Pirk
12.12.2018 - 18:05 Uhr

Duell um Sportpark Pirk: Bürgermeister contra Stellvertreter

Punkt für Punkt beantwortet Bürgermeister Michael Bauer zehn Fragen. Schriftlich hatte sein Stellvertreter Alexander Radlbeck ihm den Katalog vorgelegt. Bauer nennt eine Diskussion dazu nicht notwendig. Wortgefechte gibt es trotzdem.

Bürgermeister Michael Bauer (Freie Wähler) ist überzeugt, dass die Planung für den Sportpark zeitlich nicht schneller zu schaffen ist. Bild: Gabi Schönberger
Bürgermeister Michael Bauer (Freie Wähler) ist überzeugt, dass die Planung für den Sportpark zeitlich nicht schneller zu schaffen ist.

"Alexander, Du willst mir Verzögerung vorwerfen. Ich bin mir keiner Schuld bewusst", sagte der Gemeindechef von den Freien Wählern seinem Widersacher von der CSU. Der hakte immer wieder nach und sprach von 14 Monaten, die man auf Kosten der SpVgg mit dem Projekt des Sportparks einem möglichen Zeitplan hinterher sei. "Man startet zwei Bauvorhaben. Die einen sind fertig, die anderen haben noch nicht angefangen", widersprach Radlbeck Bauer. "So bald als möglich. Das ist doch klar", hatte der zur Nachfrage nach dem Baubeginn geantwortet.

Doch der Reihe nach: Erstmals wurde der Gemeinderat am 9. Januar 2017 in den Räumen der Firma Constantia Hueck in Anwesenheit aller Gemeinderäte informiert. Nach der Unterrichtung über den Grundstückstauschvertrag in nichtöffentlicher Sitzung 16 Tage später erfolgte der einstimmige Beschluss.

"Es stand von vornherein fest, dass die Gemeinde die (überwiegenden) Kosten übernimmt", antwortete Bauer auf die zweite Frage Radlbecks. Der Kostenrahmen sei erstmals Mitte Februar 2018 im Beisein der Fraktionssprecher bekannt gegeben worden. Festgelegt wurde er Anfang März diesen Jahres vom Gemeinderat. "Das heißt, es war von von vornherein klar, dass die Gemeinde die Kosten übernimmt, aber erst nach 14 Monaten wurden sie festgelegt", kommentierte Radlbeck.

Äpfel und Birnen

Bauer listete dann alle Termine ab dem 22. Februar 2017 auf, in denen es im Gemeinderat um Bauleit- oder Detailplanung sowie im Bauausschuss um das Thema Sportpark ging. "Wir müssen durch Gremien und haben Vorschriften wie die SAP, die Spezielle Artenschutzprüfung zu einem gewissen Zeitpunkt im Jahr", sprach der Rathauschef vom Unterschied bei einem Bauvorhaben zwischen einer Firma oder einem Privatmann gegenüber einer Gemeinde. "Im Sommer hatten wir dringend ein Bodengutachten gebraucht", führte Bauer ein weiteres Beispiel an. Der Landwirt sei mit diesen Arbeiten nicht einverstanden gewesen. Der Mais war nicht reif, auch eine Woche später nicht. Das Angebot einer Ausgleichszahlung habe er abgelehnt. "Hätte ich das mit Gewalt anordnen sollen?", stellte Bauer an Radlbeck eine rhetorische Gegenfrage.

"Aus Sicht der Gemeinde gibt es keine offensichtlichen Verzögerungen. Nach Übernahme der Bauträgerschaft wurden die Planungen mit Nachdruck durchgeführt, so dass in der öffentlichen Sitzung vom 6. August 2018 die endgültigen Planungen bekanntgegeben wurden", begründete Bauer die Verzögerungen. Das Ja zu den Bauanträgen für Sportpark und Sportheim gab der Gemeinderat in der Sitzung vom 15. November.

