Nach Richard Wagners „Fliegendem Holländer“ im Jahre 2017 und Giacomo Puccinis „Tosca“ im Jahre 2019 bespielte das Theater Regensburg heuer zum dritten Mal den Regensburger Westhafen an der Donau mit einer Oper. Grund genug, um sich einmal die Dimensionen dieses gigantischen kulturellen Unterfangens etwas detaillierter vor Augen zu führen. Denn mit dem über 600 Meter langen und rund 60 Meter breiten Hafenbecken und dem über 100 Meter langen und über 30 Meter hohen, 1911 erbauten Stadtlagerhaus als Zentrum des Spielgeschehens lässt dieses Projekt selbst die ebenfalls gigantische Seebühne der Bregenzer Festspiele klein aussehen.
Dass diese Dimensionen für die Sängerinnen und Sänger sowie für das Orchester aber auch – und das in ganz besonderem Maße – für die gesamte Technik extrem große Herausforderungen bergen, liegt auf der Hand. Manchmal ist es auch für das Publikum, das auf der anderen Seite des rund 60 Meter breiten Hafenbeckens sitzt, nicht ganz einfach, dem Geschehen zu folgen, da die Protagonisten durch die Entfernungen kaum noch zu erkennen sind und man nicht selten erst mal mit den Augen das riesige Gelände absuchen muss, um die gerade agierende Figur zu finden. Wenn auf dem Wasser gespielt wird wie hier beim „Rheingold“, als die drei Rheintöchter auf einer Yacht im Hafenbecken agierten, dann können die Zuschauer das aufgrund der Tiefe des Beckens und dem daraus resultierenden Blickwinkel nur in den ersten Reihen mit bloßem Auge verfolgen.
Walhalla und Feuerwerk
Aber auch dieses Mal ist es den Verantwortlichen wieder gelungen, eine imposante und schlüssige Produktion auf die Beine zu stellen. Dafür sorgten natürlich auch die Videoübertragungen, welche das Geschehen großflächig auf die Wände des Stadtlagerhauses projizierten und somit für alle Besucher sichtbar machten. Regisseur Andreas Baesler schuf eine packende Inszenierung mit gut durchdachten Bewegungsabläufen, welche auch dieses Jahr wieder die gigantische Hafentechnik der Kräne raffiniert integrierten. So wurde beispielsweise das Rheingold mit einem Container transportiert. Originell wirkte auch die extrem überdimensionierte, knallrote Couch, auf der Göttervater Wotan wie ein winziger Kobold aussah.
Als die Götter am Schluss die Burg Walhall bezogen, wurden Videoaufnahmen der nur ein paar Kilometer entfernten Ruhmeshalle Walhalla auf das Geschehen projiziert und ein unmittelbar zu erlebendes Feuerwerk überraschte die Besucher, deren Zahl aufgrund Corona auf 1500 beschränkt werden musste. Tanja Hofmann komplettierte den guten Gesamteindruck durch ebenso originelle wie coole zeitgenössische Kostüme.
Abschied nach 30 Jahren
Von den zahlreichen Bühnenakteuren bestach vor allem der Bariton Adam Kruzel als Wotan, der sich mit einer kraftvoll sonoren und dennoch geschmeidigen Stimme, einer sauberer Intonation und einer verständlichen Textartikulation mit dieser Produktion nach 30 Jahren vom Theater Regenburg verabschiedete. Aber auch Oliver Weidinger als Alberich, Deniz Yetim als Freia und all die anderen Mitwirkenden verdienen großes Lob. Das gilt auch für das unter der Leitung von GMD sehr filigran, geschlossen und ausdrucksstark agierende Orchester.
Der Applaus war zurecht intensiv und anhaltend. Schade, dass nur zwei Vorstellungen auf dem Spielplan stehen konnten.
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