"Nach vier Jahren Bauzeit geht ein lange gehegter Wunsch der Bevölkerung in Erfüllung", sagte Roman Beer, Leiter des Staatlichen Bauamts Amberg-Sulzbach. Bei der Verkehrsfreigabe der Ortsumgehung Plößberg am Mittwochvormittag blickte er zurück: "Es war kein leichtes Unterfangen, besonders nicht in den vergangenen drei Jahren." Zur Planung und Bauausführung habe es oft intensive Diskussionen gegeben.
Erster Schaden noch vor Freigabe
Baustart für das 12,5-Millionen-Euro-Projekt war im August 2018. Damals war eine Bauzeit von drei Jahren vorgesehen. Der Kreisverkehr war nach wenigen Monaten bereits fertiggestellt. 2019 wurde dann mit dem Bau der beiden Brücken begonnen. 2020 verzögerte sich der Bau der südlichen Brücke wegen intensiver Absprachen zwecks des Kläranlagen-Neubaus. Zum Stillstand der Baustelle kam es im Frühsommer 2021: Die gleiche Baufirma, die für die Ortsumgehung zuständig war, war auch beim Hessenreuther Berg im Einsatz. Wegen des schlechten Wetters stockte damals diese Baustelle und somit auch der Bau der Trasse bei Plößberg. Zudem war der Granit im Boden härter als gedacht. Die Sprengungen und auch die Baggerarbeiten gestalteten sich schwierig und dauerten länger. Vor eineinhalb Wochen verursachte ein Brand eines Tiefladers noch vor der Freigabe den ersten Schaden an der neu asphaltierten Trasse. Wie hoch der Schaden an der Umgehung ist und mit welchem Aufwand die Fahrbahn repariert werden muss, ist laut Straßenbauamt noch unklar.
Nun aber schließt die Ortsumgehung eine Ausbaulücke der Verkehrsachse von der Landesgrenze nach Tschechien bis zur Autobahn A93. Dies entlaste insbesondere den Ortskern. Die Straße durch den Markt glich einem Nadelöhr: sehr eng, kurvig und in Teilabschnitten sehr steil. Insbesondere für Lastwagenfahrer, aber auch für Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger eine gefährliche Strecke. "Durch die Umgehungstrasse wurde die Verkehrssituation entscheidend verbessert und die Sicherheit für alle Beteiligten erhöht", sagte Beer. Nicht zuletzt ermöglicht die Umfahrung nun die Umgestaltung und Aufwertung des Orts. Er bedankte sich besonders bei den Grundstücksbesitzern, die Flächen für den Bau der Umgehung abgetreten haben und das Vorhaben ermöglichten.
Sicherheit und Lebensqualität
Als Heimatminister Albert Füracker aus dem Auto stieg, setzte die Blasmusik an zu spielen. Der musikalische Empfang freute ihn: "Das passiert einem Finanzminister eher selten." Noch vor dem offiziellen Teil unterhielt er sich mit den Anwohnern der Hauptstraße, für die die Umgehung eine enorme Entlastung ist. "Die Ortsumgehung entlastet die Gemeinde Plößberg und erschließt der grenznahe Raum besser", sagte er in seiner Ansprache. Die Umgehung diene nicht nur den Bürgern, sondern ermögliche auch wirtschaftliche Entwicklung.
Diese Umgehung sei eine Notwendigkeit gewesen. "Die Not wurde durch die Umgehung abgewendet", sagte der Minister. Lastwagen mitten in Plößberg drin – das habe so nicht nicht länger weitergehen können. Die neue Verkehrslenkung garantiere mehr Sicherheit und damit Lebensqualität.
Füracker betonte, wie wichtig auch weiterhin die Investition in die Infrastruktur im ländlichen Raum ist. Mobilität am Land gehe nicht ohne gute Straßen, besonders hier sei der Ausbau wichtig: "Zwischen Wiesau und Plößberg wird's keine U-Bahn geben. Da fährt ein Bus."
Landrat Roland Grillmeier ging in seinem Grußwort insbesondere auf die Wichtigkeit der Trasse für die Wirtschaftskraft des Landkreises ein. An Bürgermeister Lothar Müller gewandt sagte er: "Es ist eine Lebensaufgabe, ein solches Vorhaben vorzubereiten und umzusetzen."
Noch nicht wunschlos glücklich
Müller, seit 20 Jahren im Amt, erklärte, dass schon seit über 50 Jahren über die Ortsumgehung diskutiert wurde. Er erwähnte besonders seinen Vorgänger Roland Pfefferlein, der schon an diesem Projekt arbeitete, so wie dessen Vorgänger ebenfalls. Natürlich müsse Rücksicht auf die Natur genommen werden und sich die Trasse in die Landschaft einfügen, bemerkte Müller. Doch vor allem müsse man das Schutzbedürfnis Mensch achten, sagte er hinsichtlich der verbesserten Lebensqualität.
Einen Wunsch allerdings richtete an den Finanzminister: "Wenn sie nach München zurückfahren, fahren Sie bitte über Floß." Damit spielte er auf die dringen sanierungsbedürftige Staatsstraße 2171 zwischen Floß und Plößberg an. Das Straßenbauamt signalisierte die Bereitschaft den Ausbau anzugehen, vorausgesetzt die Kommunen kümmern sich um den Grunderwerb. "Das machen wir gerade", sagte Müller. Auch die Kosten seien schon grob kalkuliert: "Sind nur 1,5 Millionen Euro."
Freie Fahrt ab 12.30 Uhr
Da die Umgehungsstraße auch überregional Bedeutung hat, waren auch der stellvertretende Pilsener Bezirkshauptmann Pavel Čížek, dessen Arbeitsschwerpunkt der Verkehr ist, und die Bürgermeister der Nachbargemeinden Bärnau mit Alfred Stier und Floß Robert Lindner vertreten. Auch im Ort hatte sich der Termin rumgesprochen und viele Bürger erlebten mit, wie die Straße eröffnet wurde.
Die Feier umrahmte die Blaskapelle Flossenbürg unter Leitung von Franz Völkl. Pfarrer Thomas Thiermann und Pfarrer Klaus Weber segneten die Umgehung und wünschten "Gute Fahrt", bevor die Kinder der Klasse 3a der Grundschule Plößberg gemeinsam mit den Ehrengästen das Band zur Verkehrsfreigabe der Trasse durchschneiden durften. Die Feier umrahmte die Blaskapelle Flossenbürg unter Leitung von Franz Völkl. Nachdem die Mitarbeiter des Straßenbauamts die Sperren und Umleitungshinweise entfernt hatten, durften gegen 12.30 Uhr die ersten Lastwagen und Autos auf die Strecke.
Technische Daten zur Ortsumgehung Plößberb
- Ortsumgehung: 3 Kilometer Straße mit einer Breite von 7,5 Meter breite, 2 Brücken, ein Kreisel
- Gesamtkosten: 12,5 Millionen Euro, davon für Brücken 2,9 Millionen Euro, für den Grunderwerb 1,75 Millionen Euro
- Erdarbeiten: 115 000 Kubikmeter – davon 50 000 Kubikmeter Fels – bewegt
- Frostschutzmaterial: 30 000 Kubikmeter
- Asphaltschichten: 33 000 Quadratmeter
- Entwässerungsleitungen: 8 Kilometer
- Ausgleichsflächenbedarf: 5 Hektar
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