Mit Geländeauffüllungen habe man erst beginnen können, als für Gelände und Gebäude das endgültige Höhenmaß feststand, so Bauer. "Darüberhinaus sollen im Zuge der Geländeauffüllungen sogleich die Leitungsverlegungen und -umlegungen erfolgen." Mitte Oktober gab es eine Besprechung. "Da haben wir Zeit verschenkt", betonte Radlbeck.

Eine gewisse Berechtigung sprach der Bürgermeister Radlbecks Frage nach der Beratung der beiden finalen Planungsvarianten in nichtöffentlicher Sitzung zu. Doch um eine zielführende Behandlung der Planungen zu erreichen, habe man nur die Verantwortlichen der SpVgg hinzugezogen. Außerdem diente diese Vorgehensweise "dem Schutz des nicht zum Zuge gekommenen Architekten." Radlbeck sprach in diesem Zusammenhang von einer großen Öffentlichkeitswirkung. Die Geschäftsordnung des Gemeinderats decke hier keine geschlossenen Türen.

Kabinengespräche

"Bei Constantia ist auch nicht die ganze Belegschaft eingebunden", verteidigte Bauer die Vorgehensweise. Es sei nicht zielführend, öffentlich zu diskutieren, wie groß die Spielerkabinen seien. "Zwei Wochen nach dem Ergebnis haben wir die Detailplanung vorgestellt."

Die Anregung, einen zweiten Architekten einzuschalten, sei durch Martin List (SPD) gekommen. informierte Bauer. Ziel sei eine spürbare Kostenreduzierung gewesen. Deren Höhe sei den Gemeinderäten seit einem Kostenvergleich in der Sitzung Anfang Juli bekannt. Wie zu erfahren war, handelt es sich um rund 300 000 Euro. Die Planungskosten für den Architekten, der nicht zum Zuge kam, sollen sich angeblich im fünfstelligen Bereich bewegen. Angemerkt

Zweiter Bürgermeister Alexander Radlbeck (CSU) wirft dem Bürgermeister Verzögerungen bei der Planung des Sportparks vor. Bild: exb
Zweiter Bürgermeister Alexander Radlbeck (CSU) wirft dem Bürgermeister Verzögerungen bei der Planung des Sportparks vor.
Kommentar:

Ausgeleuchtet

In der Sache sind sich die Kontrahenten einig: Die von ihrem angestammten Gelände vertriebene SpVgg soll schnellstmöglich eine neue Heimat bekommen. Ob es der Sache dienlich ist, Kanonen wie einen zehn Punkte umfassenden Fragenkatalog aufzufahren, bleibt mehr als fraglich. Klar ist es Aufgabe eines jeden Gemeinderates nachzufragen, Hintergründe zu erforschen, Unstimmigkeiten aufzudecken. Klar ist aber auch, dass bei einem solchen Duell kein Kontrahent unbeschadet herausgeht und das Dinge im Flutlicht der Arena aufleuchten, die sonst vielleicht hinter der Bande versteckt geblieben wären.
Beim Pirker Sportplatz ist das die Frage nach der Beteiligung der Öffentlichkeit am Entscheidungsprozess, der sich nicht nur die beiden Bürgermeister sondern der ganze Gemeinderat stellen muss. Nur weil ein Thema unangenehm ist, weil Fragen aufkommen könnten, darf es nicht hinter verschlossenen Türen behandelt werden. Die bayerische Gemeindeordnung besagt, dass Sitzungen öffentlich sind, "soweit nicht Rücksichten auf das Wohl der Allgemeinheit oder auf berechtigte Ansprüche einzelner entgegenstehen." Sollte hier etwas schief laufen, ist jeder Gemeinderat verantwortlich, zeitnah zu agieren. Der Spielvereinigung und der Gemeinde ist zu wünschen, dass der Aufstieg in die Liga der Orte mit fair funktionierendem Sport- und Politikbetrieb schnell gelingt.

Uwe Ibl

 
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