Plößberg ist über den Landkreis hinaus für seine Hauskrippen bekannt und die Glasofenbauer haben sogar Weltruf erlangt. Diese Ortsgeschichte wird in dem neu gestalteten Museum im Rathaus ausgestellt. Neben dem Krippenmuseum mit den typischen Plößberger Hauskrippen und dem Glasexponate-Museum mit vielen außergewöhnlichen Glasobjekten, ist in Plößberg auch ein Glasschmelzofen-Museum zu bestaunen. Dort ist ein besonderes Stück untergebracht. Eine Glaskugel beherbergt eine liebevoll ausgestaltete Szene aus einer Glashütte mit Glasmachern, die rund um den Hafenofen ihr Tagwerk verrichten. "Die hat mein Bruder Josef gefertigt", erzählt der ehrenamtliche Museumsbetreuer Benno Krottenthaler stolz.
Besondere Ausdruckskraft
Der 1935 bei Zwiesel geborene Holzbildhauer Josef Krottenthaler hält seine Schnitzarbeiten bewusst einfach, gibt aber seinen Werken gerade dadurch eine besondere Ausdruckskraft. Seit der Künstler Renter ist, setzt er mit Vorliebe religiöse und volkstümliche Motive in Glaskugeln. Bei deren Fertigung müssen die Einzelteile in einer Glaskugel mit Pinzette und Holzstäbchen eingefädelt und zusammengesetzt werden.
Benno Krottenthaler, der selbst viele Glasschmelzöfen geplant und aufgebaut hat, ist mit der Geschichte der Glasherstellung bestens vertraut. "In der Mitte der Glaskugel ist das Herzstück einer Glashütte, der Hafenofen, ein sogenannter Agricolaofen", erklärt er das Kunstwerk seines Bruders. Er bestand aus drei übereinanderliegenden Kammern, dem Schürraum zum Heizen, dem Schmelzraum für das Glasgemenge und dem Kühlraum für die fertigen Glaswerkstücke.
Glasmacher-Tagwerk
Das kleine Kunstwerk in der Kugel zeigt die schweißtreibende Arbeit der Glasmacher. Sie arbeiten, je nach Werkstück, in Gruppen von zwei bis fünf Personen zusammen. Im ersten Schritt entnimmt der "Kölbelmacher" dem Hafenofen mit einer etwa 150 Zentimeter langen Glasmacherpfeife einen flüssigen Glasposten aus der rund 1100 Grad heißen Schmelze. Die weiteren Glasmacher vollenden das Werkstück. Der Einträger schiebt es zum langsamen Abkühlen in den Kühlofen.
Glashüttengeist "Durandl"
Auf die Kugel setzte Josef Krottenthaler einen Geist mit glühenden Augen. Um ihn ranken sich viele Geschichten. Früher waren nachts nur die Glasschmelzer in der Glashütte. Der Feuerschein aus dem Glasschmelzofen und die dadurch entstehenden Schatten befeuerten die Fantasie. Die alten Glasmacher glaubten, dass es sich beim Glashüttengeist um die Seelen der ersten Glasmacher aus Venedig handelt, der "Urahnen" aller Glasmacher.
Im bayerischen Dialekt wurde daraus "der Urahndl", "d'Urahndl" und schließlich "Durandl". Als kleiner, dicker, alter Mann mit langen zotteligen Haaren und großen Füßen wird er beschrieben. Die große Nase und die kurzen Arme mit schaufelgroßen Händen geben dem kugelförmigen Geist sein sonderbares Aussehen. Die einen meinen, er sei ein böser Geist: Wann immer er in der Hütte erschien, dann geschah ein Unglück. Die anderen sehen im "Durandl" einen Helfer, der kam, um vor Gefahren zu warnen. Aber Respekt hatte jeder Glasmacher vor dem Glashüttengeist.
Das Galsofenbau-Museum in Plößberg hat nach telefonischer Vereinbarung geöffnet. Kontakt unter Telefon 096 36/92 11 10 oder per E-Mail an gaesteinformation[at]ploessberg[dot]de.
Aktuelles zu allen Museen im Landkreis Tirschenreuth gibt es jetzt auch auf Facebook: www.facebook.com/museenLKT
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.