Am Wochenende vom 8. bis 10. September steht im tschechischen Bor (früher Haid) mit der „Schwarzen Madonna“ das grenzüberschreitende Loretofest im Mittelpunkt des religiösen Geschehens. Der etwa 25 Kilometer von der Landesgrenze entfernte Ort ist Knotenpunkt von mehreren Straßen. Darunter ist sie alte Reichsstraße, die von Prag über Pilsen und Přimda (früher Pfraumberg) nach Waidhaus führt.
Zu den Wahrzeichen der Kleinstadt zählen die Kirche St. Nikolaus und das Schloss. Die Einwohner waren bis 1945 überwiegend deutscher Abstammung. Somit hatte der Ort, der zum Gerichtsbezirk Pfraumberg gehörte und der politischen Bezirksverwaltung Tachau (jetzt Tachov) unterstellt war, im Jahr 1939 noch 1942 Einwohner mit meist römisch-katholischem Bekenntnis.
Siedlungsgeschichtlich gilt die Gegend um Haid als ältestes Gebiet des Kreises Tachau, wobei die Ortsbezeichnung vom Naturnamen „Heide“ abstammt. Durch Vertreibung oder Flucht der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg endete die Wallfahrtstradition zwischen Haid und Pleystein mit einer reichhaltigen Geschichte seit 1668.
Vor 1945 pilgerten die Pleysteiner nach Haid zur „Schwarzen Madonna“ – umgekehrt waren die Bergfeste in Pleystein bei den böhmischen Wallfahrergruppen sehr beliebt. Sie kamen in ihren Trachten und klobigen Holzpantoffeln. Ab 1946 waren dann Wallfahrten in der damaligen Tschechoslowakei verboten. Die 1668 eingeweihte Loreto-Kapelle verfiel zusehends.
Die Öffnung des Eisernen Vorgangs machte es 1990 möglich, diese im südlichen Kreis Tachau so populäre Wallfahrt aufleben zu lassen. Die ersten Kontakte knüpfte im Herbst 1990 Pleysteins damaliger Bürgermeister Willibald Reil mit Dekan Vladimir Born. Der Geistliche betreute ein Gebiet etwa in der Größe des Altlandkreises Vohenstrauß von Pfraumberg bis Holostřevy und leistete bei der Renovierung der dortigen Gotteshäuser Großartiges.
Unvergessen sind in diesem Zusammenhang auch die vor 140 Jahren entstandenen „Haider Thesen“. Sie bedeuteten damals einen wichtigen Anstoß für die Gesellschaft. 1883 hatten sich nämlich katholische Sozialpolitiker unter der Führung von Fürst Löwenstein auf dessen Schloss in Haid getroffen, um aus christlicher Sicht und Überzeugung Antworten auf die in der Industrie-Gesellschaft aufgetretenen Probleme zu suchen. Ihre Schlussfolgerungen brachten sie in den „Haider Thesen“ zum Ausdruck. In insgesamt sieben Sozialrundschreiben der Päpste hatten die „Haider Thesen“ ihren Niederschlag gefunden.
Die Thesen wurden auf dem Katholikentag in Amberg im Jahr 1884 verabschiedet. Was in Haid erarbeitet und in Amberg proklamiert wurde, ist bis heute Kernbestand katholischer Soziallehre: „Arbeit ist keine Ware. Arbeitskraft kann nicht gekauft und verkauft werden.“
Das Loretofest in Bor
- Freitag, 8. September: 18 Uhr Beginn der Feierlichkeiten mit einem Gottesdienst, zelebriert von Pfarrer Václav Vojtíšek aus Tachau
- Samstag, 9. September: 11 Uhr Start der traditionellen Fußwallfahrt an der Pfarrkirche St. Emmeram in Waidhaus; 19 Uhr Pilgermesse mit dem ehemaligen Waidhauser Pfarrer Georg Hartl im Loreto-Heiligtum
- Sonntag, 10. September: 9 Uhr Hochamt in der St.-Nikolaus-Kirche mit Pfarrer Václav Sládek aus Wien; 12 Uhr Loreto-Führung mit Dr. Wolf-Dieter Hamperl














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