Die vierte Corona-Welle ist anders: Die Omikron-Variante trifft besonders Kinder und Jugendliche. Dafür steht eine Zahl: 2832. So hoch war am Donnerstag die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Neustadt/WN bei den 5- bis 14-Jährigen. Wie begegnen Schulen und Kindergärten dieser Herausforderung? Ein Stimmungsbild aus Einrichtungen im westlichen Landkreis.
Gymnasium Eschenbach
"Mit Beginn der zweiten Schulwoche nach den Weihnachtsferien sind die Zahlen auch an uns nicht vorüber gegangen": Schulleiter Harald Olschner berichtet für das Gymnasium Eschenbach am Freitag von einzelnen positiven Fällen in den Klassen.
Mit einer Ausnahme: Über das vergangene Wochenende, genauer von Donnerstagnachmittag bis Montag, "war eine komplette Jahrgangsstufe zu Hause", teilt der Schulleiter mit. Betroffen waren die 73 Schüler der Q12.
Wegen einer "deutlichen Häufung" an Infektionen seien "aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen alle nach Hause geschickt worden" – auch die geimpften und geboosterten Schüler, für die die Quarantäne eigentlich gar nicht gegolten habe. Dies sei in Absprache mit dem Gesundheitsamt erfolgt, mit dem man "in sehr engem Kontakt" stehe: "Das funktioniert wunderbar, obwohl dort Land unter ist."
Die komplette Jahrgangsstufe erhielt in der Folge "Unterricht nach Stundenplan digital", informiert Olschner.
Dies sei mittlerweile machbar: "Wir sind heute auch von der digitalen Situation her nicht mehr da, wo wir vor zwei Jahren waren."
Seit Dienstag kommen die Zwölftklässler nun nach und nach zurück, was aber auch "ein bisschen das Problem ist, mit dem wir zu kämpfen haben: Das macht den Unterricht etwas schwierig", merkt Olschner an. Wer noch zu Hause sei, nehme von dort aus digital daran teil: "Wir streamen die Schüler rein."
Dieser sogenannte Hybridunterricht sei zwar anspruchsvoll, funktioniere aber "in den allerallermeisten Fällen". Allerdings: "Perfekt ist es nicht." Denn am größten sei der Unterrichtserfolg, "wenn alle in der Schule sind", am zweitgrößten, "wenn alle zu Hause sind", erläutert der Schulleiter. Mit Erleichterung in der Stimme kündigt er deshalb an: "Am Montag ist wieder Normalbetrieb" in der Q12.
Zugleich betont er jedoch: "Es herrscht kein normaler Schulalltag." Die Stimmung sei bei Schülern, Eltern oder Lehrern zwar "unter dem Strich positiv". Aber: "Im Detail sind die Sorgen schon da, und wenn die Fallzahlen steigen, dann umso mehr." Dies sei auch berechtigt: "Die Zahlen sind Besorgnis erregend."
"Priorität eins" habe es somit für ihn als Schulleiter, Sorge zu tragen, "dass die Gesundheit gewahrt wird", erklärt Olschner und verweist etwa auf Masken und Tests, regelmäßiges Lüften und Luftreinigungsgeräte. "Das gibt schon ein gewisses Gefühl der Sicherheit." Die eigentliche Aufgabe von Schulen dürfe dabei aber nicht aus den Augen verloren werden: "Unterricht müssen wir auch noch machen."
Wirtschaftsschule Eschenbach
Die Schnelltests in der Früh an der Schule negativ, am Abend zu Hause zwei Linien im Anzeigefeld: "Derzeit vier Corona-positive Fälle" unter den Schülern plus einen erkrankten Lehrer meldet Martina Auer-Bertelshofer am Donnerstag für die Wirtschaftsschule Eschenbach.
Bei einer Infektion werden anhand eines Vordrucks bei den Eltern die Kontakte abgefragt: "Man kann ja zwei Tage vorher ansteckend sein." Nicht nur das Gesundheitsamt werde in Kenntnis gesetzt, vielmehr würden über ein Informationssystem die ganze Klasse und alle Lehrer sensibilisiert, hebt die Schulleiterin hervor: damit alle sorgsamer seien und "noch stärker achten als sowieso schon". Das gebe "allen Beteiligten mehr Sicherheit".
Aktuell sei keine Klasse in Quarantäne, teilt sie mit – im Gegensatz zur Vorwoche, als zwei Abschlussklassen in Ansprache mit dem Gesundheitsamt auf Distanzunterricht umgestellt worden seien. "Das hatten wir seit September noch nie."
Bei der einen zehnten Klasse – "die erste, die wir leider zu Hause lassen mussten wegen mehrerer Fälle" – sei dies von Anfang an für die ganze Woche erfolgt, bei der anderen für drei Tage mit "vorsorglicher Verlängerung": "um alles auszuschließen, weil wir nicht wollen, dass sich das ausbreitet". Beide Klassen erhielten "Unterricht nach Stundenplan".
Da nur wenige Schüler erkrankt gewesen seien, hätten alle anderen am Unterricht teilnehmen können, erläutert Auer-Bertelshofer: "Sie schalten einfach in der Früh den Computer ein." Das sei "relativ gut" gelaufen; wir sind sehr zufrieden. Ich habe nicht von größeren Problemen gehört." Jeder Schüler, "der dafür ein Gerät braucht, bekommt eines mit nach Hause".
