Die Privatbrauerei Sterk in Raigering hat am Wochenende ihr 300-jähriges Bestehen groß gefeiert. Zum Abschluss kam Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zu einem politischen Abend ins Festzelt, bei dem die CSU fleißig Unterschriften gegen das geplante Heizungsgesetz des grünen Wirtschafts- und Klimaschutzministers Robert Habeck sammelte. Die Jagdhornbläser hießen Kaniber musikalisch willkommen, die "6 lustigen fünf" spielten zum Einzug der Ministerin den bayerischen Defiliermarsch, die heimliche Hymne des Freistaats. Wobei sowohl der Chef der Landkreis-CSU, Harald Schwartz, als auch der Ehrengast selbst sogleich scherzhaft darauf hinwiesen, dass der Defiliermarsch eigentlich dem Ministerpräsidenten vorbehalten sei. Also Markus Söder.
Kritik an Robert Habeck
In ihrer Rede knöpfte sich Kaniber die Energiepolitik der Ampel vor. Da werde immer kolportiert, die Bundesregierung sei so wahnsinnig nachhaltig, jedoch sei der Energiemix noch nie "so schmutzig gewesen wie heute". Massiv kritisierte die Ministerin Robert Habecks geplantes Heizungsgesetz: "In Deutschland darf man sich jährlich sein Geschlecht aussuchen, aber die Heizung nicht." Der Applaus war ihr da sicher. Kein Verständnis hat Kaniber für die Klimakleber. "Das sind und bleiben Straftäter", rief die 45-Jährige in die Menge und verteidigte in diesem Zusammenhang den bayerischen Weg der Präventivhaft.
"Der wahre Klimaschützer ist und bleibt der Landwirt", sagte Kaniber und sprach sich klar für die Nutztierhaltung und die Kreislaufwirtschaft aus. Ein Drittel der Fläche in Bayern sei Grünland. Wiesen und Weiden könnten nur über die Mägen der Rinder veredelt werden. "Kein Hardcore-Veganer wird dieses Gras verdauen können", fuhr die Ministerin fort und listete auf: ein Prozent der Bundesbürger ernähre sich vegan, sieben Prozent seien Vegetarier, die restlichen 92 Flexitarier. "Ich bin gegen jede Ideologie", so die Ministerin. Ihre Forderung: "Die Leute selber entscheiden lassen, auf was sie Lust haben."
Die CSU-Politikerin lobte nicht nur die Landwirte ("Ein Landwirt in Bayern ernährt 143 Menschen"), sondern brach auch eine Lanze für die Forstbesitzer und die Jäger. Für sie ist die Jagd "per se der größte und natürlichste Naturschutz". Das hört man im ländlichen Raum nur zu gerne. Was Kaniber sagte, kam an im Bierzelt. Die Oberbayerin punktete beim Publikum. Zum Beispiel mit der Aussage, dass der ländliche Raum weiterhin den Bäcker, Metzger und die Wirtsleute vor Ort braucht und das Handwerk gestärkt werden muss. Erschüttert zeigte sie sich über Robert Habecks Aussage "Wir alle werden ärmer werden". Sie ist dagegen, "die Diversität in die frühen Kinderjahre reinzubringen" ("Das ist ein absolutes No-Go") und nannte Werte wie den Schutz des Lebens als nicht verhandelbar. "In Deutschland ist das Kükenschreddern verboten, aber das Werbeverbot für Abtreibungen lässt man fallen", empörte sich die Ministerin.
Wasser statt Bier
Bayern sei ihre einzigartige Heimat und Berlin könne niemals Blaupause für Bayern sein, „aber Bayern für Berlin jederzeit“, sagte Kaniber am Ende ihrer Rede. Nicht erst mit dieser Aussage hatte sie das Bierzelt erobert, sondern schon lange vorher. „Was wären Bayerns Feste ohne a gscheit’s Bier“, hatte die Ministerin in Anspielung auf das 300. Jubiläum der Brauerei Sterk eingangs gesagt. Irritiert war sie aber, als sie am Rednerpult nur Wasser vorfand. „Ich dachte, ich bin im Bierzelt?!“, wunderte sich Kaniber, schob ein „Gewaschen habe ich mich heute schon“ hinterher und bat um „etwas Gscheits“. Flugs wurde ihr ein Masskrug mit Bier auf das Podium gebracht.
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