20.06.2018 - 15:37 Uhr

Rasenfresser erleichtert den Alltag

Mäh-Roboter sind stark im Kommen. Die kleinen Helfer sind beim Rasenmähen eine große Hilfe. Dennoch zögern viele Gartenbesitzer vor der doch nicht ganz billigen Anschaffung. Wir machen die Probe aufs Exempel.

Die kleinen Helfer sind eine große Unterstützung. Stefan Puhane
Die kleinen Helfer sind eine große Unterstützung.

Gartenarbeit kann Spaß machen und für Menschen mit entsprechender Begeisterung „Erholung pur“ bedeuten. Aber auch nur dann, wenn man Zeit dazu, Lust darauf und bestenfalls zwei „grüne Daumen“ hat. Gartenarbeit kann nämlich auch eines – furchtbar nerven. Wer sich in dieser Personengruppe wiederfindet, sucht sich am besten eine Wohnung ohne Garten – oder viele kleine oder große (technische) Helferlein, die einem Hege und Pflege der heimischen Flora erträglicher machen.

Eines der Haupt-Beschäftigungsfelder eines jeden Gartenbesitzers ist das Rasenmähen. Wer dabei Hilfe braucht, denkt mittlerweile automatisch an einen Mäh-Roboter. Vollständig etabliert in der Welt der Hobby-Gartler hat sich der stets hungrige Rasenfresser jedoch noch nicht. Zu viele Fragen sind offen: Kann ich neben dem Mähroboter guten Gewissens meinen Rasenmäher in den wohlverdienten Ruhestand schicken? Ist das Helferlein für jede Holper-Wiese geeignet? Und steigt damit womöglich mein Stromverbrauch ins Unermessliche?

Wir machen den Praxis-Test. Die Bodenbeschaffenheit des zwischen 600 und 700 Quadratmeter großen Areals könnte nicht unterschiedlicher sein. Zum einen mit typischem Vorgarten-Rasen, seit Jahren von Hand gemäht, flach und gepflegt – zum anderen angrenzend daran eine holprige Wiese mit Wurzeln, Löchern und Co, fast schon ein Acker. Dazwischen: Durchaus anspruchsvolle Steigungen.

Zunächst einmal wichtig für die Wahl des Mäh-Roboters und dessen Leistungsstärke ist natürlich die Größe der Rasenfläche und eventuelle Anstiege. Bis zu 5000 Quadratmeter große Areale könnten auf diese Weise gemäht werden, weiß Michael Schmid von der Firma Landtechnik Schmid aus Pressath, die in diesem Fall die Voraussetzungen für den Einsatz des Roboters schafft. „Mit zwei Mähern könnte man ein komplettes Fußballfeld mähen“, sagt der Experte.

Die Installation des neuen Gartenhelfers geht flott und geräuschlos über die Bühne. Zunächst versenken Michael und Petra Schmid den sogenannten Begrenzungsdraht im Boden – bis zu fünf Zentimeter tief. Dieser zeigt dem Mäher im wahrsten Sinne des Wortes die Grenzen auf: Von der Ladestation aus fließt ein Magnetfeld durch den Draht, das der Roboter erkennt. Stößt er auf die Begrenzung, absolviert das Gerät eine Drehung.

Mit dem Draht werden auch Bereiche isoliert, die der Mäher überfahren würde – Beete, Gartenteiche oder kleine Bäume. Größere Hindernisse wie etwa Schaukelgerüste, Rutschen oder Wäschespinnen stupst er kurz an – und dreht wieder ab. Ebenso unter die Erde kommt der Suchdraht, an dem sich der Mäh-Roboter orientiert, um zurück zur Ladestation zu finden. Diese wiederum bekommt ihren Standort am Rande des Gartens, wo sie nicht stört - und in der Nähe einer Stromverbindung.

Wer die ersten Runden, die der Mäh-Roboter dreht, verfolgt, wird verwundert die Stirn runzeln, denn „das wird fürchterlich aussehen“, berichtet Petra Schmid lachend. Der Helfer sucht sich nämlich seinen Weg per Zufall. Da er sich aber seine Strecke merkt, schaut das Ergebnis nach mehreren Mäh-Zyklen regelmäßig und gepflegt aus.

