Udo Dönch, Enkel des Mitbegründers der Hessen-Glaswerke GmbH in Oberursel/Stierstadt, hat seine bewegende Familiengeschichte festgehalten. In der ersten Sonderausstellung im Plößberger Glas- und Glasofenbaumuseum zeigt er laut einer Presseinformation die hochwertigen Glasprodukte, mit denen sich das Unternehmen weltweit einen Namen gemacht hat.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war dieser Erfolg nicht absehbar. Die Glasmacher, die ab 1946 im Taunus eine neue Glasindustrie begründeten, waren Heimatvertriebene. Sie stammten aus dem Gablonzer Bezirk, wo bereits seit dem 16. Jahrhundert Glas hergestellt wurde. Die Sudetendeutschen nahmen Kontakt zueinander auf und konnten in Zusammenarbeit mit den Behörden die Glasfachleute, die über ganz Deutschland verteilt wurden, im Taunus zusammenbringen.
Glasrezepte eingenäht
Otto Fischer, ehemaliger Leiter der drei Glashütten der Firma Carl Riedel und Großvater von Udo Dönch, ist Mitbegründer der Hessen-Glaswerke GmbH in Oberursel/Stierstadt. Jedoch war es ihm bei der Aussiedlung nicht erlaubt, Glasrezepte mitzunehmen. Ohne diese war es aber schier unmöglich, eine Glashütte zu betreiben. Hier kamen geheime Codes ins Spiel. Gemeinsam mit seiner Tochter Christa verschlüsselte Otto Fischer die Glasrezepte. Diese Codes schrieben sie dann mit einer Schreibmaschine auf Leinentücher, die sie in die Kleider nähten. Diese sogenannten "Grauen Tücher" überstanden zahlreiche Durchsuchungen und brachten das Wissen ungesehen mit in den Taunus.
So produzierte die Hessen-Glaswerke GmbH von 1947 bis 1990 Glas nach böhmischer Tradition. Rund 60 verschiedene Hohlglasfarben fertigten die Glasmacher der Hessen-Glaswerke GmbH in höchster Qualität. Bei der Produktion von kombiniertem Stangenglas waren sie europaweit führend.
Die Sonderausstellung im Plößberger Museum zeigt einen Querschnitt durch das umfangreiche Schaffenswerk der Hessen-Glaswerke GmbH. Dazu zählen beispielsweise die zeitlosen Formen des namhaften Glasdesigners Prof. Aloys F. Gangkofner. Sehenswert sind auch die Gläser, die aus Seltenen Erden geschmolzen sind und je nach Lichteinfall ihre Farbe verändern. Hochwertige Bleikristallgläser, Flakons und Schalen veranschaulichen das handwerkliche Geschick der Glasschleifer und die Farbenvielfalt.
Kontakt zur Firma Horn
Aber warum zeigt das Plößberger Museum Glas aus dem Taunus? Der erste Glasofen, der 1947 dort gebaut wurde, erwies sich als wenig tauglich. Schnell kam der Kontakt zur Firma Horn über Helmut Horn sen. zustande. Bis Ende der 1970er Jahre bauten und reparierten die Plößberger Ofenbauer die Glasöfen im Taunus. Außerdem arbeitete der Plößberger Ofenmaurer Karl Rath ab 1953 bis zu seinem Renteneintritt als Ofenbaupolier bei den Hessen-Glaswerken.
Aber auch eine persönliche Freundschaft verbindet beide Orte. Museumsbetreuer Benno Krottenthaler und Udo Dönch haben gemeinsam an der Glasfachschule in Zwiesel ihr Studium zum Diplomingenieur (FH) Werkstofftechnik Glas erfolgreich absolviert. Seither treffen sie sich regelmäßig, und so auch bei der Sonderausstellung über die Hessen-Glaswerke GmbH im Glasmuseum Frauenau 2022. Benno Krottenthaler war sofort klar, dass diese Ausstellung auch in Plößberg zu sehen sein sollte.
Die Sonderausstellung "Hessen-Glaswerke - Böhmisches Glas im Taunus" ist von Samstag, 16. März, bis Sonntag, 16. Juni, in der Abteilung Glas- und Glasofenbau in den Museen im Rathaus in Plößberg zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Öffnungstage der Ausstellung
- 16. und 17. sowie 23. und 24. März
- 6. und 7. sowie 20. und 21. April
- 4. und 5. sowie 18. und 19. Mai
- 1. und 2. sowie 15. und 16. Juni
Nach telefonischer Anmeldung Besuch auch außerhalb der Öffnungszeiten: 09636/921145 (Tourist-Info), 09636/91228 (Manfred Kopp) oder 09636/528 (Benno Krottenthaler)
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