Pressath
24.02.2020 - 08:39 Uhr

Grün, Gewässer, Sanierungsförderung

Mehrere Stadträte sind mit der vorgestellten Ortsentwicklungs-Rahmenplanung für Dießfurt zufrieden. Genauso wichtig wie ihre Meinung ist aber auch die der Bürger. Was die wohl dazu sagen?

Wie der künftige Pressather Stadtplatz soll auch die Ortskernneugestaltung in Dießfurt aus Städtebauprogrammmitteln gefördert werden. In dieses Projekt will die Stadt Pressath den Dießfurter Kirchplatz einbeziehen. Bild: bjp
Wie der künftige Pressather Stadtplatz soll auch die Ortskernneugestaltung in Dießfurt aus Städtebauprogrammmitteln gefördert werden. In dieses Projekt will die Stadt Pressath den Dießfurter Kirchplatz einbeziehen.

„So haben wir uns das vorgestellt“: Zufrieden äußerten sich mehrere Stadträte über die von Ortsplaner Klaus Stiefler vorgestellte Ortsentwicklungs-Rahmenplanung für Dießfurt. Vor allem, so der Architekt, komme es aber darauf an, dass auch die Bevölkerung sagen werde: „Das entspricht unseren Vorstellungen.“ Ob dies so sein wird, soll eine weitere Einwohnerversammlung erweisen.

In der Stadtratssitzung, zu der auch einige Dießfurter Bürger erschienen waren, erinnerte Stiefler daran, dass das 300-Einwohner-Schlossdorf dank seines eigentümlichen Charakters in das Städtebauförderprogramm aufgenommen worden sei: „Im Allgemeinen gilt eine Untergrenze von 500 Einwohnern.“ Der Reichtum an Baudenkmälern und die Lage inmitten der gewässerreichen Landschaft des „Naturraums Haidenaabtal“ prägten das Wesen des Ortes, dessen Einwohnerzahl sich seit 1987 verdoppelt habe, während die Einwohnerzahl der Gesamtstadt Pressath mit allen Stadtteilen im gleichen Zeitraum um fünf Prozent geschrumpft sei. „Das belegt die Attraktivität Dießfurts, die wir erhalten und erhöhen wollen.“

Hierfür gelte es, auch die schon bei bisherigen Versammlungen und Gesprächen bewiesene Kreativität und Eigeninitiative der Bürger zu ermuntern. Beispielsweise solle die Stadt ein kommunales Förderprogramm für die Sanierung privater Anwesen im „Untersuchungsgebiet“ auflegen und eine „städtebauliche Beratung“, auch zu Fragen der energetischen Sanierung, anbieten: „Etwas Ähnliches gibt es ja bereits für die Pressather Innenstadt.“ Dieses „Untersuchungsgebiet“ umfasse außer dem Ortskern einschließlich der Naabstraße auch das Umfeld von Kapelle und Sportheim. Ein Fassadenkonzept für die Ortsmitte solle Bestandteil des Förderprogramms werden, eine „Gestaltungsfibel“ Fingerzeige geben.

Für den Kirchplatz, der ein Überbleibsel aus vergangenen asphalt- und pflasterlastigen Zeiten sei, werde eine Entsiegelung und Begrünung angestrebt, führte Klaus Stiefler weiter aus. Leerstände im Ortskern, insbesondere im Umfeld des ortsgeschichtlich und architektonisch bedeutsamen Torturms, sollten möglichst behoben werden. Ein „optisch abgegrenzter Gehwegstreifen“ längs der Dorfstraße könne die Verkehrssicherheit für Fußgänger erhöhen, die Bushaltestellen sollten funktionaler und übersichtlicher gestaltet werden.

Ferner ging der Ortsplaner auf den Umbau des alten Feuerwehrhauses zum Dorfgemeinschaftshaus und das geplante neue Feuerwehrdomizil ein. Weitere ortsplanerische Ziele seien die Verbesserung des Fuß- und Radwegenetzes entlang der Haidenaab und nach Josephsthal, die „behutsame Weiterentwicklung der Auenlandschaft für eine naturnahe Naherholung“ und die Abstimmung der Dorfentwicklung auf einen wünschenswerten Ausbau des Freizeitsees, der eine „noch ungehobene Perle“ sei.

Für all dies prägte Klaus Stiefler die Formel „Grün, Gewässer, Naherholung“. In diesem Zusammenhang sollten der Haidenaabsteg saniert und auf eine fußgänger- und radfahrergerechte sichere Querung der vielbefahrenen B 470 hingewirkt werden. Zudem biete sich an, eine Ladestation für E-Mobile und -Fahrräder zu bauen und zu prüfen, inwieweit der Gewässerreichtum zur Gewinnung von Wasserenergie genutzt werden könne.

Info:

„Klares Zeitgerüst“ ratsam

In der Stadtratssitzung merkte Ortsplaner Klaus Stiefler noch an, dass der Kirchplatz in das aus Städtebaumitteln geförderte Ortsgestaltungsvorhaben einbezogen könne, obwohl er größtenteils nicht der Stadt, sondern dem Kirchenbauverein gehöre: „Stadt und Verein müssten die Einzelheiten vertraglich regeln.“ Außerdem plädierten Stiefler und Bürgermeister Werner Walberer dafür, die Renovierung des Gasthofs Rodler aus dem kommunalen Förderprogramm und möglichst auch aus weiteren „Fördertöpfen“ finanziell zu unterstützen. „Die Staatsregierung hat ja ihr Interesse bekundet, dem Wirtshaussterben entgegenzutreten.“

Schließlich regte Stiefler die Gründung eines Konzeptentwicklungs-Arbeitskreises für den von der Dießfurter Bevölkerung vorgeschlagenen „Mehrgenerationentreffpunkt“ an. Bei einer Einwohnerversammlung solle das Entwicklungskonzept den Einwohnern vorgestellt werden, Änderungsvorschläge sollten eingearbeitet und die so entstehende Endfassung dem Stadtrat zur Abstimmung unterbreitet werden. Cornelia Träger (CSU) wollte wissen, ob die Ortsgestaltung innerhalb einer bestimmten Frist abgeschlossen werden müsse. Dies verneinte Stiefler, empfahl aber, die Maßnahmen planmäßig auf der Basis eines „klaren Zeitgerüsts“ abzuarbeiten.

Damit auch die Bürger „keine Zeit verlieren“, hoffte zweiter Bürgermeister Max Schwärzer (CSU) auf eine baldige Fertigstellung der „Gestaltungsfibel“, die sinnvollerweise zur nächsten Ortsversammlung vorliegen sollte. Christian Mörtl (SPD) riet, die Ausweisung von Bauflächen für Wohnhäuser und Unternehmen nicht aus dem Blick zu verlieren. Stiefler schätzte allerdings, dass hierfür kaum Grundflächen verfügbar sein würden. (bjp)

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.