Horn Glass Industries will die Glasherstellung nachhaltiger machen

Plößberg
17.05.2023 - 14:00 Uhr
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Wie kann die Herstellung von Produkten aus Glas nachhaltiger und energieeffizienter werden? Damit beschäftigt sich die Firma Horn Glass Industries. Neben Forschungsprojekten investierte das Unternehmen auch am Standort in Plößberg.

Egal ob als Fenster, Getränkeflasche oder hauchdünnes Glasfaserkabel: Um Glas herzustellen, braucht es neben Quarzsand und anderen "Zutaten" vor allem eines: sehr viel Hitze in den Schmelzöfen der Glasfabriken. Um diese allerdings dauerhaft auf Temperatur zu halten, wird sehr viel Energie benötigt – meist aus fossilen Energiequellen. Das soll sich in Zukunft ändern. Einen Einblick, wie das gelingen kann und was Horn Glass für mehr Nachhaltigkeit am Standort Plößberg tut, gab kürzlich Ulrich Imhof, Bereichsleiter für Container und Spezialglas.

„Derzeit kommen wir mit der Arbeit kaum hinterher“, gab er den Zuhörern bei einer Betriebsbesichtigung im Rahmen der "CSU-Zukunftswochen“ einen Einblick in die Auftragsbücher. Rund 370 Mitarbeiter am Standort Plößberg, davon 130 Mitarbeiter in der Fertigung bauen Steuerschränke, Zinnbäder, Einlegemaschinen, Rührwerke, Gas-, Sauerstoff- und Schwerölbeheizungen für Schmelzwannen für Kunden in 75 Ländern. Auf Wunsch plant und realisiert das Unternehmen aber auch ganze Glasfabriken, vom ersten Entwurf bis zur durchgehenden Produktionsbetreuung vor Ort.

Neue Glashütten im Ausland

Dabei habe man weltweit mit den gleichen Problemen zu kämpfen. „Fossile Brennstoffe werden in großen Teilen der Welt immer teurer und auch der allgemeine Druck, CO2 einzusparen, stellt unsere Branche vor enorme Herausforderungen“, sagte Imhof. Der Krieg in der Ukraine wirkte dabei wie ein Katalysator. Die hohen Energiekosten hätten bereits dazu geführt, dass Glashütten in Deutschland den Betrieb einstellen mussten.

Auf der anderen Seite würden in Nachbarländern neue Glaswerke entstehen, die Versorgungssicherheit sei dort wohl auch wegen der Atomenergie gegeben, zudem gelten andere Standards. "Ob es besser für die Umwelt ist, die Produkte im Anschluss mit dem Lkw durch Europa zu fahren, sei dahingestellt", gab Imhof zu bedenken.

Forschung an Hybridwannen

Die aktuelle Situation treibe allerdings auch die Forschung voran. Zusammen mit den Universitäten Bayreuth und Aachen sowie der Hochschule in Nürnberg arbeite man bereits daran, Lösungen für Glashersteller zu schaffen. Die naheliegendste Lösung sei es, die fossilen Energiequellen durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen. Biogas und "grünes" Methan können bereits jetzt Erdgas ersetzten. Imhof gab aber zu bedenken, dass jede Änderung auch Auswirkungen auf die Prozesse in der Schmelzwanne und auf die Herstellung habe. "Einfach nur tauschen ist nicht."

Es gebe viele Stellschrauben und Abhängigkeiten, die es zu beachten gilt. Bereits jetzt stelle man Hybridwannen her. Diese kombinieren die Verbrennung eines Brennstoffs (meist Erdgas) entweder mit reinem Sauerstoff oder mit einem stark erhöhten Anteil an elektrischer Energie. "Hier kommen Elektroden in der Schmelzwanne zum Einsatz", erklärte Imhof.

Eine Frage bleibe allerdings auch hier offen: Wie kann dieser große Bedarf an Energie durch erneuerbare Energien hergestellt werden? Fest steht bereits jetzt: Durch den Einsatz neuer Wannen kann der Energieverbrauch und die Emissionswerte reduziert werden. Die Erdgas-Sauerstoff-Variante spare rund 20 Prozent Energie ein. Auf der Stromrechnung der Unternehmen eine ordentliche Summe.

Neue Photovoltaikanlage

Nachhaltiger wolle man auch am Standort in Plößberg werden. Auf fast allen Bestandsgebäuden sowie der Fertigungshalle wurden in den vergangenen Wochen Photovoltaikanlagen angebracht, ein neues Trafohäuschen auf dem Gelände aufgestellt. Die Anlage mit einem Megawatt Leistung soll in den kommenden Monaten in Betrieb gehen und – an sonnigen Tagen – bis zu 40 Prozent des eigenen Energiebedarfs decken. Strom werde für die Verwaltung, aber auch die Roboter und Schweißgeräte in der Fertigung benötigt.

Dort stellte Bereichsleiter Rainer Sommer den Gästen die Arbeitsabläufe sowie die verschiedenen Tätigkeitsfelder vor. Menschen aus 15 Nationen arbeiten hier "sehr gut zusammen", darunter auch Mitarbeiter, die aus der Ukraine und Russland stammen. Den Fachkräftemangel bekomme man dennoch deutlich zu spüren, freie Stellen und Ausbildungsplätze im Bereich Elektronik und Metallbau blieben meist unbesetzt.

Hintergrund:

Horn Glass Industries in Zahlen

  • Mitarbeiter am Standort Plößberg 370, davon rund 130 in der Fertigung/Werkstatt
  • Tochtergesellschaften: in Tschechien, Ukraine, Kroatien, China, Malaysia, Indien und Brasilien
  • Kunden: Das Unternehmen ist in 75 Länder aktiv.
  • Produktion:Anlagen für das ganze Spektrum der Glasherstellung, rund 35.000 Tonnen Glas werden mit Horn-Anlagen weltweit am Tag produziert.
  • Umsatz: zwischen 60 und 130 Millionen Euro im Jahr
 
 

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