Bei einem Selbstanschlag in Afghanistan ist ein Mitarbeiter der Kinderhilfe Afghanistan verletzt und eine Schule der Hilfsorganisation aus Mintraching (Kreis Regensburg) beschädigt worden. Der Angriff galt aber nicht der Bildungseinrichtung sondern einer Gruppe Demonstranten in der Nähe der Schule. In deren Mitte hat sich der Attentäter in die Luft gesprengt. Der Angriff ereignet sich bereits am 11. September, dem 17. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 auf die USA, teilte Reinhard Erös, Gründer der Kinderhilfe am Wochenende mit.
Mädchen im Unterricht
"Gott sei Dank war der Anschlag erst um 8.30 Uhr, als der Unterricht schon begonnen hatte", sagte Erös am Sonntag. Der Arzt mag sich gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn der Attentäter zugeschlagen hätte, als sich die Mädchen noch auf dem Weg zur Schule befanden. So kam kein Schulmädchen und keine Lehrerin körperlich zu Schaden.
Allerdings wurde der langjährige Chowkidar (Torwächter der Schule) Ahmad an beiden Beinen verletzt. Der 55-jährige Vater von sechs Kindern wird im Krankenhaus von Jalalabad behandelt. Die Verletzungen sind minderschwer, sagte Erös. Er geht davon aus, dass der Torwächter in wenigen Wochen wieder arbeitsfähig ist. Bis dahin kümmert sich die Kinderhilfe um dessen Familie.
Rund 1800 Mädchen besuchen die Einrichtung, bei der die Druckwelle der Explosion nahezu alle Fenster zerstört und das eiserne Eingangstor beschädigt hat. Die "Bibi-Hawa" Mädchenschule - "Bibi Hawa" ist der Name der ersten Frau, die Allah erschaffen hat - liegt im Osten Jalalabads, der Hauptstadt der Provinz Nangarhar. Bei dem Anschlag wurde wurden mehr als 50 Menschen getötet und mehr als 150 schwer verletzt, berichtete die Kinderhilfe. Die Taliban wiesen jede Verantwortung zurück, daher geht Erös davon aus, dass die Terrormiliz IS Drahtzieher des Selbstmordanschlags in der Nachbarschaft der Schule ist.
Zwei Wochen Pause
Die Kinderhilfe werde ihre Arbeit fortsetzten, sagte Erös. "Wir haben keinen Anlass zu glauben, dass der Anschlag unserer Schule oder unseren Mitarbeitern gegolten hat." Es gebe auch keine Drohungen. Der reguläre Schulbetrieb an der Bibi-Hawa solle voraussichtlich in zwei Wochen wieder aufgenommen werden. Der Anschlag bei der Schule war nicht der Einzige am 11. September, noch an zwei anderen Orten sprengten sich in Nangarhar Selbstmordattentäter in die Luft und rissen Dutzende mit in den Tod und verletzten Hunderte Menschen. Die Provinz im Osten an der Grenze zu Pakistan gilt als Geburtsstätte der Terrormiliz IS in Afghanistan.
Von Januar bis Juli dieses Jahres wurde die Provinz von mehr als 70 Terroranschlägen erschüttert. Dabei wurden rund 260 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt, ermittelte die afghanische Nichtregierungsorganisation Civilian Protection and Advocacy Group (CPAG). Ihren Bericht sandte die Gruppe an den amerikanischen Sender VOA, der die Zahlen vor wenigen Tagen veröffentlichte. Ein Großteil der Morde geht nach dieser Zählung auf das Konto der Terrormiliz IS.
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