Regensburg.(ahs) Zum Prozessauftakt im Verfahren gegen eine Drogendealer-Bande vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Regensburg saßen sieben Angeklagte im Alter zwischen 55 und 20 Jahren, allesamt Albaner, mit ihren zehn Verteidigern zwei Staatsanwälten, zwei Sachverständigen und einer Vertreterin der Jugendgerichtshilfe gegenüber. Dabei war auch ein Dolmetscher, der jedes Wort übersetzte.
Als Kopf der Bande gilt laut Staatsanwaltschaft der 55-jährige Figret D., der Besitzer des "Sun-Inn", das lange als das Mekka für Drogensüchtige galt. Über ein Jahr lang ermittelte die Kripo gegen ihn und sein Umfeld. Am 12. Dezember 2017 griff sie zu. Die Ermittlungen sind in einem 44-seitigen Anklagesatz zusammengefasst.
Nach den Feststellungen der Staatsanwaltschaft führte der Gastwirt die Bande mit einem Assistenten (30). D. entschied auch, für welche Bandenmitglieder im Falle einer Festnahme eine Kaution gezahlt wird, damit diese wieder aus der Untersuchungshaft freikommen. In der "mittleren Ebene" waren drei der Angeklagten eingesetzt. Zu deren Aufgaben gehörte die Annahme und Verwaltung der Betäubungsmittel, sowie deren Ausgabe und Transport an die Endabnehmer, beziehungsweise selbstständigen Weiterverkäufer zu einem vom Hauptangeklagten festgelegten Preis. Die auf der unteren Ebene angesiedelten Angeklagten übernahmen die Betäubungsmittel exklusiv von der Organisation, um diese weiterzuverkaufen.
Dem Anklagesatz zufolge hat die Bande innerhalb eines Jahres 350 Kilogramm Marihuana von Serbien nach Regensburg gebracht und 339 Kilogramm zu einem Grammpreis von bis zu drei Euro verkauft. Zudem importierte die Bande 8,325 Kilogramm Kokain aus den Niederlanden und 7,75 Kilogramm Heroin aus der Türkei, was komplett verkauft worden war. Diese exakten Zahlen konnten die Ermittler der akribischen Buchführung des Hauptangeklagten entnehmen.
Der Hauptangeklagte äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Er wolle, so sein Verteidiger Christian Reiser, "den anderen den Vortritt lassen". Nach einem Hinweis des Gerichtsvorsitzenden erwartet ihn eine Strafe knapp unter der Höchststrafe von 15 Jahren. Im Falle eines Geständnisses könne er mit einem Nachlass von einem Drittel rechnen. Für den 30-jährigen "Assistenten" gab Verteidiger Tim Fischer eine Erklärung ab. Danach sei sein Mandant im Januar 2016 nach Regensburg gekommen und habe beim Hauptangeklagten in dessen Lokal ausgeholfen. Im Laufe der Zeit habe er Handlangerdienste, wie das fertigen von Kopien der Drogenlisten übernommen. Schließlich habe er gelegentlich Gelder entgegen genommen und diese an den 55-jährigen weitergeleitet. Auch sei er für Kurierfahrten in die Niederlande eingesetzt worden. Eine Beteiligung am Drogenhandel bestritt er jedoch.
Die übrigen Verteidiger kündigten Erklärungen für den kommenden Verhandlungstag an. Insgesamt sind 31 Prozesstage angesetzt.
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