Max Reger und der Klimawandel: Das Vokalensemble "Stimmgold" beschreitet neue Wege

Der Untertitel „150 Jahre Max Reger & Der Klimawandel“ lässt aufhorchen. Bewusst machten die sechs klassisch ausgebildeten Sängerinnen und Sänger einen Bogen um allzu Bekanntes. Spannender erschien die Auseinandersetzung des Romantikers Reger mit der Natur. Das in einer Klimawandel-Reportage gefallene Stichwort der „vergangenen 150 Jahre“ inspirierte wiederum zur Verknüpfung des Jubiläums mit der Gegenwart, die 15 eigens beauftragte Kompositionen widerspiegeln.

Das für Regers Lieder elementare Aushören der Akkorde, die saubere Intonation gelingt dem Ensemble ebenso mühelos wie das Meistern der stetig fortschreitenden, sich schnell verändernden Harmonien, die die Tonschöpfungen nicht nur für "Stimmgold"-Tenor Christoph Schäfer so reiz- und klangvoll machen. Aber auch die Neukompositionen stellten das Ensemble vor Aufgaben, schreibt Schäfer. Obwohl man die Klangsprache der ausgewählten Komponisten und Komponistinnen kenne, wisse man nie, was man letztlich wirklich bekomme: "Das ist Fluch und Segen zugleich.“ Da war dann auch schon mal mehr Zeit fürs Erklären als fürs Singen nötig.

Die hüllenden Synthesizerklänge des Duos „Fallwander“ stellen die Verbindung zum Orgelkomponisten Reger her: „Das ist für die sonst recht klassische Chor- und A-cappella-Szene etwas wirklich Neues.“ Insgesamt verkörpert „Durch den Wald“ für den Tenor eine große musikalische Vielfalt und zugleich einen Fingerzeig auf den Klimawandel: „Es muss nicht alles gefallen. Einiges wird vielleicht überraschen, anderes wird gar dazu anregen, so hoffe ich zumindest, das eigene Tun zu hinterfragen.“ Vor allem aber unterstreicht die Aufnahme das feine Gespür des Ensembles für facettenreiche Harmonie und luzide Klangschönheit. Was Reger wohl dazu gesagt hätte? „Sappralott! Was habt's ihr denn da noch alles weiterg'macht mit meiner Musik? Darauf heb'n wir einen!“, glaubt Schäfer.