Bis zum 6. Juli 2022 gab es heuer in der gesamten Oberpfalz 190 Termine für eine Blutspende, 27 990 Menschen sind auch den Aufrufen gefolgt und haben einen Teil ihres Blutes freiwillig abgegeben. Das klingt erst einmal nach hohen Zahlen. "Wir stehen aber im Rückstand", erklärt Edmund Chmeliczek. Er ist Regionalleiter Ost des BRK-Blutspendesdienstes in Regensburg.
Zum Vergleich verweist er auf die Zahlen für den 6. Juli 2021. Damals gab es für die Oberpfälzerinnen und Oberpfälzer bis zum Stichtag nur 181 Möglichkeiten, ihr Blut vor Ort zu spenden, doch 29 432 Menschen haben es im Vorjahr getan – das ist eine Differenz von 1 442 Spenderinnen und Spendern.
"Es gibt wieder mehr Freizeitmöglichkeiten", erklärt sich Chmeliczek diese Entwicklung. Und die Menschen seien nicht mehr so oft im Home Office wie in früheren Pandemie-Zeiten. "Das Blutspenden passt dann oft nicht mehr in den Tagesablauf. Mit den ganzen Öffnungen sind die Zahlen schon sehr nach unten gesunken", fasst er zusammen.
Bevor es in den Urlaub geht
Doch es sei wichtig einen Puffer aufzubauen – die Konserven sind 42 Tage haltbar. Der Plan: Bevor die Menschen in den Sommerurlaub verschwinden, müssen möglichst viele ihr Blut in Form einer Spende in der Heimat lassen. Denn der medizinische Bedarf ist unverändert da. Rund 2000 Konserven werden in Bayern täglich benötigt. In der Oberpfalz müssten es wahrscheinlich 300 bis 400 Konserven täglich sein, schätzt Chmeliczek grob. Genau könne er das nicht sagen. Doch auch in der Oberpfalz gebe es mehrere große klinische Einrichtungen – man müsse nur nach Regensburg, Weiden oder Amberg blicken. "Das sind ja keine Feld- und Wiesenkrankenhäuser", betont er.
"Die aktuelle Situation hinsichtlich Blutkonserven ist – wie bei vielen Kliniken – angespannt. Wir bemerken, dass ein großer Mangel an Blutvorräten herrscht, das heißt, die Blutspendedienste können schon jetzt die Bestellungen nicht mehr vollumfänglich bedienen. Es ist zu erwarten, dass sich die Situation während der kommenden Ferienzeit weiter verschärft. Bisher konnte dies noch aufgefangen werden, Operationen wurden wegen Blutmangel nicht verschoben", teilt Michael Reindl, Sprecher der Kliniken Nordoberpfalz in Weiden, auf Anfrage mit. Die Klinken Nordoberpfalz würden sich intern bereits intensiv auf einen weiteren Mangel vorbereiten, um dies auch in den nächsten Monaten sicherstellen zu können.
Doch wie ist die Situation, wenn man ganz Bayern betrachtet? Die Antwort: Die Lage bei Blutspenden hat sich verbessert, bleibt aber angespannt. "Die Regale waren nahezu leer", sagt Patric Nohe vom Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Derzeit versuche man, die Reserven aufzufüllen. Am Klinikum der Ludwig Maximilians-Universität (LMU) in München – mit rund 2000 Betten und 40 000 Operationen eine der größten Universitätskliniken in Europa – mussten wegen des Mangels bereits geplante Operationen verschoben werden. Der Blutspendedienst und die Krankenhäuser riefen dazu auf, weiter spenden zu gehen, gerade mit Blick auf die Sommerferien, in denen die Bereitschaft erfahrungsgemäß wieder sinkt.
Engpässe bei Blutgruppe 0
Die Blutkonserven-Engpässe gingen sowieso weit über Bayern hinaus und beträfen auch alle anderen Bundesländer, sagt eine Sprecherin des LMU-Klinikums. Dieser Mangel bestehe inzwischen über das ganze Jahr hinweg, nicht mehr nur während der Sommer- und Urlaubszeit. Auch der Ausgleich von Blutkonserven zwischen einzelnen Bundesländern sei bei gleich hohem Bedarf schwieriger geworden. Es brauche dringend Spenderinnen und -spender, vor allem dauerhaft und regelmäßig. Auch eine Plasma- oder Thrombozytenspende sind sehr willkommen. Engpässe gibt es insbesondere bei der Blutgruppe 0, da diese Patienten aller Blutgruppen verabreicht werden kann.
Im Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München liegen die Reserven seit einigen Monaten bei etwa der Hälfte der sonst üblichen Tagesreserven. "Dass aus diesem Grund mal eine Operation verschoben werden musste, ist bislang aber eine absolute Ausnahme", heißt es.
Im Klinikum Nürnberg kennt man die wiederkehrende Knappheit. Operationen müssten aber bislang deshalb nicht verschoben werden. Auch an den Unikliniken in Erlangen, Würzburg und Augsburg reichen die Konserven noch aus. Allerdings merke man die Limitierung etwa bei seltenen Blutgruppen wie 0, heißt es aus Augsburg. "Wie lange diese vergleichsweise entspannte Situation noch anhält, können wir natürlich auch nicht sagen."
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