Kurt Benning, ein gebürtiger Pleysteiner und vor knapp sechs Jahren dort auch zur letzten Ruhe gebettet, war einer der Stillen. Er lebte meist in München und vor allem dort pflegen seine Freunde und Förderer immer noch sein reiches künstlerisches Erbe in Form einer Stiftung.
Nach seinem Tod im März 2017 im Alter von 72 Jahren war es zunächst still geworden um den eigenwilligen Kreativen aus der Oberpfalz mit dem Hang zum Vergänglichen. Am Ende durfte er noch erleben, dass in Köln eine bemerkenswerte Ausstellung über sein künstlerisches Großprojekt gezeigt wurde – dem „Burgtreswitzmensch“, an dem er über 40 Jahre lang gearbeitet hat. Die Schau wurde ab September 2016 im Kolumba gezeigt, dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln, das die Ausstellungsstücke auch aufgekauft hat.
Derzeit im Cordonhaus in Cham
Jetzt widmet sich wieder eine Ausstellung dem Werk Kurt Bennings, der auch über einen eigenen Wikipedia-Eintrag verfügt. Die städtische Galerie Cordonhaus in Cham hat auf Initiative ihrer Leiterin Anjalie Chaubal die seit Bennings Tod erste große Werkschau mit dem Titel „Die Entdeckung der Oberpfalz“ realisiert. Sie ist noch bis zum 12. März zu sehen. Am Sonntag, 26. Februar, ist um 14 Uhr eine Führung durch die Ausstellung mit Paul Bräg, einem Mitarbeiter der Stiftung Kurt Benning (München).
Ausgestellt sind in Cham unter anderem die beiden großen Bilderserien „Waldau, deutsches Dorf im Winter“ aus dem Jahr 1990 und „Burgtreswitzmensch“. Über mehr als vierzig Jahre hat Benning das verfallende Schloss Burgtreswitz im gleichnamigen Ort unweit von Pleystein besucht und in Fotos, Filmen und beschreibenden Texten das höchst eigentümliche Leben der Bewohner festgehalten – eines aus Berlin hierhin verschlagenen, schüchternen Flugzeugenthusiasten und seiner Mutter.
Über seine Waldau-Fotos schreibt Benning, er habe bei späteren Aufenthalten in der Oberpfalz versucht, „den prägenden Eindrücken von früher nachzuspüren, oder dem, was von ihnen übrig geblieben war“. Der Ort Waldau, in dem seine Tante gelebt hat, hatte für ihn schon immer eine „mächtige Anziehungskraft“: „Es war die Faszination des Altertümlichen, wie auch der dunkle, schlichte Klang des Worts. Als ich im November 1990 wieder dort war, glaubte ich die düstere Vision eines altdeutschen Märchens zu sehen, worin die Vorstellungen von Wald und Mittelalter noch Synonyme sind.“ Damals, so schreibt er, sei ihm auch wieder in den Sinn gekommen, „wie wir einst wanderten, meine Großmutter und ich, von Pleystein nach Waldau“.
Stiftung bewahrt sein Andenken
Wohl wissend um seine begrenzte Lebenszeit gründete Kurt Benning zu seinem 71. Geburtstag die Stiftung Kurt Benning als gemeinnützige Stiftung. Über 14 Monate konnte er noch die Entwicklung dieser Stiftung mitgestalten und fördern.
Das Werk von Kurt Benning umfasst fast alle Medien der darstellenden und konzeptuellen Kunst: Grafik und Malerei, Skulpturen und Objekte, Fotografie, Filme, Videos sowie Texte und Dokumentationen. Diese Fülle und Qualität des künstlerischen Ausdrucks des Zeitraumes von etwa 1970 bis zu seinem Tode am 24. März 2017 soll der Nachwelt zugänglich bleiben, die Botschaften seiner Arbeit sollen vermittelt und – soweit möglich – in den jeweiligen Kontext gestellt werden, hat sich die Stiftung zur Aufgabe gemacht.
Zur Person: Kurt Benning
- 1945: Geboren am 31. Januar in Pleystein/Oberpfalz.
- 1961–64: Uhrmacherlehre in Stuttgart.
- 1965–69: Akademie der bildenden Künste, München.
- 1969–75: Studium und Arbeit in London, danach Förderpreise und Stipendien in Deutschland.
- 2017: Gestorben am 24. März in München; beerdigt in Pleystein.
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