Verantwortungsvolle „Forstpolitik“ schließt im Zeitalter des Klimawandels den „Blick in die Glaskugel“ ein. Um Erkenntnisse zu gewinnen, wie man den heimatlichen Wald für die von den Klimaforschern erwartete Warmzeit zukunftsfest machen kann, wagt das staatliche Forstrevier Eschenbach, das im Auftrag der Stadt Pressath deren Kommunalwald bewirtschaftet, ein Experiment: mit „migrierten“ Baumarten aus dem östlichen Mittelmeerraum.
„In der südöstlichen Türkei und in den Küstenländern des Nahen Ostens herrschen heute bereits klimatische Bedingungen, wie sie die Experten in etwa 40 Jahren für unser Gebiet erwarten“, weiß Förster Martin Gottsche. Für das Pflanzexperiment habe man eine Waldfläche in der Flur „Duslhut“ bei Riggau ausgesucht.
Dort habe das Forstrevier im vergangenen Jahr Fichten und Lärchen in größerer Zahl entnommen: „Das war nötig, weil die Bäume infolge der Trockenheit teilweise von Schadkäfern befallen waren. Allerdings erweist sich dieser Südhang-Sandstandort auch unter klimatischen Aspekten zunehmend als problematisch.“
Nach der Holzernte, so Gottsche bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Bernhard Stangl, sei das Waldstück mit einem Wildschutzzaun eingefriedet und gemulcht worden. Die Kosten der Neubepflanzung würden zum Teil über das vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten angebotene waldbauliche Förderprogramm finanziert, die Restkosten trage die Stadt Pressath.
Ziel der Aktion sei, die vorhandene „Grundmischung“ aus heimischen Baumarten wie Fichten, Kiefern, Lärchen und Birken um Sorten zu bereichern, „von denen wir erwarten, dass sie das künftig vielleicht noch extremere Klima besser aushalten“. Dies seien zum Einen die Bornmüller-Tannen und Libanon-Zedern, die in ihrer Urheimat, den „Hochlagen der Türkei“, gleichermaßen an sehr kalte wie besonders heiße Temperaturen und auch an Trockenzeiten gewöhnt seien.
Zum anderen setze man aber auch auf Hybrid-Lärchen, die aus einer Kreuzung japanischer und europäischer Lärchen entstanden seien: „Sie sind besonders trockenresistent.“ Alle diese Baumarten seien in ihrem Holzwert den heimischen Arten ebenbürtig, merkte Martin Gottsche an: „Wir müssen ja auch die Bedeutung der Forste als Wirtschaftswälder im Blick behalten.“
Vor allem Zedernholz werde seit der Antike wegen seiner vielseitigen Verwendbarkeit geschätzt: „Man hat daraus sogar Schiffe gebaut – vielleicht bietet sich das ja für die Stadt irgendwann als eigener neuer Handwerkszweig an“, scherzte Gottsche.
Allerdings betonte er auch, dass die Forstverwaltung nicht darauf abziele, auf kurze Sicht „die Wälder komplett umzubauen“, sondern vorerst auf begrenzte Pflanzversuche setze: „Es muss sich erst noch weisen, wie die neuen Baumarten mit den Boden- und Witterungsverhältnissen klarkommen, ob sie von Schädlingen befallen werden, wie sich das Klima genau entwickelt und vieles mehr.“
Klarheit in wenigen Jahrzehnten
- Auf den drei jeweils 0,2 Hektar großen Versuchs-Anbauflächen für klimawandelresistente Baumarten würden insgesamt mehr als 1600 Jungbäume gepflanzt, erläuterte Martin Gottsche beim Ortstermin in der Waldflur „Duslhut“: „Auf der ersten Fläche pflanzen wir 550 Bornmüller-Tannen, auf der zweiten 500 Libanon-Zedern und auf der dritten je 300 Hybrid-Lärchen und Buchen.“
- Die dreijährigen Setzlinge beziehe man von drei bayerischen Baumschulen, die Pflanzarbeiten übernehme ein Land- und Forstservice-Dienstleister aus Neustadt/WN, den Wildschutzzaun habe der Maschinenring errichtet. Der Erlös aus dem Verkauf der im vergangenen Jahr geernteten Bäume refinanziere zu einem Gutteil die Pflanzungen und entlaste damit die städtischen Finanzen.
- Gottsches hoffnungsvolles Fazit: „Der Wert und Nutzen dessen, was wir jetzt hier modellhaft unternehmen, wird sich in wenigen Jahrzehnten erweisen.“ (bjp)
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