Pullenreuth
06.02.2019 - 11:05 Uhr

Micha Herold erzählt und die Leute lachen

Micha Herold ist in Pullenreuth aufgewachsen. Seit ein paar Monaten macht er das, von dem er immer geträumt hat: vor einem großen Publikum einen ganzen Abend lang reden und ungestört erzählen.

Micha Herold weiß viel und von alldem erzählt er auch bei seinem Kabarettabend „Derf ma des?“ im Pullenreuther Schützenhaus. Bild: wro
Micha Herold weiß viel und von alldem erzählt er auch bei seinem Kabarettabend „Derf ma des?“ im Pullenreuther Schützenhaus.

Im Schützenhaus, das an der Dorfstraße liegt, wird am Samstag nicht geschossen. Man hat die Stühle zusammengerückt um zuzuhören. "Ich habe mit rund 80 Leuten gerechnet", freut sich der Kemnather, dass so viele seiner Einladung gefolgt waren. "170 Gäste sind es tatsächlich", verkündet er strahlend.

Dann schnappt er sich ein Mikrofon. "Verstehen mich jetzt alle?" Die Zuhörer nicken und warten gespannt, was das angekündigte Programm "Derf ma des?" bringen wird. Die Pausen seien bewusst eingearbeitet. "Viel reden geht auf die Stimme." Außerdem habe man ja auch Getränke und Brotzeiten vorbereitet, meint der Kabarettist. "Schließlich möchte der Veranstalter auch noch nebenbei etwas verdienen."

Herold, der seine Texte selber schreibt, startet den Abend mit einem kurzen Gespräch und plaudert mit allen, die ihn kennen oder kennenlernen wollen, und das nur wenige Augenblicke bevor es losgeht. "Seine Bühnenkarriere begann vor rund einem halben Jahr", erzählt Ehefrau Susanne, die an der Abendkasse sitzt, dort Eintrittskarten verkauft und freundlich die Gäste begrüßt. Später entdeckt man sie auch an der Verkaufstheke. "Bei uns zu Hause ist es nie langweilig", bekennt die Kemnatherin. Das sei sie aber gewohnt, fügt sie hinzu und bedauert, dass Micha sein Instrument zu Hause gelassen hat. "Vielleicht kommen auch noch musikalische Einlagen dazu", blickt sie auf die künftigen Programme, die die "bessere Hälfte Micha" so nach und nach zu Hause zusammenbastelt.

"Lampenfieber kenne ich nicht", klinkt sich Micha Herold auf die Frage ein und verschwindet auf der Bühne, um durchzustarten. "Achja", hält er dort kurz inne und erinnert an den Datenschutz. "Heute wird auch fotografiert und gefilmt. Wer nicht aufs Bild möchte, sollte lieber nicht in die Linsen schauen", verweist er zudem auch auf die Erklärung, die er vorsorglich dabei hat und mit der man sich gerne befassen könne.

Herolds humorvolle Reise beginnt mit einem Rückblick auf Pullenreuth, wie es früher einmal war. "Da wo ich jetzt stehe, wuchs mal ein Baum", erinnert er an die Zeit vor dem Bau des Schützenheimes. "Jetzt stehe ich da", fährt der Kabarettist, dem man ansieht, dass ihm der Schalk im Nacken sitzt, weiter fort. Hier sei er auch zur Schule gegangen, lässt er zudem verlauten. "Meine Schultüte war schon leer, bevor es losging. Rechnen und Schreiben lernte ich in der Lehranstalt freilich auch." Zum Beweis dafür hat er auch eines seiner Zeugnisse mitgebracht. "Die Schule bemühte sich nach Kräften", fasst er seine Pullenreuther "Lehrzeit" und den pädagogischen Körperkontakt, den er "Kopfnüsse" nennt, in ein paar Sätzen zusammen. Bereits nach wenigen Minuten weiß jeder im Saal: Micha Herold ist ein begnadeter Erzähler. Dann bittet der redegewandte Oberpfälzer aus Kemnath, mit ihm auf die nächste Reise zu gehen. Aber halt nicht weit, denn sein erstes Ziel ist die Nachbarstadt Marktredwitz. "Für mich Pullenreuther war es wie München. Eine Weltstadt eben."

Micha Herold sucht immer wieder auch den Dialog mit seinem (dankbar applaudierenden und antwortenden) Publikum. "Kennt ihr den Tante-Emma-Laden, den eine Rosa geführt hat?", durchstreift er die Straßen der oberfränkischen Nachbarstadt. "Kumm scho", habe sie, nachdem die Ladenglocke bimmelte, stets gerufen. Herold rollt mit den Augen, wenn er an die Wurstsemmeln denkt, die die Inhaberin - nachdem sie sich die Finger abgeleckt hatte - über den Ladentisch reichte. Die esse er dann später. "Ja so war das." Herold lacht, das Publikum noch mehr.

Nach der ersten Pause und einem kräftigen Schluck nimmt der Abend schließlich weiter Fahrt auf. Der Kabarettist landet am Wiesauer Bahnhof. Umwege, an den selbst erlebten Fettnäpfchen vorbei, macht er dabei nur selten. So kommt jeder an die Reihe, den er gekannt hat und das sind viele. Sei es die Ministranten, der Pfarrer, oder sogar der Bürgermeister, der mal sein Schulfreund war. "Man lernt schon was im Leben", fasst Herold den Abend, bei dem auch noch ein Abstecher zum Nürnberger Christkindlmarkt gehören soll, locker und mit einem leicht verschmitzten Blick allmählich zusammen.

Ein Stuhl, ein Durstlöscher und ein Mikrofon reichen als Bühnenrequisiten. Den Rest erledigt Micha Herold alleine und souverän. Bild: wro
Ein Stuhl, ein Durstlöscher und ein Mikrofon reichen als Bühnenrequisiten. Den Rest erledigt Micha Herold alleine und souverän.
Rund 170 Zuschauer sind gekommen, um die Späße des Kemnathers mitzuerleben. Bild: wro
Rund 170 Zuschauer sind gekommen, um die Späße des Kemnathers mitzuerleben.
Micha Herold ist redegewandt, darüber lässt er auch keinen Zweifel aufkommen. Bild: wro
Micha Herold ist redegewandt, darüber lässt er auch keinen Zweifel aufkommen.
 
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