Die Verlegung der Drähte ist in einer knappen Stunde erledigt. Dann gilt es, diese mit der Ladestation zu verbinden, die leicht geschützt unter einem Baum in der Erde befestigt wird. Diese wird noch per Kabel mit einer Steckdose verbunden, hier kann der Roboter nach anstrengenden Mäh-Rundfahrten neue Energie tanken. Rund eine Stunde schnippelt der fleißige Gartenhelfer unzählige Halme ab, dann lädt er seinen Akku in der Station 50 Minuten lang auf.

Während der Anfangszeit müssen die Intervalle eingerichtet werden. „Da muss man schauen, was macht er, was macht er nicht – und das Ganze entsprechend korrigieren“, erklärt Michael Schmid. Nach kurzer Einweisung auf dem Display des Mähers ist es dann soweit: Der Roboter dreht seine einsamen Runden – das Ergebnis wird mit Spannung erwartet … (puh)

Info:

Ein Geschwisterchen für Saugi

Es sieht schon drollig aus, wenn der Mäh-Roboter das erste Mal im eigenen Garten loslegt. Man möchte der niedlichen Mischung aus Schoßhündchen und R2D2 am liebsten ständig folgen und seine Hilfe anbieten.

Vermenschlicht wird das Teil auch bei der Namensgebung. Unser Saugroboter, der im Haus für Ordnung sorgt, erhielt von den Kindern sofort den Rufnamen „Saugi“ – und manchmal wird er – im schlaftrunkenen Zustand kurz nach dem Aufstehen – sogar mit einem herzlichen „Guten Morgen“ begrüßt.

„Namen bekommen sie alle“, berichtet auch Mäh-Roboter-Fachmann Michael Schmid grinsend. Und unser neues Familienmitglied hieß ebenso nicht lange „Husqvarna Automower“ – wie langweilig wäre das denn?

Keine halbe Stunde im Betrieb, wurde er feierlich auf Robbi-Tobbi getauft, in Anlehnung an den blechernen Kollegen mit dem Fliewatüüt. (puh)

Info:

Tipps und Informationen

Diebstahlsicherung: Wird der Mäh-Roboter hochgehoben, stoppt sofort das Mähwerk – und die Diebstahlsicherung macht sich durch ein immer lauter werdendes Piepsen bemerkbar. Der Mäher ist dann erst wieder nach Eingabe einer Geheim-PIN einsatzbereit. „Die PIN kann man stets verändern“, erklärt Experte Michael Schmid. Die vierstellige Zahl sollte immer wieder mal eingegeben werden, „weil der Roboter sonst annimmt, er wurde geklaut“, und nicht mehr läuft.

Folgekosten/Wartung: Abhängig von Modell, Rasenfläche und Häufigkeit der Nutzung betragen die Stromkosten zwischen 10 und 25 Euro pro Jahr.

„Einmal pro Woche sollte das Mähwerk saubergemacht werden“, empfiehlt Expertin Petra Schmid. Oder aber wenn am Rasen kein Ergebnis zu erkennen sei. „Der sagt schon, wenn was nicht stimmt“, weiß Michael Schmid. Heißt: Im Display werden etwaige Fehler angezeigt.Ausgewechselt werden müssten lediglich die Messer, die allerdings „fast die ganze Saison“ halten. Zur Orientierung: Eine Packung mit neun (hochwertigen) Klingen kostet rund 20 Euro, die reichen etwa zwei bis zweieinhalb Jahre. Der Hersteller des Roboters bietet im Normalfall alle zwei Jahre ein Software-Update an. Kosten dafür: ebenfalls rund 20 Euro.

Gefahren: Wer tief unter den Mäher greift, kann sich an den Klingen verletzen. Wenn der Mäh-Roboter unterwegs ist, sollten deshalb nicht unbedingt Kinder auf dem Rasen spielen, raten sowohl die Pressather Experten als auch die Hersteller der kleinen Garten-Helfer.

Hindernisse: An Abgründen und flachen Hindernissen, die ausgespart werden sollen, wird der Begrenzungsdraht mit einem Abstand von bis zu 30 Zentimetern verlegt, damit der Roboter rechtzeitig abdreht. „Überall, wo er dagegen stößt, muss man per Hand nacharbeiten“, so der Fachmann.

Lautstärke: Der Roboter summt leise vor sich hin. „Mit knapp über 50 Dezibel“, erläutern die Experten von Landtechnik Schmid. Zum Vergleich: Ein moderner Rasenmäher, der mit Benzin betrieben wird, bringt es auf satte 96 Dezibel.

