Die Kundenliste des Erdenwerks Ziegler liest sich wie das Who´s who der Garten- und Baumarktbranche. OBI findet sich darauf, genauso wie Dehner und Hagebau. Die Handelsketten kaufen bei den Oberpfälzern vornehmlich Blumenerde, Substrate, also spezielle Nährböden für Pflanzen, aber auch Dünger, Rindenmulch, Torf oder Pellets und Holzbriketts.
"Bei uns läuft es trotz der immensen Herausforderungen auch in Coronazeiten sehr gut weiter", freut sich Felix Krämer, der als Leiter von Qualitätsmanagement und Einkauf den Markt im Blick behält. "Die Leute wollen an die frische Luft, im Garten arbeiten." Soweit es ihnen Covid 19 in den Absatzregionen erlaubt, besuchen sie die Märkte - und kaufen Ziegler-Produkte, die als Marken wie "Bodengold", "Plantop", "Pronatur", "Renatur" und "Thermospan" in den Regalen zu finden sind.
Das beschert den Plößbergern auch kurz- und mittelfristig eine Perspektive, um die sie in diesen Tagen viele andere beneiden dürften. Krämer sieht die Lage trotzdem nach wie vor kritisch: "Das Umfeld bleibt schwer kalkulierbar." Anfängliche Fragen können jederzeit wiederkehren, andere werden bleiben. Öffnen oder schließen die Händler? Bleiben die Mitarbeiter gesund? Dürfen sie über die Grenze?
Zu den Anfängen. Die Geburtsstunde des Unternehmens schlug mit der Verwertung eines Rohstoffs, von dem es irgendwie zu viel gab. "Firmengründer Gregor Ziegler war in den 80ern im Sägewerk seines Bruders tätig. Dort fiel jede Menge Rinde als Nebenprodukt an, man wusste gar nicht mehr so richtig, wohin damit", erzählt Krämer. "Unser Senior erkannte im Einsatz von Rindenmulch im Garten- und Landschaftsbau eine große Chance und gründete 1989 in direkter Nachbarschaft zum Betrieb seines Bruders das Erdenwerk."
Das Unternehmen entwickelte sich organisch. Rinde ließ sich nicht nur zu Mulch verkleinern, sondern kompostieren und später als Blumen- und Pflanzerde verkaufen. Rohstoffe gab es auch bei den Kommunen, in Form von Grünabfällen, die Ziegler ebenfalls schredderte und zu Erde weiterveredelte.
Am Anfang standen also Reststoffe. Und die waren für Ziegler der Einstieg in ein Geschäftsmodell, das auf dem Nachhaltigkeitsprinzip fußt: "Unser Unternehmen lebt von Kreisläufen." Aus Pflanzen wird Erde, aus Erde werden Pflanzen. So wie die Natur es vorgesehen hat. Dazwischen: Handel und Logistik. Damit dieses Zusammenspiel funktioniert, unterhält Ziegler in Stein bei Plößberg Flächen zur Lagerung und Maschinen, die zerkleinern, sieben, pelletieren und für den Vertrieb vorbereiten. Am Ende dieser Kette: 65 Lastkraftwagen, die den Handel beliefern und Ziele im gesamten deutschsprachigen Raum ansteuern.
Mensch und Natur treffen bei alldem auf Hightech, wenn man so möchte. Denn obwohl im Erdenwerk-Unternehmensverbund (mit Ablegern im europäischen Ausland) über 250 Menschen arbeiten, die anpacken, heben oder schieben, Maschinen bedienen oder über weitere Produktverbesserungen sinnieren, gehört Kollege Roboter längst zum Alltag. Er nimmt ihnen besonders beschwerliche oder gefährliche Tätigkeiten ab.
Doch letztlich komme es auf den Menschen an. Den Zusammenhalt "in der Mannschaft" empfinde er dabei als besonders positiv, meint Krämer. Das sei für ihn das Verdienst eines Familienunternehmens und eben auch Ausdruck gelebter Nachhaltigkeit. "Wir haben Kollegen, die praktisch ihr ganzes Arbeitsleben bei uns verbracht haben." Wie wichtig dem Unternehmen Nachhaltigkeit sei, zeige sich nicht nur in der anfänglichen Produktidee und im Umgang untereinander. "Ziegler hat sich letztlich immer am Nachhaltigkeitsgedanken orientiert. Wir betreiben selbst mehrere Biomasseheizkraftwerke, haben Photovoltaikanlagen installiert und setzen in der Produktentwicklung auf Nachhaltigkeit. Nehmen Sie zum Beispiel unsere Pellets und Holzbriketts. Das sind Produkte aus einem nachwachsenden Rohstoff."
"Auch wir setzen Torf ein", spricht Krämer ein Thema an, das ihm wichtig ist. "Ziegler hat in den 90ern sogar Torfflächen in Lettland erworben." Torferden seien in jenen Tagen einfach Standard gewesen und vom Kunden gewünscht. "Wir haben aber von Beginn an den Einsatz von Ersatzstoffen forciert", betont Krämer, "und waren damit einer der Trendsetter in der Branche."
Renaturierung von Torfflächen
Heute stehe man bei einem Torfanteil von "nurmehr 10 bis 15 Prozent. Und die Torfflächen, die wir in Lettland bearbeiten, renaturieren wir im Anschluss, so dass wieder ein gesundes Ökosystem entsteht." Ziegler bietet unter Marken wie "ProNatur" aber auch gänzlich torffreie Produkte an.
"Als Torfersatz haben sich hier unsere ,Timpor'-Holzfasern bewährt. Damit sind wir europaweit absolut führend", sagt Krämer. "Wir wissen um unsere Verantwortung."
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