Die Kinder und Jugendlichen seien "wirklich froh, dass sie wieder in die Schule gehen dürfen in Präsenzunterreicht oder zumindest in Distanzunterricht", betont die Schulleiterin. "Wir sind mittlerweile dafür auch technisch ausgestattet."
Und das nicht nur in digitaler Hinsicht. Zwar komme die Luftreinigungsanlage erst noch, aber "wir haben überall CO2-Messgeräte, teilweise mit Ton versehen, die anschlagen, wenn die Konzentration zu hoch ist", berichtet Auer-Bertelshofer. Oft seien die Schüler aber schneller: "Sie haben selbst ein Auge auf die Ampel."
Kindergarten St. Michael, Pressath
"Seit eineinhalb Wochen hat es uns voll erwischt", erklärt Barbara Krauthahn, die Leiterin der Einrichtung, auf Anfrage am Telefon. Nach Ausbrüchen in der Kinderkrippe im Frühjahr und im Herbst 2021 –"bei Weitem nicht so heftig wie jetzt" – hat es diesmal den Kindergarten getroffen: In einer Gruppe sei mittlerweile circa ein Drittel der Kleinen erkrankt, in einer zweiten etwa die Hälfte. Außerdem seien drei Mitarbeiterinnen infiziert, zwei weitere in Quarantäne.
Derzeit sei jedoch keine Gruppe "komplett geschlossen": "Der Kindergartenbetrieb läuft", informiert Krauthahn. Denn zunächst seien nur vereinzelt Mädchen und Buben in Quarantäne gewesen. Als "vermehrt Fälle aufgetaucht" seien, hätten die Eltern "gleich umsichtig reagiert" und die Kinder "vorsichtshalber zu Haus gelassen". Inzwischen entspanne sich die Situation, berichtet die Leiterin: "Jeden Tag kommen mehr Kinder zurück."
Der Alltag im Kindergarten in Zeiten der Corona-Pandemie sei weiterhin schwierig und eine Herausforderung, merkt Krauthahn an: "Aber wir können im Großen und Ganzen zufrieden sein." Der Pressather Kindergarten sei "eine Rieseneinrichtung, und seit zwei Jahren gibt es Corona". Vor diesem Hintergrund "haben wir uns bisher gut gehalten".
Eltern und Personal hielten sich an die Vorschriften, zudem seien die Eltern sehr zuverlässig, was die Tests betreffe. Auch die Kinder "machen gut mit", macht die Leiterin deutlich: "Das läuft seht gut." Nicht nur deshalb ist sie optimistisch: "Ich glaube, dass es bald wieder aufwärts geht – spätestens wenn es wärmer wird."
Kinderhaus "Kunterbunt", Grafenwöhr
Ein ganz anderes Lagebild zeichnet am Donnerstag Ines Gutt, die Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte "Kinderhaus Kunterbunt" in Grafenwöhr: "Wir sind überhaupt noch gar nicht betroffen. Und ich hoffe, das bleibt so." In der vierten Welle gebe es in der Einrichtung bisher keine Corona-Fälle – weder bei den 80 Mädchen und Buben noch bei den 12 Mitarbeiterinnen in den 2 Krippen- und 2 Kindergartengruppen sowie der Schulkindergruppe.
"Wir sind noch verschont geblieben", freut sich die Kita-Leiterin: "Es musste noch niemand in Quarantäne, und es war auch noch keine Gruppe betroffen." Lediglich im Kindergarten habe man im Frühjahr 2021 mit Covid-19 zu tun gehabt.
Insgesamt sei das Kinderhaus in der Pandemie bisher "gut davongekommen – toi, toi, toi". Dies sei "allen zu verdanken", betont Gutt und nennt etwa die Eltern, die "sehr vorsichtig und sehr verständnisvoll" seien und zum Beispiel "Kinder mit Schnupfen vorsichtshalber zu Hause" ließen".
Die Schnelltests dreimal die Woche zu Hause sind ebenfalls Aufgabe der Eltern: "Ich denke, das wird auch sehr gewissenhaft durchgeführt." Zudem seien alle Mitarbeiter geimpft. "Und wir sind sehr pingelig, um das Virus fernzuhalten."
Corona-Fälle bei Kindern und Jugendlichen
- Das Gesundheitsamt meldet derzeit insgesamt 504 Corona-Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren (Stand Donnerstag, 27. Januar).
- Davon entfallen 372 auf den Landkreis Neustadt/WN und 132 auf die Stadt Weiden.
- Die Anzahl der Fälle im Kreis nach Altersgruppen: 0 bis 2 Jahre: 28; 3 bis 5: 79; 6 bis 8: 88; 9 bis 11: 84; 12 bis 14: 51; 15 bis 17: 42.
- Die Zahlen für die Stadt Weiden: 0 bis 2 Jahre: 14; 3 bis 5: 23; 6 bis 8: 26; 9 bis 11: 35; 12 bis 14: 14; 15 bis 17: 20.
- Die Gruppen und Klassen, die an Kindertagesstätten und Schulen aktuell in Quarantäne sind, kann das Gesundheitsamt auf Anfrage nicht einzeln benennen. Die Begründung: Aufgrund der "gekürzten und unterschiedlichen Quarantänezeiten" änderten sich die Daten ständig. "Die betroffenen Schulen/Kitas bzw. Eltern sind aber immer auf dem Laufenden", wird betont. (rca)
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