Pressath
07.12.2023 - 11:08 Uhr

Steinbühler und Dießfurter mehrheitlich für Wärmenetze

Die Pläne für Wärmenetze in der Steinbühlsiedlung und in Dießfurt nehmen Gestalt an. Mehr als 140 Anwohner sind am Nahwärmeanschluss interessiert.

Zwischen Reichwein- und Neu-Weiher-Straße haben bei der städtischen Datenerhebung, deren Ergebnisse Energieberater Yusuf Gökcel vom Energietechnologischen Zentrum (etz) Nordoberpfalz dem Pressather Stadtrat vorstellte, die Eigentümer von 126 Anwesen Interesse an einem Nahwärmeanschluss bekundet. Nur 15 zeigten sich desinteressiert. Ähnlich war das Verhältnis in Dießfurt, wo sich 32 Eigentümer pro Nahwärme aussprachen. Ihnen standen 4 ablehnende Stimmen gegenüber.

Welche Investitionen kämen nun auf die Stadt zu? Für das Steinbühl-Netz mit einer Hauptleitung von knapp 5,4 Kilometern Länge plus 1,3 Kilometern Anschlussleitungen, das 126 Abnehmer mit 3,3 Millionen Kilowattstunden Heizwärme pro Jahr versorgen würde, schätzte Gökcel die Baukosten auf gut 3,7 Millionen Euro, sofern die Energie ausschließlich von Biomassekraftwerken geliefert würde. Nach Abzug aller verfügbaren Zuschüsse hätte die Stadt noch gut 2,2 Millionen Euro als Eigenanteil zu tragen.

Entschiede man sich für eine Kombination aus Biomasse und Solarthermie, so betrüge das Kostenvolumen laut Gökcel etwa 5,15 Millionen Euro, wovon knapp 3,1 Millionen aus der Stadtkasse aufzubringen wären. Auf 20 Jahre Betriebszeit hochgerechnet, kämen laufende Aufwendungen zwischen 403 700 und 442 400 Euro pro Jahr hinzu, wobei potenzielle jährliche Kostensteigerungen für Hackschnitzel und Strom berücksichtigt worden seien. Hiervon ausgehend, würde die Erzeugung einer Megawattstunde Energie 122 (nur Biomasse) oder 134 Euro (Kombination Biomasse/Solarthermie) kosten.

Billiger als Wärmepumpen

Dies wäre aber deutlich günstiger als bei Installation von Wärmepumpen in jedem Haus: In diesem Fall betrügen die Gestehungskosten etwa 187 Euro je Megawattstunde. Auch im Vergleich mit einer Ölheizung mit Wärmegestehungskosten von zurzeit etwa 150 bis 160 Euro je Megawattstunde schneide das aus regenerativen Ressourcen gespeiste Wärmenetz günstiger ab.

Für das Dießfurter Wärmenetz, das aus rund 1,8 Kilometern Haupt- und 600 Metern Anschlussleitungen bestünde, einen Wärmebedarf von 690 000 Kilowattstunden decken sollte und für das ausschließlich ein Biomassekraftwerk als Herzstück vorgesehen wäre, rechnete der Referent mit Baukosten von gut 1,1 Millionen Euro, davon knapp 667 000 als Selbstbeteiligung, sowie mit jährlichen Kosten von etwa 110 000 Euro. Aus alledem ergäben sich Wärmegestehungskosten von 160 Euro je Megawattstunde: 33 weniger als beim Einbau von Wärmepumpen in alle Anwesen.

Bei allen diesen Kalkulationen solle nicht vergessen werden, dass man auch in die Erreichung der staatlicherseits gesetzten Klimaschutzziele investiere, gab Gökcel zu verstehen. Die seien durchaus ehrgeizig: Bis 2045 solle der durch die Wärmeerzeugung für Wohnungen bewirkte Treibhausgasausstoß dank der Verdrängung der fossilen Energieträger je nach Szenario um 70 bis 93 Prozent sinken. Die Wärmenetze trügen hierzu bei, indem sie den Ausstoß an Treibhausgasen im "Sektor Wohnen" um gut 70 Prozent, bei einer Verbindung Biomasse und Solarthermie sogar um mehr als drei Viertel senkten. Häusliche Wärmepumpen könnten nicht mithalten: Eine flächendeckende Umrüstung ergäbe eine Treibhausgasreduzierung um knapp die Hälfte.

Stadt soll "Oberhand" wahren

Als Träger eines Steinbühl-Wärmeverbunds kämen laut Energieberater Gökcel und Bürgermeister Stangl örtliche Bürgerenergiegenossenschaften, die regionale Genossenschaft NEW/Bürgerenergie oder ein Kommunalunternehmen in Betracht. Hierüber werde der Stadtrat in einer Klausursitzung intensiv beraten, kündigte Stangl in der Ratssitzung an. Demgegenüber wäre ein Dießfurter Wärmenetz nur zu verwirklichen, wenn sich Bürger zusammenschlössen, um das Netz in Eigenregie zu bauen und zu betreiben. Für einen Investor, ein Kommunalunternehmen oder eine Genossenschaft sei es "wirtschaftlich nicht darstellbar".

Manfred Götz (SPD) riet, die Stadt solle in jedem Fall die organisatorische "Oberhand" über die Netze wahren, und Richard Waldmann (FWB) hoffte auf einen "ernsthaften und zielstrebigen" Fortgang der Planungen, damit "der momentane Elan nicht verpufft". Stangl entgegnete, dass Sorgfalt bei allen Planungen oberstes Gebot sei, damit "Pressath nicht auf Kosten seiner Steuerzahler Schiffbruch erleidet".

In den Energienutzungsplan mit einbezogen ist ferner die energetische Modernisierung des Dießfurter alten Feuerwehrhauses. Gökcel hält hier eine Senkung des Heizenergieverbrauchs um 69 Prozent für erreichbar. Neben Modernisierungen wäre dafür auch eine Solarthermie- und eine Pelletheizanlage erforderlich. Auch dank bis zu 40-prozentiger Bundeszuschüsse würden sich die Investitionskosten von etwa 202 000 bis 222 000 Euro innerhalb von etwa 17 bis 22 Jahren amortisieren.

 
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