(ahs) Er habe keine Erinnerung an Details mehr, die Vorwürfe bestreite er aber nicht, teilte sein Verteidiger mit. Ein 32-jähriger Dachdecker aus dem östlichen Landkreis Regensburg ist vom Schöffengericht Regensburg zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Richter Wolfhard Meindl schickte den Angeklagten in den Maßregelvollzug.
Im April vergangenen Jahreslieferte sich der Mann mit 2,6 Promille im Blut eine filmreife Verfolgungsjagd mit der Polizei. Insgesamt listete die Staatsanwaltschaft neun verschiedene Straftaten im neunseitigen Anklagesatz auf - alle innerhalb von rund einer Stunde begangen. Vorsätzliche Gefährdung des Straßenverkehrs, Gebrauch eines Fahrzeugs ohne Haftpflichtversicherung mit Urkundenfälschung, Trunkenheit im Verkehr, versuchte Nötigung, Sachbeschädigung, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung.
Nach reichlichem Bierkonsum hatte sich der Angeklagte entschlossen, mit dem Landrover seines Vaters eine Spritztour zu machen. Dass das Fahrzeug schon seit zwei Jahren nicht mehr zum Verkehr zugelassen war, störte nicht. Er "lieh" sich das Kennzeichen eines landwirtschaftlichen Anhängers seines Bruders ohne dessen Wissen "aus". Als Proviant nahm er etliche Flaschen Bier mit. Weil die Rücklichter des Autos nicht funktionierten, fiel es einer Polizeistreife auf. Statt anzuhalten, gab der Angeklagte Gas.
Nach einer knapp einstündigen Verfolgungsjagd im Bereich der Gemeinde Pentling, im Stadtbereich Regensburg sowie auf A 93 und A 3 über rund zehn Kilometer, an der mehrere Streifenwagen und Zivilfahrzeuge beteiligt waren, konnte von drei Polizeiautos eingekreist werden. Der Dachdecker musste anhalten. Beim Versuch, ihn zu fixieren, leistete er erheblichen Widerstand und drohte einem Beamten: "Ich mach dich kalt, ich bring dich um!" Auf der Fahrt zur Blutentnahme mit einem Rettungswagen beleidigte der 32-Jährige die Beamten weiter und drohte, sie mit einem Messer abzustechen, wenn er eins dabei hätte. Nach einem Monat in Untersuchungshaft wurde der Angeklagte ins Bezirksklinikum überstellt.
Vor dem Schöffengericht erklärte Verteidiger Michael Haizmann, dass sich sein schwer alkoholabhängiger Mandant nur noch an eines genau erinnert: Er sei von der Polizei misshandelt worden. Deshalb sei er wohl ausgerastet. Am Ende meinte er aber reumütig: "Wenn ich zu trinken anfange, hör' ich nicht mehr auf." Er würde gerne weiter therapiert werden.
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