselfaktor

Mit neun Jahren laufen sie ausgerechnet nach einer Gruselgeschichte durch den finsteren Wald. Die einzige Waffe: ein Leuchtstäbchen. Dazu braucht es schon Mut und Gottvertrauen. Die Pfreimder Ministranten haben aber noch mehr im Gepäck

Einen idyllischen Zeltplatz haben sich die rund 100 Ministranten aus Pfreimd für ihr Camp in Gleiritsch ausgesucht. bl
Einen idyllischen Zeltplatz haben sich die rund 100 Ministranten aus Pfreimd für ihr Camp in Gleiritsch ausgesucht.

(bl) Morgens um kurz nach 8 Uhr steigt noch immer Rauch auf vom Lagerfeuer am Badeweiher in Gleiritsch. Im Küchenzelt ist Monika Koch schon beim Zwiebelschälen, während fast 100 hungrige Ministranten darauf warten, bis sie beim Frühstücksbüfett an der Reihe sind. Zuvor aber wird gebetet. Schließlich ist hier das Zeltlager der Ministranten, ein Aushängeschild der Pfarrei Pfreimd.

Feuerholz und Zahnbürste

Gut ausgerüstet hat sich die bunte Truppe wie in den Vorjahren auf der Südseite des Weihers eingerichtet, schon Tage vorher war eine Gruppe von Betreuern aktiv, um Feuerholz zu beschaffen, Lebensmittel zu organisieren und Gruppenzelt aufzustellen. Keine leichter Job, wenn viele erfahrene Helfer den jüngeren diese Aufgabe überlassen. Und viel Arbeit für die beiden Säulen im Küchenzelt, Monika Koch und Andrea Brunner, die beide seit über zehn Jahren ehrenamtlich die Ministrantenschar bekochen und auch mal verarzten. Praktizierte "Nächstenliebe" können die größeren Ministranten gleich mal üben, wenn die kleinen Messdiener mit ihren eigenen Zelten anrücken, dann ist Hilfestellung beim Aufbau gefragt. Ob sie auch alles eingepackt haben? "Das wichtigste ist die Zahnbürste", zählt die neunjährige Lena auf, erst dann werden Kleidung, Zelt und Luftmatratze genannt.

Markus hat andere Prioritäten. "Einen Camping-Stuhl, falls die Plätze am Lagerfeuer besetzt sind, und eine Taschenlampe sollte man nicht vergessen", meint er. Die Mädchen auf der Bank nebenan können ihm da nur beipflichten, und leuchten die noch ein wenig müden Kinderaugen auf, wenn sie von der Mutprobe am Vorabend erzählen: Maja, Lena und Leni haben gleich die harte Variante gewählt. Ein Glück, dass man dank der Leuchtstäbe dann so manches Gespenst bei der Nachtwanderung schnell erkennen konnte.

Jedenfalls ist es ganz schön laut geworden im Wald, als plötzlich dunkle Gestalten aus dem Gebüsch sprangen. "Wenn einer angefangen hat zu schreien, haben alle geschrien", erzählen die unerschrockenen Neulinge. Kann man denn nach solchen Erlebnissen gut schlafen? Die kleinen Camper haben da kein Problem. "Das einzige was nervt, sind die Mücken", stellen sie fest und schwärmen von Grill-Steaks, vom Baden im See und von der Nachtwache. "Ich war aber froh, dass es keinen Überfall gab", gesteht Leni, die bei den Anweisungen für einen solchen Fall gut aufgepasst hat: laut schreien, zusammenlaufen und um den Lagerbaum stellen. Denn dort oben hängt die Fahne, die es zu bewachen gilt und die davon zeugt, dass es bei den "Minis auf Weltreise" heuer ganz international zugeht. Das Küchenteam hat deshalb auch jede Menge Gerichte aus fernen Ländern vorbereitet von Tapas über Wraps bis hin zum Ländertopf.

Piksen und zwicken

Satte Kinder schlafen eben besser, erst recht, wenn sie nach zwei Stunden Nachwache erst um 13 Uhr in den Schlafsack kommen. Auch Jonas und Dominik jammern nicht, obwohl sie von 4 bis 6 Uhr morgens an der Reihe waren. "Das macht Spaß", sind sie einer Meinung und verraten auch gleich ihre Tricks, um wach zu bleiben: "Da pikst man sich gegenseitig", erklären die 12- und 11-Jährigen, "aber zwicken hilft auch". Als dann in den folgenden Nächten doch noch Überfälle mit mehr als 30 potenziellen Fahnen-Räubern kommen, ist da auch mit Wasserbomben wenig gegen fast 100 wachsame Ministranten auszurichten.

Beten gehört dazu, und zwar vor jeder Mahlzeit. bl
Beten gehört dazu, und zwar vor jeder Mahlzeit.
Die Mädchen hatten Mumm und ließen sich gleich in der ersten Nacht auf die harte Variante der Mutprobe ein. bl
Die Mädchen hatten Mumm und ließen sich gleich in der ersten Nacht auf die harte Variante der Mutprobe ein.
Im Zeltlager bringt jeder sein eigenes Geschirr mit, und fürs Abspülen gibt es eine strenge Lagerordnung bl
Im Zeltlager bringt jeder sein eigenes Geschirr mit, und fürs Abspülen gibt es eine strenge Lagerordnung
Diese beiden Lausbuben haben so ihre Tricks, um die Nachtwache in den frühen Morgenstunden durchzuhalten. bl
Diese beiden Lausbuben haben so ihre Tricks, um die Nachtwache in den frühen Morgenstunden durchzuhalten.
Die selbstgebaute Lagerdusche sorgt dafür, dass der Stau an den Waschräumen sich in Grenzen hält. bl
Die selbstgebaute Lagerdusche sorgt dafür, dass der Stau an den Waschräumen sich in Grenzen hält.
Geschirrspülen und Abtrockenen gehört dazu. bl
Geschirrspülen und Abtrockenen gehört dazu.
Im Bastelzelt lagern noch die frisch bemalten Steine. bl
Im Bastelzelt lagern noch die frisch bemalten Steine.
Auch Betreuer haben mal Pause. bl
Auch Betreuer haben mal Pause.
Das Küchenzelt gibt sich ganz international. bl
Das Küchenzelt gibt sich ganz international.
Für jedes Gedeck ein Beutel: Beim Campen ist Ordnung gefragt. bl
Für jedes Gedeck ein Beutel: Beim Campen ist Ordnung gefragt.
Info:

Hitze gut im Griff

Die extreme Hitze ist auch für die Camper nicht ganz ohne. Betreuerin Andrea Brunner hat immerhin schon zwölf Jahre Erfahrung mit solchen Unbillen. Gleich zum Start des Zeltlagers erging deshalb ein eindringlicher Trink-Appell an die Teilnehmer, berichtet sie. Mindestens zwei Flaschen Wasser täglich, lautete die Ansage. Ansonsten hilft natürlich auch ein Bad im Weiher, und für die arg Hitzeempfindlichen gibt es schon mal kühle Pads zum Auflegen. Und die "Familie aktiv" von Kolping hat auch mal einen Eiswagen vorbei geschickt. (bl)

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.