Um das Thema Fachkräftesicherung zu bewältigen, spielen viele Aspekte zusammen. Das haben die diesjährigen "Marienbader Gespräche" bewiesen. Zum mittlerweile elften Mal hatte die Handwerkskammer (HWK) Niederbayern-Oberpfalz rund 160 Wirtschaftsexperten aus der Grenzregion Ostbayern, Tschechien, Österreich und der Slowakei in Marienbad zum Erfahrungsaustausch eingeladen. Die Teilnehmer beschäftigten sich einen Tag lang mit den aktuellen und zu erwartenden Entwicklungen der grenzübergreifenden Arbeit. In Arbeitskreisen präsentierten Referenten die Herausforderungen am grenzübergreifenden Arbeits- und Ausbildungsmarkt. "Der Fachkräftemangel ist kein Problem, das nur Ostbayern betrifft, sondern die gesamte Grenzregion", betonte der Präsident der Handwerkskammer Georg Haber.
In Tschechien könne sich knapp ein Viertel der Jugendlichen vorstellen, jenseits der Grenzen tätig zu werden, berichtete Jan Husák vom Tschechischen Kinder- und Jugendrat. Allerdings gebe es noch immer bedeutende Unterschiede in der Ausbildung der Fachkräfte. Sprachbarrieren, Qualität und Praxisbezug in der Ausbildung sind häufig kritisierte Punkte. Deutlich wurde bei den "Marienbader Gesprächen" auch, dass neue Wege bei der Suche nach geeigneten Fachkräften immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Professor Tobias Chilla (Universität Erlangen) forderte, gemeinsam sollte versucht werden, auch Fachkräfte aus anderen Ländern in ihren Arbeitsmarkt zu integrieren. Festgestellt wurde auch, dass die Dienstleistungsfreiheit auf deutscher wie auf tschechischer Seite aufgrund administrativer Hürden noch immer nicht praktikabel für die Betriebe sei.
HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger forderte: "Um die aktuellen Probleme in Angriff nehmen zu können, müssen unsere Nationen zusammenarbeiten." Die Generalkonsulin der Tschechischen Republik in München, Kristina Larischová, bekannte sich klar zur Stärkung der EU. "Wir leben in einer Zeit, in der Grenzen gar nicht mehr richtig existieren - zumindest beim Reisen", erklärte sie. "Unser Ziel sollte es sein, dass das auch beim Arbeiten der Fall ist." Den Austausch in Marienbad betrachtete sie hierfür als Erfolg bringende Plattform.
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