Einen grandiosen Abend bescherte die polnische Pianistin Aleksandra Mikulska den Besuchern beim Kulturkreis Pressath. Die charismatische Künstlerin möchte, wie sie selbst sagt, die Menschen mit ihrem Spiel berühren und ihnen unbekannte musikalische Welten eröffnen. Das gelang ihr auch beim zweiten Konzert nach 2016 im Pressather Pfarrsaal auf beeindruckende Weise. So durften die Besucher eine pianistische Glanzleistung auf höchstem technischen Niveau und voller emotionaler Kraft genießen.
In Warschau aufgewachsen, entwickelte sie schon als Kind eine große Liebe zur Klaviermusik, und hier besonders zu der ihres Landsmanns Frédéric Chopin. Bis vor kurzem war sie noch Präsidentin der Chopin-Gesellschaft in Darmstadt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass immer wieder Konzertprogramme ausschließlich diesem außergewöhnlichen Komponisten gewidmet sind. Das Konzert in Pressath stellte die Professorin an der Hochschule für Musik „Carl-Maria-von-Weber“ in Dresden unter das Motto „Unter Blumen eingesenkte Kanonen“. Ein Zitat aus der Feder von Robert Schumann, in dem auch der politische Aspekt im Werk Chopins anklingt. Nach Heinrich Heine vereint Frédéric Chopin, der ein Leben lang zwischen Polen, Deutschland und Frankreich unterwegs war, das Beste der drei Nationen in sich.
Aleksandra Mikulska spielt Chopin nicht nur, sie atmet ihn. Schon bei den drei Mazurken zu Beginn gelang ihr eine hohe virtuose und bewegende Darbietung. In den Walzern op.34,1 und op. 64,2 zeigte sie sich als Meisterin zarter Töne und feinfühliger Rubati, bevor das Scherzo b-moll op. 31 – komponiert am Ende einer unglücklichen Beziehung, geprägt vom Kontrast zärtlichster Innigkeit und dem Donner trotziger Klangkaskaden - zu einem wahren Prachtstück ihrer individuellen Klavierkunst wurde.
Den zweiten Teil begann sie farbenreich mit fünf Präludien, die Chopin allesamt während seiner Zeit mit George Sand auf Mallorca komponierte. Es handelt sich um sehr kleine Formen, in denen Chopins Genie durch die Beschränkung auf das Wesentliche besonders deutlich wird. Zum wahrhaft grandiosen Abschluss geriet eines seiner bekanntesten Werke, die Grande Polonaise op. 22. Hier wurde einmal mehr die technische Mühelosigkeit ihres Spiels, ihre Vielfalt und Kultur des Anschlags sowie ihr Höchstmaß an klanglicher Differenzierungsfähigkeit deutlich.
Für das begeisterte Publikum gab es zum Abschluss noch eine der Ungarischen Rhapsodien von Franz Liszt. Es gibt Pianisten, die technisch gut spielen können, und es gibt solche, die das gewisse Etwas besitzen, weil sie tiefer in den Geist der Musik eindringen und das Publikum damit berühren können. Aleksandra Mikulska ist eine dieser Ausnahmekünstlerinnen.
Der Kulturkreis Pressath
- Besteht seit 1984
- Motto: „Vielfalt ist unsere Stärke“
- Prägte den Begriff „Kultur im Vier-Städtedreieck“ und erfüllt diesen mit Leben
- Gastiert mit Veranstaltungen in Eschenbach, Speinshart und Grafenwöhr
- Kooperiert mit vielen, ähnlich gelagerten Vereinen im näheren und weiteren Umland
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