Pressath
13.12.2022 - 10:28 Uhr

Pressather Sänger erfahren von Defiziten im Musikunterricht der Schulen

Zu den Säulen des Pressather Männergesangvereins gehören Kurt Wenkmann seit 65 und Franz Burkhard seit 70 Jahren (Zweiter und Dritter von rechts). Ihnen dankten Vorsitzender Norbert Stock und Sängergruppenvorsitzender Gerhard Huber (von links) sowie Chorleiter Heribert Ficker (rechts). Bild: bjp
Zu den Säulen des Pressather Männergesangvereins gehören Kurt Wenkmann seit 65 und Franz Burkhard seit 70 Jahren (Zweiter und Dritter von rechts). Ihnen dankten Vorsitzender Norbert Stock und Sängergruppenvorsitzender Gerhard Huber (von links) sowie Chorleiter Heribert Ficker (rechts).

Mit einem volltönenden „Grüß Gott mit frohem Klang“ eröffneten die Aktiven des Männergesangvereins Pressath (MGV) die Hauptversammlung im Schwesternheim. Die Berichte des Vorsitzenden Norbert Stock, der nur an die letztjährige Generalversammlung erinnerte, und des Chorleiters Heribert Ficker fielen erwartungsgemäß knapp aus: Die Pandemie hatte das Vereinsleben weitgehend stillgelegt.

„Ich bin froh, dass wir uns aufs Neue zum Singen zusammengefunden haben. Das wollen wir wieder regelmäßig tun, solange wir Freude daran haben und bei Stimme sind“, sagte Ficker zu den zehn Aktiven. Im kommenden Jahr, in dem er sein „Goldjubiläum“ als Chorleiter feiere, ist ein gemeinsames Singen mit dem Kirchenchor und den Friedenfelser Sangesfreunde geplant. „Für unser Vereinsleben ist das ein Anreiz, und es bringt uns wieder ins Bewusstsein der Bürger zurück.“

Angedacht sei ferner eine Chorgemeinschaft mit Grafenwöhr. Dafür müssen gemeinsame Probentermine abgestimmt werden. Von einer stabilen Finanzlage berichtete Schatzmeister Josef Reindl. Die Sängergruppe Weiden habe angesichts der weitgehenden Inaktivität der Chöre auf den Jahresbeitrag verzichtet. Für 65 Jahre Zugehörigkeit zum MGV wurde Kurt Wenkmann und für 70 Jahre Franz Burkhard mit Urkunden des Fränkischen Sängerbunds (FSB) und des Deutschen Chorverbands geehrt.

„Ihr singt regelmäßig und auch in kleiner Besetzung – bleibt dabei, denn Singen hält jung und frisch, und das Singen fordert und fördert gerade jene Hirnzellen, die einen am Leben erhalten, und regt die Ausschüttung glücksfördernder Hormone an“, betonte der Vorsitzende der Sängergruppe Weiden, Gerhard Huber.

Huber bedauerte, dass die Musik in den Schulen empfindlich an Bedeutung verloren habe. „Das beginnt bei der Lehrerausbildung, die früher eine Grundausbildung im Singen oder in der Beherrschung eines Instruments verpflichtend eingeschlossen hat." Das sei jetzt nicht mehr der Fall. "So fehlen uns ganze Jugendgenerationen, die von den Schulen nicht mehr mit dem Singen vertraut gemacht wurden." Wer bis zum 15. Lebensjahr nicht in einem Chor gesungen habe, werde das auch später in der Regel nie mehr tun. Huber forderte, dass der FSB eine in Krippen und Kindergärten beginnende Musikerziehung nachdrücklich anregen solle.

Zur schwierigen Nachwuchswerbung bemerkte Sängergruppenvorsitzender Huber, dass selbst Jugendchöre so, wie sie sich einmal zusammengefunden haben, alt werden. "Wo Chöre verschiedener Altersstufen nebeneinander bestehen, gibt es meist auch keinen ‚Durchfluss‘ von den Kinder- und Jugendgruppen zu den Erwachsenenchören.“

Als positive Gegenbeispiele nannte er etwa den vom früheren Bundeschorleiter des Fränkischen Sängerbunds Karl Heinz Malzer gegründeten generationsgemischten überregionalen Chor „Mixtura Cantorum“. Der zeige, dass junge Leute sehr wohl bereit seien, sich für Musik einzusetzen, allerdings oft abseits fester Vereinsstrukturen." Chorleiter Ficker verwies auf das Wirtshaus-Singen. „Den Leuten macht es Spaß, dort ohne Verpflichtung mitzusingen, aber vor dem anspruchsvolleren Singen im Chorverein schrecken sie dann doch zurück.“ Franz Burkhard vor, einen Gottesdienst musikalisch mitzugestalten: „Das wäre für uns auch Reklame.“

Experimente mit Online-Chorproben seien in der Pandemie besser als nichts aber sehr aufwendig gewesen, erinnerte Huber. Der Weidener Kammerchor habe das ausprobiert. "Es ersetzt das Singen in der unmittelbaren Gemeinschaft nicht.“ Als nicht praktikabel hätten sich Proben mit drei Metern Abstand zwischen den Sängern erwiesen. „Wir sind keine Solisten und darauf angewiesen, den Nachbarn zu hören.“

 
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