Fünf Stunden Mäh-ZeitDaraus ergibt sich gleich ein weiterer Vorteil: „Der Roboter darf sogar am Sonntag fahren“, weiß Petra Schmid. Und natürlich auch während der gesetzlich festgelegten Ruhezeiten.

Mäh-Dauer: Anfangs müsse man beobachten, wie der Mäh-Roboter die für ihn vorgesehene Rasenfläche schafft, sagen die Experten. Dann läuft der kleine Helfer schon mal zehn Stunden pro Tag. Inklusive Ladepausen sind das rund fünf Stunden effektive Mäh-Zeit. Wenn der Roboter dann das Areal im Griff hat, können sich diese Zeiten natürlich verringern. Extrem hilfreich: Man kann die exakten Zeiten, in denen der Helfer seine Runden dreht, auf die Minute festlegen und jederzeit wieder ändern.

Mulchen: Die Messer des Mähers häckseln die Halme minimal klein, das Gras kann als Mulch liegenbleiben. „Der Vorteil ist, dass man damit den Rasen gleich auch düngen kann“, weiß Petra Schmid. Das sorgt für ein sattes Grün. Und man spart sich das lästige und Zeit fressende Wegkarren des Grünguts.

Unwetterschutz: Sowohl der Roboter und Ladestation sind gegen Spritzwasser resistent. Auch ein kräftiger Regenschauer kann ihnen nichts anhaben. „Sollte man zu Hause sein, wenn ein Gewitter aufzieht oder kräftiger Hagel bevorsteht, sollte man beides abdecken“, rät Petra Schmid. Wenn es blitzt und donnert, kann gleichzeitig noch der Stecker für die Ladestation gezogen werden.

Im Winter in den KellerIm Winter kann der Roboter im Keller eingelagert werden – und die fest installierte Ladestation wird abgedeckt. (puh)

Sieht aus wie ein Hand-Rasenmäher, ist aber keiner: Michael Schmid installiert mit der Verlegemaschine den grünen Begrenzungsdraht im Erdreich. Nur in diesem Bereich kann sich der Roboter später bewegen. Stefan Puhane
Sieht aus wie ein Hand-Rasenmäher, ist aber keiner: Michael Schmid installiert mit der Verlegemaschine den grünen Begrenzungsdraht im Erdreich. Nur in diesem Bereich kann sich der Roboter später bewegen.
Info:

Dem Boden etwas Gutes tun

Petra und Michael Schmid erkennen ganz klar einen Trend: Immer mehr Gartenbesitzer setzen auf die Dienste eines Mäh-Roboters. „Wir haben im vergangenen Jahr 60 Stück in der Region verkauft“, berichten die Experten der Firma Landtechnik Schmid aus Pressath. Das Vorurteil, dass Roboter-Besitzer nur zu faul zum Mähen seien, können die beiden schnell entkräften.

Nach ihren Erfahrungen benötigen etwa viele ältere Leute die nicht mehr ganz so fit seien, die Unterstützung des kleinen und fleißigen Helfers. Eine Alltags-Erleichterung sei der Einsatz des Mähers auch für berufstätige Menschen, denen der zeitliche Aufwand fürs Rasenmähen „per Hand“ richtig wehtut.

Und nicht zu vergessen die Allergiker, wie Michael Schmid, der selbst davon betroffen ist, bestätigen kann. Wenn der Roboter übernimmt, gehören Niesanfälle und laufende Nasen der Vergangenheit an. Ebenso fällt auch der Abtransport des Mähguts komplett weg.

Auch Peter Meyer vom gleichnamigen Landschaftsbau-Unternehmen aus Neustadt/WN sieht nur Vorteile beim Einsatz eines Roboters. Das Beste neben der Arbeits- und Zeitersparnis sei die positive Nährstoffbilanz für den Rasen. „Man tut damit dem Boden etwas Gutes“, betont der Diplom-Ingenieur (FH). Das Grün könne durch das permanente Mähen einfach natürlicher wachsen.

Und im Gegensatz zur Arbeit mit herkömmlichen Rasenmähern bleibt fein gehäckselter Rasenschnitt liegen. Der enthält Nährstoffe, die dem Boden zugute kommen. Die Folge: „Ich habe immer einen schönen Garten und muss wesentlich weniger düngen.“ (puh)

Die Funktionen im Display des kleinen Gartenhelfers sind schnell erklärt. Stefan Puhane
Die Funktionen im Display des kleinen Gartenhelfers sind schnell erklärt.
 
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